Nach dem Qualifying klagte Jürgen Alzen noch über seine Reifen. Die wollten irgendwie keinen Grip aufbauen. Der Betzdorfer wirkte ratlos. Für das erste Rennen wenige Stunden später scheint das Team jedenfalls die richtige Mischung gefunden zu haben. Von der zweiten Startposition aus setzte sich Jürgen Alzen gleich an die Spitze und gab diese auch unter Druck nicht mehr ab. Jürgen Bender blieb zwar das komplette Rennen über dran, kam aber nie richtig in Schlagdistanz. Am Ende trennte die beiden GT-Boliden etwas über zwei Sekunden.
Bender revanchierte sich dafür am Sonntag. Fast könnte man sagen, Jürgen Bender fuhr an diesem Tag in einer eigenen Liga. Der Meister von 2016 war bärenstark unterwegs und ließ der Konkurrenz diesmal keine Chance. Erst gegen Ende, als Bender den Speed reduzierte, kam Mario Hirsch wieder etwas näher. Mit 3,839 Sekunden Vorsprung brachte der Corvette-Pilot den Erfolg jedoch sicher über die restliche Zeit: „Wir haben beim ersten Rennen etwas ausprobiert, was nicht so ganz geklappt hat. Heute griffen wir auf unser Altbewährtes zurück und das hat funktioniert. Am Anfang kam ich gleich sehr gut weg, musste aber zwei Runden kämpfen. Dann konnte ich mich etwas absetzen und die Führung ausbauen und ins Ziel bringen.“
Becker und Hirsch entern Treppchen
Souveräner Gesamtdritter wurde im ersten Heat Ulrich Becker, der den Speed der beiden Vorderen jedoch nicht mitgehen konnte. „Mein Start heute war das A und O. Die Ampel ging aus und ich konnte sofort gut beschleunigen. Kurzfristig war ich auf Zwei, den Platz hätte ich ohnehin nicht halten können. Die beiden Führenden musste ich ziehen lassen. Nach hinten konnte ich einen Abstand herausfahren und das Rennen kontrolliert nach Hause bringen“, so Becker. Da Michael Bäder (BMW M3 V8 Kompressor) und Mario Hirsch (Mercedes AMG GT3) zunächst hinter Henk Thuis (Pumasx RT) festhingen, verloren beide den Anschluss. Somit konnte Becker mit beruhigendem Abstand über den Zielstrich schießen.Nicht nur Becker dürfte der enge Dreikampf Freude bereiten haben, auch die zahlreichen Zuschauer waren aus dem Häuschen. Mit hauchdünnem Abstand fegten die drei Sportwagen um den Kurs. In Runde sieben waren sowohl Bäder als auch Hirsch vorbei. Doch der Mercedes-Pilot konnte sich die Position von Bäder nicht mehr zurückholen, der sich somit mit dem vierten Rang noch den zweiten Platz vor Hirsch bei den Klasse 1 Fahrzeugen holte. „Nach dem Rennen macht es jetzt Spaß. Aber während des Rennens brauchte ich volle Konzentration. Ein kleiner Fehler und das Ding wäre erledigt gewesen. Auf der langen Geraden Richtung Spitzkehre konnte ich auf Grund meiner Leistung Boden gut machen, aber bis ins Motodrom war er wieder an mir dran. Und dann ging das Spiel immer wieder von vorne los. Es war brutal hart“, gab Bäder zu Protokoll. Henk Thuis kam zwar nicht mehr mit, freute sich aber über den Sieg in der Sonderklasse vor Jörg Lorenz (Porsche dp 935) und Johannes Kreuer (Donkervoort D8R).
Im zweiten Rennen hieß es diesmal Mario Hirsch gegen Jürgen Alzen. Am Vortag hatte der Mercedes-Pilot noch Pech, als ihm ein verlorenes Teil des vor ihm fahrenden Pumaxs die Bremsbelüftung lahmlegte. Was ohne das Handicap möglich gewesen wäre, zeigte der Bayer am Sonntag. Mit dem AMG GT3 von Race-Art.eu setzte sich Hirsch sogleich an die zweite Position, spürte aber den Atem von Jürgen Alzen im Nacken. Keine einfache Situation, wie Hirsch zugab. Den Nordschleifenspezialisten hatte der Zweitplatzierte dennoch gut im Griff. „Heute hat es so funktioniert, wie wir uns das vorgenommen hatten. Es galt in den ersten Runden möglichst viel Abstand herauszufahren, so dass ich bei der Parabolika von den schnelleren Autos nicht überholt werden kann. Die anderen Autos haben mehr Leistung und so 20 km/h mehr Topspeed. Der Plan hat funktioniert. Mit Jürgen Alzen war es nicht gerade einfach, da er bekanntlich sehr zweikampfstark ist. Es hat Gott sei Dank gut geklappt.“ Auch der Drittplatzierte zeigte sich mit seiner Leistung im Grunde zufrieden. Mit seinem zweiten Klassensieg brachte sich der Betzdorfer in eine gute Ausgangsposition auf den ersten Metern des Meisterschaftskampfes. „Wir hatten heute ein Problem beim Rennen, weil uns etwas Kurioses passiert ist. Im Parc Ferme gestern beim Abstellen ist das Getriebe verraucht, dadurch hatten wir heute Probleme mit der Anzeige. Wir hatten keine Anzeige, also weder Gang oder Grip, eigentlich gar nichts“, berichtete Alzen.
Doppelt hält besser
In den einzelnen Klassen gab es gleich mehrere Doppelsieger. Henk Thuis sicherte sich zum zweiten Mal die Spezialklasse vor Jörg Lorenz (Porsche dp 935) und Johannes Kreuer (Donkervoort D8R). Als zweimaliger Gesamtachter sah Jorma Vanhanen (Porsche 997 GT3 WRS) das schwarz-weiß karierte Tuch. Der Finne hat die Klassenkonkurrenz um Klaus Horn (Porsche 997 GT3 Cup) und Tjarco Jilesen (Porsche 991 GT3 Cup) gut im Griff. In der 2T siegte am Sonntag Jochen Ayasse (Audi RS4), nachdem am Vortag die Antriebswelle noch ihren Dienst quittiert hatte.Die Division 2 ging indes zweimal an Eric van den Munckhof, der in beiden Rennen noch René Freisberg (Audi TT RS) abfing. „Für mich war zunächst einmal alles neu. Aber von Anfang an hat es gut geklappt und die Rundenzeiten waren gut. Nach einer Viertelstunde bekam ich Probleme mit der Bremse und den Reifen. Das hatten die anderen aber auch. Ich konnte an René Freisberg Richtung Spitzkehre vorbei. Er ist anschließend die ganze Zeit hinter mir gefahren und wir haben um den Sieg gekämpft. Das war ein schöner Fight“, freute sich van den Munckhof über den gelungenen Einstand“, so van den Munckhof. „Insgesamt war es ein sehr guter Einstand mit dem neuen Auto. Die Zeiten waren stark vom Wetter und der Strecke abhängig. Mit der 1.48 im Quali habe ich das Potential gezeigt. Leider fehlt uns der Topspeed auf den langen Geraden. Das konnte Eric van den Munckhof nutzen“, erklärte Freisberg. Während van den Munckhof zweimal vor Niclas Dymek (BMW 328i E36) die Klasse 4 gewann, siegte René Freisberg in beiden Rennen vor Sophie Hofmann (VW Scirocco) in der Klasse 4T.
Sieger der 5T wurde zweimal Ralf Glatzel, der seine beiden Teamkollegen Michael Bräutigam und Wodan Munding (alle Ford Fiesta ST) in Schach hielt. „Es war ein sehr heißes Rennen. Die Reifen haben stark abgebaut und extrem geschoben. Ich hatte noch Probleme mit meiner Motortemperatur. Ansonsten war es ein kontrolliertes Rennen. Mit dem Einsatzteam bin ich auch zufrieden. Die haben ihren Job gut gemacht“, erzählte Glatzel. In der Klasse 6 siegte der Dritte der Division 2 Eric Bänecke im schönen BMW 320i E46 ebenfalls zweimal.