Dienstag, 26. November 2024
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24h Nürburgring
28.09.2020

Zwei Porsche unter den Top-Ten beim schwierigen Eifel-Klassiker

Dauerregen, Unfälle, Rennabbruch über fast neun Stunden: Porsche hat mit seinen Kundenteams trotz schwerster Bedingungen beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife sechs der sieben 911 GT3 R ins Ziel gebracht. Als bestes Auto hat die Startnummer 31 von Frikadelli Racing mit dem Werksfahrer Mathieu Jaminet (Frankreich), den Deutschen Lars Kern und Lance David Arnold sowie dem Belgier Maxime Martin Platz sieben erreicht. Die Startnummer 25 von Huber Motorsport mit Patrick Kolb, Marco Holzer, Nico Menzel (alle Deutschland) und Lorenzo Rocco di Torrepadula (Schweiz) konnte die gesonderte Pro-Am-Wertung in der GT3-Klasse für sich entscheiden. 

Ständig wechselnde Witterung mit zum Teil heftigem Starkregen sorgte in der Nacht für eine knapp neunstündige Unterbrechung des Langstreckenklassikers. Schon im Vorfeld stand der Sportwagenhersteller vor großen Herausforderungen: Nach drei positiven Covid-19-Test innerhalb des Teams bei den 24 Stunden von Le Mans hatte Porsche Motorsport als Vorsichtsmaßnahme die Anreise aller dort beschäftigten Mitarbeiter zum Nürburgring ausgeschlossen. Dies betraf auch alle Fahrer mit Werksvertrag. Daraufhin mussten in kürzester Zeit nahezu alle 911 GT3 R-Crews neu besetzt werden. Das von den Fans „Grello“ genannte Kult-Auto von Manthey-Racing konnte gar nicht an dem Nürburgring-Saisonhöhepunkt teilnehmen.

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Nach einem durchwachsenen Top-Qualifying befanden sich die über 500 PS starken Kundensport-Topmodelle von Porsche schnell auf dem Vormarsch. Bei zunächst nachlassenden, dann immer heftiger einsetzenden Niederschlägen machten speziell die beiden KCMG-Rennwagen schnell Fortschritte. Zum Zeitpunkt der Rennunterbrechung gegen 23:15 Uhr rangierte die Nummer 18 der beiden Markenbotschafter Timo Bernhard und Jörg Bergmeister (beide Deutschland), des Werksfahrers Earl Bamber (Neuseeland) und des Norwegers Dennis Olsen auf Rang fünf. Das Nummer-19-Schwesterauto des Doppelstarters Olsen, Josh Burdon (Australien), Alexandre Imperatori (Schweiz) und Edoardo Liberati (Italien) stand beim Restart auf der neunten Position. Dahinter folgte bereits die Nummer 31 von Frikadelli Racing. Noch immer lagen fünf 911 GT3 R in der gleichen Runde mit dem Führenden.

Als das Rennen um 8:00 Uhr morgens wieder aufgenommen wurde, setzten die bestplatzierten Porsche ihre Aufholjagd zunächst fort. Olsen fuhr mit der Startnummer 18 bis zeitweise auf Rang drei vor. Dann warf eine unglückliche Reifenwahl, eine Boxenstoppstrafe und zuguter Letzt eine Kollision bei einem Überrundungsmanöver dieses Auto aus den Top-Ten. Das Schwesterauto musste nach dem Kontakt mit einem langsameren Teilnehmer ganz aufgeben. Damit übernahm der Frikadelli Racing-Neunelfer mit der 31 für Porsche die Rolle der Speerspitze: Jaminet steuerte den Rennwagen auf Rang sechs über die Ziellinie, eine nachträglich hinzugerechnete Einminuten-Zeitstrafe kostete eine weitere Platzierung. Die Positionen zehn und elf gingen an die beiden 911 GT3 R von Falken Motorsports. Am Steuer: jeweils Klaus Bachler (Österreich) und Werksfahrer Sven Müller (Deutschland). Bei der Startnummer 44 teilte sich das Duo das Cockpit mit Peter Dumbreck (Großbritannien) und Martin Ragginger (Österreich), in der Nummer 33 hatten sie Werksfahrer Dirk Werner und Christian Engelhart (beide Deutschland) an ihrer Seite.


Stimmen nach dem Rennen

Sebastian Golz (Projektleiter Porsche 911 GT3 R): „ADAC 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring – das war eine emotionale Achterbahn für alle Beteiligten. Reifenschaden, Strafen und die nicht immer richtige Reifenentscheidung haben dazu geführt, dass der Kampf um die Spitze in diesem Rennen nicht für uns bestimmt gewesen ist. In der ,Grünen Hölle' kann alles passieren, und es hat uns in diesem Jahr schwer getroffen. Dafür sind wir sehr glücklich über Platz eins in der Pro-Am-Wertung von Huber Motorsport. Das gibt uns einen zusätzlichen Antrieb, im nächsten Jahr wieder um den Sieg zu kämpfen.“

Earl Bamber (Porsche 911 GT3 R #18): „In der Mitte des Rennens waren wir wirklich stark unterwegs, aber dies ist nicht das Ergebnis, das wir uns ausgemalt hatten. Der Kontakt mit dem anderen Auto hat uns zwei Runden gekostet. Auto und Team haben eine starke Vorstellung gezeigt, nur bei gemischten Bedingungen fehlte es uns ein wenig. Wir wollen im nächsten Jahr zurückkehren und es dann noch besser machen. Danke allen, die mir diesen Einsatz so kurzfristig ermöglicht haben.“

Timo Bernhard (Porsche 911 GT3 R #18): „Das war ein sehr wildes Rennen unter unheimlich schwierigen Bedingungen. Phasenweise konnten wir zeigen, dass wir gut dabei waren. Das Resultat ist natürlich nicht das, was wir uns gewünscht haben oder das auch möglich gewesen wäre. Im Endeffekt war es wichtig, ins Ziel zu kommen. Ich denke, wir haben Porsche gut ausgeholfen. Auf jeden Fall hat es noch einmal richtig Spaß gemacht.“

Marco Holzer (Porsche 911 GT3 R #25): „Auch wenn der Nürburgring ja immer viel verspricht, aber dies war eines der verrücktesten 24-Stunden-Rennen, die ich hier je erlebt habe – Regen, Aquaplaning, Asphalttemperaturen von vier Grad. Dass wir da so unbeschadet durchgekommen sind, stimmt uns umso glücklicher. Vor dem Wochenende haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Pro-Am-Klasse zu gewinnen, das ist uns gelungen. Der Porsche lief ohne das kleinste Problem wie ein Uhrwerk.“

Norbert Siedler (Porsche 911 GT3 R #30): „Das Rennen haben wir uns natürlich ganz anders vorgestellt. Etwa drei Runden vor dem Abbruch mussten wir die Lichtmaschine tauschen und büßten dadurch eine Runde ein. Rückblickend hätten wir diese Reparatur vielleicht etwas verschieben sollen. Aber wir sind zufrieden, dass wir das Rennen unter diesen schwierigen Bedingungen zu Ende fahren konnten.“

Lars Kern (Porsche 911 GT3 R #31): „Bester Porsche, das ist prinzipiell ein gutes Ergebnis. Aber wir konnten unsere Regenreifen nie ins richtige Arbeitsfenster bringen. Im Trockenen waren wir schnell, doch leider hat es bis auf vier oder fünf trockenen Runden die ganze Zeit geregnet. Trotz der kurzfristigen Umbesetzung haben wir eine vernünftige Teamleistung abgeliefert.“

Dirk Werner (Porsche 911 GT3 R #33): „Der erste Stint im Trockenen mit Slicks auf unserem Porsche machte richtig Spaß, auch wenn der Asphalt teilweise noch etwas rutschig war. Das Auto in der Nacht und am frühen Morgen auf der Straße zu halten, war ein hartes Stück Arbeit. Das 24-Stunden-Rennen hat uns wieder einmal vor große Herausforderungen gestellt, speziell wegen der immer wieder wechselnden Witterungsbedingungen auf dieser schwierigen Strecke. Ich hoffe, dass im kommenden Jahr die Fans wieder vor Ort live dabei sein dürfen.“

Sven Müller (Porsche 911 GT3 R #44): „Wir mussten am Schluss mit Regenpneus ins Trockene fahren, haben aber unseren zehnten Platz heimgebracht. Generell hat es uns im Regen wie im Trockenen an Schnelligkeit gefehlt. In meinem letzten Stint ging es nur noch darum, die Position zu verwalten.“