Titelgewinn im virtuellen Motorsport beschert ihm das reale Cockpit
„Es ist beeindruckend, wie Tim die Dinge umsetzt. Er hält sich an das, was man ihm sagt, arbeitet sehr professionell – und er macht nichts kaputt“, beschreibt Schneider die Vorzüge seines Schützlings. Dabei klingt die Geschichte des Tim Heinemann wie ein modernes Märchen. 2010 und 2011 fuhr er Kartrennen, aber mehr als Hobby. Er wechselte zum SimRacing und fand im virtuellen Motorsport in die Erfolgsspur. 2018 gewann er eine im DTM-Umfeld von Mercedes ausgeschriebene virtuelle Meisterschaft. Der Lohn: Testfahrten im GT4- und GT3-Sportwagen – unter den Augen von Bernd Schneider, und gegen den Rekordmeister. Schneider war verblüfft: „Tim war genauso schnell wie ich.“ Und das, obwohl mit Langstrecken-Spezialist Manuel Metzger noch ein Rennfahrer an Tims Seite saß. „Im GT4 war ich einen Tick schneller“, korrigiert Heinemann mit einem Lächeln und ergänzt mit tiefer Dankbarkeit: „Bernd spielt eine große Rolle. Wir haben fast täglich Kontakt, und er hilft mir mit Rat und Tat.“Es ist ein starkes Paket, auf das Tim Heinemann bauen kann. Bernd Schneider zählt genauso dazu wie der ausgereifte Mercedes-AMG GT und vor allem das Team HP Racing International. Daniel Weber hat als Teammanager und Fahrzeug-Ingenieur eine Schlüsselfunktion. „Wir sind ein kleines Team, wir sind wie eine Familie“, sagt Weber. Dass der Rennstall aus dem baden-württembergischen Weil der Stadt nur ein Auto einsetzt, hat Vor- und Nachteile: Einerseits gibt es keinen Teamkollegen, mit dem Tim Heinemann die Daten vergleichen könnte, andererseits konzentriert sich das Team zu hundert Prozent auf ihn. „Wir ziehen an einem Strang, jedes Wochenende aufs Neue“, so Weber.
Nächstes Ziel: mit einem GT3-Sportwagen in der DTM
„Die Vorbereitung von Tim auf die Rennen ist einfach mega“, sagt der Fahrzeug-Ingenieur. „Er zieht sich endlos Daten und Videos rein und setzt all das beim Rennen fehlerlos um. Er geht unglaublich konzentriert zu Werke, ist sehr ehrgeizig, hinterfragt alles, verträgt auch Kritik und ist immer auf den nächsten Schritt fokussiert.“ Der nächste Schritt – das ist die große Frage. Wohin führt ihn sein Weg nach diesem Titelgewinn? „Ich sehe ihn in der GT3, am besten in der DTM“, sagt Bernd Schneider. „Wir würden ihn gern behalten und mit ihm den Weg weitergehen“, ergänzt Daniel Weber. Und wie lautet das Ziel von Time Heinemann? „Ich will mich weiterentwickeln, will nicht stehen bleiben. Also würde ich gerne eine Stufe aufsteigen, am liebsten in die GT3. Mein Ziel ist die DTM, das wäre mein Traum“, fasst Tim Heinemann seine Pläne in Worte.Heinemann, in Essen geboren und in Heinsberg aufgewachsen, wohnt mittlerweile in Fichtenberg. Als Industriekaufmann arbeitet er bei einem Fahrwerks-Unternehmen, das auch im Motorsport aktiv ist und zu dem auch ein SimRacing-Anbieter gehört. Da schließt sich der Kreis. Am liebsten sitzt er im Cockpit. Zeit verbringt er aber auch mit SimRacing, beim Laufen und beim Tennis. Selbst bezeichnet er sich als Spaßvogel, „als lockeren Typ, mit dem man Spaß haben kann.“ Im Fahrerlager wirkt Tim Heinemann allerdings eher anders, eben konzentriert, fokussiert. So ist Bernd Schneider auch sicher, dass Tim Heinemann seinen Weg machen wird, allein schon aufgrund seines „beeindruckenden Speeds“, und der ist im Motorsport immer noch das Wichtigste.