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Formelsport Allgemein
13.04.2017

Binder vor dem Saisonauftakt zur World Series Formula V8 3.5

Während zuhause im Zillertal schön langsam das Finale des Skiwinters eingeläutet wird, lauft bei Rene Binder längst der Countdown zum Saisonauftakt der World Series Formel V8.

Am 15. April schlägt die World Series in Silverstone im Rahmenprogramm der FIA Langstrecken WM ein neues Kapitel auf. Wie hoch sind deine Erwartungen nach der Vertragsverlängerung mit Lotus 3.5 gesteckt?
Rene Binder: „Ich bin gut vorbereitet und freue mich auf meine zweite Saison mit Lotus. Die letzten offiziellen Tests in Spanien sind für uns sehr positiv verlaufen, vor allem der in Jerez, wo ich zum Abschluss am Nachmittag noch eine Bestzeit markieren konnte.“

Dein Teamkollege heißt in dieser Saison Pietro Fittipaldi und ist der Enkel der zweifachen F1-Weltmeisters und Indycar-Champions, Emerson Fittipaldi.
Rene Binder: „Pietro hat sich sehr stark entwickelt und gehört zum engsten Favoritenkreis. Er hat auf jeden Fall das Fittipaldi-Gen und wenn er sein Ziel erreicht, hat er sogar Chancen, direkt in die Formel 1 aufzusteigen. Dass er dabei von Multimilliardär Carlos Slim unterstützt wird, ist natürlich auch kein Nachteil. Für mich ändert sich für dadurch allerdings nichts, weil ich auch selbst vorhabe, noch einmal einen Gang höher zu schalten.“ 

Du warst 2016 immerhin fünfmal am Podium und in Monza schon knapp an deinem ersten Sieg in der World Series dran.
Rene Binder: „Den möchte ich möglichst bald nachholen, aber es ist noch viel wichtiger sein, immer und überall konkurrenzfähig zu sein und konstant zu punkten. Lassen wir uns einfach überraschen. Es wird an der Spitze wieder extrem eng, was man auch an den insgesamt sehr schnellen Rundenzeiten gesehen hat. Wir haben in Jerez sogar die Bestzeiten der GP2 aus dem Vorjahr unterboten.“

In zwei Wochen werden wir die World Series also erstmals im Rahmen der FIA Langstrecken WM erleben.
Rene Binder: „Ein ganz, ganz wichtiger Schritt für die Serie und wir hoffen natürlich, dass wir den Langstreckenfans ein paar spannende Rennen bieten können. Die FIA WEC hat uns jedenfalls schon einmal sehr prominent in ihre Saisonvorschau mitaufgenommen.“

Auf welche Rennen freust du dich am meisten?
Rene Binder: „Eigentlich auf alle und ganz besonders auf die beiden Überseerennen in Austin und Mexico City. Das einzige, was mir fehlt ist ein Stadtkurs. Nur schade, dass es mit der FIA Formel 2 eine Terminüberschneidung gibt, sonst hätte ich in Monaco gerne einen Gaststart bestritten.“

Der Nachwuchsrennsport durchlebt im Moment ja sehr schwierige Zeiten. Inwieweit beschäftigt das einen jungen Fahrer?
Rene Binder: „Wir reden natürlich oft über Fehlentwicklungen in unserem Sport. Über die Politik und über weit überzogene Budgets. Man hat inzwischen immerhin das Gefühl, dass von der Formel 1 ausgehend, schön langsam etwas Positives in Bewegung kommt.“ 

Kann die World Series dauerhaft neben der FIA Formel 2 bestehen? 
Rene Binder: „Davon sind wir überzeugt, aber nur dann, wenn sie sich nicht mehr nur als eine reine Nachwuchsserie darstellt. Und sie muss innerhalb der nächsten paar Monate auch Ihr neues technisches Konzept präsentieren.“

Der neuer Rechteinhaber der World Series, Dentsu Aegis, beschäftigt weltweit mehr als 23.000 Menschen und berät immerhin Weltkonzerne wie Coca Cola oder Panasonic in Sachen Kommunikation und Marketing.
Rene Binder: „Eine Agentur dieser Größenordnung darf man natürlich nicht unterschätzen. Wir haben in Jerez gehört, dass wir über die neuen Medien schon bald eine wesentlich bessere Vermarktung erleben werden. Außerdem steht man offenbar schon mit neuen Sponsoren in Verhandlung, um dann auch die Fernsehvermarktung zu verbessern. Die nächsten paar Monate werden also wirklich spannend und zwar nicht nur auf der Rennstrecke.“

Abschließend der Blick zum Saisonauftakt in Silverstone, wo Lotus 2016 ja einen Doppelsieg feiern konnte.
Rene Binder: „Es wäre natürlich schön, diesen Erfolg zu wiederholen, aber ich denke jetzt noch nicht in Resultaten, sondern versuche, meinen Fahrstil in den letzten Detailbereichen zu optimieren. Da gibt es ein paar Kurvenpassagen, da bin ich kaum zu schlagen, aber in anderen muss ich noch an mir arbeiten, um ein paar eingespielte Automatismen loszuwerden. Da geht’s um Abläufe, die sich im Hundertstelbereich, das heißt im Unterbewusstsein abspielen. Einen Bremspunkt da und dort 5 Meter früher zu setzen, um dafür im Kurvenausgang etwas mehr Speed zu gewinnen, kann manchmal den entscheidenden Unterschied ausmachen. Wie man bei den Tests gesehen hat, bin ich aber auf einem guten Weg.“