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FIA WEC
05.11.2017

Dritter WM-Titel in Folge für Porsche in der FIA WEC

Porsche hat beim vorletzten Lauf zur FIA Langstreckenweltmeisterschaft den Fahrer- und Herstellertitel erfolgreich verteidigt. Mit den Plätzen zwei und drei holt das Porsche LMP Team die beiden Pokale zum dritten Mal in Folge nach Zuffenhausen. Dem Werksfahrer-Trio Earl Bamber (NZ), Timo Bernhard (DE) und Brendon Hartley (NZ) reichte Platz zwei im Sechsstundenrennen von Shanghai zum Titelgewinn.

Die Teamkollegen im zweiten Porsche 919 Hybrid – der heute abgelöste Weltmeister Neel Jani (CH), André Lotterer (DE) und Nick Tandy (GB) – kamen in China als Dritte ins Ziel. Ein Defekt zu Rennbeginn hatte die drei zurückgeworfen. Der Sieg im achten von neun WM-Läufen ging an Toyota. Bis zur 174. von 195 Runden sah es so aus, als würde die Hersteller-WM bis zum Finale in knapp zwei Wochen offen bleiben. Dann jedoch musste der zweite Toyota nach einer Kollision einen längeren Boxenstopp einlegen. Dadurch rückten beide Porsche 919 Hybrid jeweils um eine Position auf.

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Die Strecke war konstant trocken bei Außentemperaturen um 15 Grad Celsius. Einmal mehr spielte der verschleißintensive Asphalt auf dem chinesischen Formel-1-Kurs eine entscheidende Rolle.

Startfahrer Nick Tandy kämpft mit beiden Toyota und verteidigt Platz zwei, bis ihn ein Sensorproblem in Runde 19 zurückwirft. Per Funk erhält er Instruktionen zum Start des Backups. Anschließend läuft der 919 wieder, aber der Brite ist Vierter mit 1.15 Minuten Rückstand auf den nun drittplatzierten Schwester-Porsche. Nach 31 Runden tankt das Geburtstagskind nach. Ende der 62. Runde liegt der zweite Stopp an. Neel Jani fährt mit frischen Reifen weiter, er liegt nun eine Runde hinter dem führenden Toyota zurück. Nach 75 gefahrenen Runden tankt der Porsche mit der Nummer 1 in einer Neutralisationsphase („Full Course Yellow“) nach. Im 91. Umlauf wird der Schweizer auch vom zweiten Toyota überrundet. Der nächste Tankstopp steht nach 106 Runden an, dabei wird auch aufgesammelter Gummiabrieb aus dem Frontsplitter entfernt. Jani erhält zwei neue und zwei gebrauchte Reifen. Nach 136 Umläufen wird der 919 Hybrid erneut vollgetankt und neu bereift. André Lotterer übernimmt das Steuer. Er tankt nach 167 Runden (Rennrunde 168) zum letzten Mal. Als der Nummer-7-Toyota nach einer Kollision zur Reparatur muss, rückt Lotterer auf Platz drei nach vorn.

Earl Bamber kann sich nach dem Start kurzfristig auf Position drei verbessern, muss dann aber den schnelleren Nummer-8-Toyota ziehen lassen und ist wieder Vierter. Als der zweite Porsche ein technisches Problem hat, rückt Bamber auf Platz drei nach vorn. Er tankt nach 30 Umläufen und übergibt nach 61 Runden an Brendon Hartley, der neue Reifen erhält. Nach 76 Runden tankt der Neuseeländer unter „Full Course Yellow“ nach. Drei Runden später wird er beinahe von einem LMP2 von der Strecke geschoben. Es gibt einen Kontakt, der aber ohne schwere Folgen bleibt. Ende der 107. Runde tankt Hartley erneut. Die Reifen bleiben drauf, aber die Fronthaube wird getauscht, weil sich darin viel Gummiabrieb gesammelt hat. In der 126. Runde wird Hartley vom führenden Nummer-8-Toyota überrundet. Nach 137 Runden für die Startnummer 2 übergibt er an Timo Bernhard, der mit frischen Reifen weiterfährt. Bernhard tankt nach 166 Runden letztmals nach (Rennrunde 167). Als der Nummer-7-Toyota in der Box steht, rückt der Deutsche auf Position zwei vor.

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Mit dem heutigen Rennen neigt sich eine unglaubliche Story langsam ihrem Ende zu. Sechs WM-Titel und drei Le-Mans-Erfolge – was diese Mannschaft geleistet hat, verdient höchstes Lob. Mit großem Team-Spirit und einem Riesenspaß hat sie ein gemeinsames Ziel verfolgt: Rennen für Porsche zu gewinnen. Das wurde heute einmal mehr mit der Verteidigung beider WM-Titel belohnt. Wir werden etwas länger brauchen, bis wir überhaupt fassen können, was uns speziell in den vergangenen drei Jahren gelungen ist. Ich möchte jedem Einzelnen mein Kompliment aussprechen, der seinen Beitrag für diesen Erfolg geleistet hat, mich aber auch für die Unterstützung bei der Porsche AG weltweit bedanken. Speziell der Vorstand hat uns von Anfang an unterstützt, immer an uns geglaubt und dem Projekt enorme Priorität eingeräumt. Ohne dem wären diese Siege nicht möglich gewesen. Das gilt auch für die tolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern von Beginn an. Jetzt freuen wir uns auf ein spannendes Rennen in Bahrain. Ich bin mächtig stolz darauf, was in den vergangenen Jahren entstanden ist.“

Andreas Seidl, Teamchef: „Zu allererst mein Glückwunsch an Toyota zu einer wirklich starken Vorstellung im heutigen Rennen. Glückwunsch aber auch an Earl Bamber, Timo Bernhard und Brendon Hartley zum Gewinn der Fahrermeisterschaft. All diese Titel und Rennen drei Jahre hintereinander zu gewinnen, ist für uns sicherlich eine sensationelle Geschichte. Zur gleichen Zeit sind wir natürlich enorm erleichtert, dass wir beide Meisterschaften schon ein Rennen vor dem Saisonende besiegeln konnten. Nach der Ankündigung, die WEC am Ende des Jahres zu verlassen, war die Situation in den vergangenen Monaten nicht einfach. Aber wir haben die Konzentration aufrecht erhalten und konnten uns gegen Saisonmitte ein Punktepolster erarbeiten. Wir sind sehr glücklich, dass sich dies heute ausgezahlt hat. Ein großes Dankeschön an unsere Kollegen daheim in Weissach für die großartige Arbeit, die sie in diesem Jahr wieder gemacht haben. Ein großes Dankeschön auch an das Team hier an der Strecke, das Rennen für Rennen trotz des großen Drucks einen tollen Job abgeliefert hat. Und natürlich Dankeschön an unsere sechs fehlerlosen Fahrer. Was sie geleistet haben, war sensationelles Teamwork – auch zwischen beiden Autos.“

Neel Jani (33, Schweiz): „Wir vom Auto Nummer 1 haben in diesem Jahr anscheinend kein Glück. Der Sensordefekt am Gaspedal kostete uns das Rennen. Allerdings hätten wir wohl kaum beide Toyota einholen können, von daher ist nicht allzu viel verloren. Jetzt müssen wir diese Pechsträhne in Bahrain enden lassen – ein Sieg wäre toll. Meine Gratulation an die Crew unseres Schwesterautos zum Gewinn des Weltmeistertitels.“

André Lotterer (35, Deutschland): „Cool, dass wir mit beiden Porsche den Sprung aufs Podium geschafft haben, und Glückwunsch an die drei Kollegen zum Fahrertitel. Schön, dass wir auch die Herstellermeisterschaft gewonnen haben, das Team hat einen Topjob gemacht. Für uns lief es etwas schwieriger nach dem Problem am Anfang. Danach haben wir das Rennen eigentlich nur noch heimgefahren.“

Nick Tandy (33, Großbritannien): „Das Sensor-Problem war wirklich großes Pech, denn bis dahin wir konnten mit den beiden Toyotas kämpfen. Leider haben wir fast eine Runde durch den Vorfall verloren. Danach hätte uns nur eine Safety-Car-Phase oder eine extrem glückliche Neutralisationsphase wieder zurück in den Spitzenkampf bringen können. Immerhin hatten wir Glück, überhaupt im Rennen zu bleiben. Toll, dass das Problem so schnell behoben werden konnte. Glückwunsch an Timo, Brendon und Earl!“

Earl Bamber (27, Neuseeland): „Weltmeister – das klingt einfach unglaublich! Das Team musste das ganze Jahr dafür hart kämpfen, jetzt haben wir beide Titel eingesackt. Ich fuhr zu Rennbeginn einen Doppelstint. Es war okay, aber anscheinend waren wir nicht auf den richtigen Reifen. Ich habe versucht, mit ihnen so gut wie möglich über meine 60 Runden zu haushalten. Sie haben das tatsächlich sehr, sehr gut überstanden. Aber wir hatten keine Chance gegen die Toyota. Also war die Aufgabe, Platz drei sicher ins Ziel zu bringen. Jetzt liegt ein einzigartiges Wochenende hinter uns. Ich kann gar nicht glauben, dass es erst vier Jahre her ist, dass ich 2013 meinen allerersten Titel mit Porsche eingefahren habe.“

Timo Bernhard (36, Deutschland): „Der zweite WM-Titel ist Wahnsinn, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Es ist eine Ehre, für das Porsche LMP-Team und die Marke zu fahren, einfach mega. Ich bin erleichtert, dass wir gemeinsam beide Titel errungen haben. Jetzt können wir beruhigt nach Bahrain reisen. Mein Stint war gut, aber er stand natürlich unter der Premisse, dass uns Platz drei reicht. Ich hätte noch zulegen können, aber das mussten wir ja nicht mehr. Wir haben sogar etwas Tempo herausgenommen, um das Auto sicher über die Distanz zu bringen. Um Toyota ärgern zu können, hat das letzte Bisschen gefehlt. Aber das Auto hielt durch und die Crew hat wieder einen sensationellen Job abgeliefert – darum geht es im Langstreckensport ja auch. Vielen, vielen Dank an alle und natürlich auch an Brendon und Earl.“

Brendon Hartley (27, Neuseeland): „Ich war als zweiter Fahrer an der Reihe und blieb 76 Runden im Auto. Der erste Stint war harte Arbeit, weil wir viel Abtrieb verloren hatten. Beim Stopp wechselten wir die Nase, das brachte Verbesserung in dieser Hinsicht. Aber wir hatten einen Reifensatz weniger als unsere Konkurrenten, weil wir einen im Qualifying verloren haben. Damit war die Sache eigentlich schon gelaufen. Wir haben ein unfassbares Jahr erlebt. Nach Le Mans jetzt auch den Weltmeistertitel gewonnen zu haben – das wird eine Weile dauern, bis das bei mir wirklich ankommt. Meine vergangenen Wochen waren etwas hektisch, aber diesen Moment mit Timo und Earl teilen zu dürfen, daran werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern.“