Kartsport Allgemein
26.03.2016
Jonathan Judek hat die Top-Drei im Blick
„Wir freuen uns jetzt, dass die Motoren endlich wieder zum Laufen kommen und wir uns für unsere intensive Vorbereitung belohnen können“, eröffnete der ehemalige Formel 1- und DTM-Pilot die Veranstaltung. Neben zahlreichen Medienvertretern nahm auch die Prominenz des deutschen Motorsports ihren Platz in den Räumlichkeiten des Business Centers ein, darunter der ehemalige Schumacher Manager Willi Weber, sowie ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk und ADAC Motorsport Chef Lars Soutschka.
An diesem Tag jedoch standen andere im Scheinwerferlicht - die Fahrer. Unter diesen war auch Jonathan Judek, der angehende KFZ-Mechatroniker der Daimler AG in Hannover. Der 16-jährige aus Hohenhameln bestreitet in diesem Jahr seinen Rennen in der Klasse IAME X30 Senior. Auf seiner Heimatstrecke in Oschersleben ließ er vor wenigen Tagen bereits sein enormes Potential aufblitzen und holte sich den Gesamtsieg beim Winterpokal. Im Interview verrät Jonathan, warum er sich gegen einen Start in der OK-Klasse entschied, wie das Zusammenspiel zwischen seiner Berufsausbildung und dem Kartsport aussieht und was er sich für die kommenden Rennen, beziehungsweise seiner Zukunft vorstellt.
Jonathan, in diesem Jahr gab es bereits die Weltpremiere der neuen OK-Motoren. Es wurde und wird viel über die neuen Motoren gesprochen, die Mehrheit zeigt sich sehr zufrieden. Dich scheint die ganze Diskussion nicht sonderlich zu interessieren. Warum hast du dich für einen Start bei den X30 Senioren und gegen eine Teilnahme in der OK Klasse entschieden?
Jonathan Judek: „Das hat eigentlich gar nichts so wirklich mit der Leistung oder der Qualität der neuen Triebwerke zutun. Es ist ganz einfach so, dass die Regularien in der OK Klasse ein Mindestgewicht von 145 Kilogramm vorsehen. Da habe ich leider momentan schon ein kleines Übergewicht, welches im Laufe des Jahres noch mehr werden wird. Bei den X30 Senioren beträgt dieses 162 Kilogramm. So habe ich noch genügend Spielraum und bleibe konkurrenzfähig.”
Hast du eine bestimmte Vorstellung, oder einen Plan wie die Saison ablaufen soll - was sind deine Ziele und Erwartungen für 2016?
Jonathan Judek: „Ja, ich habe mir tatsächlich konkrete Ziele gesetzt, weil ich einfach denke, dass man mit einer klaren Richtung vor Augen einfacher zum Erfolg kommt. Bei den ADAC Kart Masters strebe ich in jedem Rennen die Pokalplätze an und möchte am Ende in der Gesamtwertung auf dem Podium stehen. Wenn mein Team und ich unsere maximale Leistung einbringen und über das Limit kommen, halte ich diese Ansprüche definitiv für realistisch.”
Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, liegt mit Sicherheit eine harte und anstrengende Vorbereitung hinter dir. Wie sah dein Training für die kommende Saison aus?
Jonathan Judek: „Die Wintermonate habe ich wie immer zur intensiven Fitnessvorbereitung genutzt, welche sich aus Krafttraining mit meinem Personalcoach und Ausdauertraining mit meinem Bruder Jan zusammensetzt. In die Kartsaison bin ich in Oschersleben zum Winterpokal gestartet. Kommende Woche liegen noch diverse Trainingseinheiten in Kerpen und Hahn auf dem Programm, bis es dann beim Saisonstart des ADAC Kart Masters Anfang Mai ernst wird.”
Wie sehr hilft dir das KSM Schumacher Racing Team und wie läuft die Zusammenarbeit generell innerhalb des Gefüges?
Jonathan Judek: „Diese Saison ist bereits mein zweites Jahr im KSM Schumacher Racing Team. Ich kann nur immer wieder betonen, dass die Zusammenarbeit sehr viel Spaß macht. Einmalig ist der große Erfahrungsschatz aller Teammitglieder, von dem jeder profitiert. Ebenso das verwendete Material und die Bereitstellung von Ersatzteilen lässt für mich als Fahrer keine Wünsche offen. Das Team bietet für mich die optimale Plattform, um mich weiterzuentwickeln und den größtmöglichen Erfolg für mich persönlich zu erreichen.”
Erfolg möchtest du sicherlich auch im späteren Berufsleben haben. Als angehender KFZ-Mechatroniker der Daimler AG in Hannover kombinierst du harte Arbeit mit deiner Leidenschaft. Wie schwierig ist das Zusammenspiel von Berufsausbildung und Kartsport und welche Lösungen gibt es?
Jonathan Judek: „Klar ist es manchmal schwierig beides unter einen Hut zu bekommen. Gerade wenn ich schon donnerstags zu den Rennen fahre. Da ich freitags immer Berufsschule habe, muss ich den Stoff dann in der Woche nachholen, was manchmal sehr anstrengend ist. Aber mit meinem Arbeitgeber, der Daimler AG in Hannover ist das natürlich alles abgesprochen. Auch hier bekomme ich volle Unterstützung für meinen Motorsport, sei es zusätzlicher Unterricht mit meinem Ausbilder oder kurzfristiger Urlaub für anstehende Trainingseinheiten. Andere Freizeitaktivitäten bleiben in der Regel auf der Strecke, aber für meinen Traum, Profi-Motorsportler, nehme ich das gerne in Kauf. Insgesamt kann ich nur eines immer wieder betonen: Wenn man den absoluten Willen dazu hat, dann bieten sich immer Möglichkeiten wie man beides bewerkstelligen kann.”
Wie genau sieht eigentlich deine Zukunftsvorstellung aus? Steht der Traum vom Formel 1-Weltmeister an oberster Stelle, oder konzentrierst du dich eher auf die Ausbildung?
Jonathan Judek: „Für mich hat das erfolgreiche Abschließen meiner Berufsausbildung oberste Priorität. Eine Karriere im professionellen Motorsport wäre natürlich das Allergrößte. Hier müssen aber so viele Faktoren zusammenspielen, dass es leider nur wenigen Fahrern vorenthalten ist diesen Weg zu bestreiten. Natürlich ist es ein großer Traum einmal in der Formel 1 zu starten und diese zu gewinnen, aber ich bin realistisch genug und weiß, dass dies nur mit starken Partnern an meiner Seite möglich ist. Ich plane deswegen auch immer nur von Saison zu Saison und möchte mit guten Ergebnissen überzeugen. Vielleicht findet sich eines Tages ein Sponsor der sagt: 'Jonathan, wir möchten dich auf dem Weg in den professionellen Motorsport begleiten'.”
Am 8. Mai beginnt die Rennsaison für den Niedersachsen. Auf dem Hunsrückring/Hahn findet das erste Rennen des ADAC Kart Masters statt. Schon jetzt haben über 40 Fahrerinnen und Fahrer ihre Teilnahme in der stärksten Kartrennserie Deutschlands zugesichert und versprechen ein spannendes Jahr. Neben dem Rennen in Hahn, gastiert die Rennserie des zweitgrößten Automobilclubs noch in Ampfing, Oschersleben, Kerpen und Wackersdorf. Zum Jahresende plant Jonathan noch den Start bei der X30 Weltmeisterschaft im französischen LeMans.