Das 15-minütige Sprintrennen war von zahlreichen Führungswechseln und einem überraschenden Ausgang gekennzeichnet. Sindre Setsaas aus Norwegen (CoRe Simracing) übernahm zunächst die Spitze, stand aber unter Druck durch Ellis und den Spanier Alejandro Sánchez (MSI eSports). Nach einem Ausrutscher in Runde 4 fiel Setsaas zurück und VRS Coanda-Pilot Joshua Rogers übernahm Rang 1 vor Ellis und Sánchez. Nach einer Kollision im „Arnage“-Abzweig mit Ellis war der Australier Fünfter, holte erneut auf und setzte sich mit einem sehenswerten Manöver wieder auf die erste Position: Er schlüpfte vor der „Indianapolis“-Passage durch eine Lücke zwischen Sanchez und Ellis hindurch. Damit sah der 20-Jährige bereits wie der sichere Sieger aus, musste aber – wie viele andere Teilnehmer auch – kurz vor dem Ziel noch einen Boxenstopp einlegen. Dies spülte Ellis an die Spitze, der vor Sebastian Job und dessen Landsmann Jamie Fluke (Apex Racing UK) siegte.
Im Hauptrennen über 30 Minuten ging Ellis von der Pole-Position zunächst vor Job, Fluke, dem Franzosen Johann Harth (Apex Racing UK) und Jeff Giassi aus Brasilien (Positive SimRacing) in Führung. Auf den langen Geraden des 13,626-Kilometer-Kurses, auf dem auch die 24 Stunden von Le Mans ausgetragen werden, entstand ein spannender Windschattenkrimi: Mehrfach wechselten sich Ellis und Job an der Spitze ab, bis sich Ellis in Runde fünf vor dem „Mulsanne“-Abzweig verbremste und auch Fluke zu einer weiten Linie zwang. Damit rückten Harth und Benecke (Redline) – der als Zehnter gestartet war – auf die Positionen zwei und drei hinter Job vor. Dieses Trio machte auch den Kampf um den Sieg in den letzten drei Runden unter sich aus. Benecke wartete mit seiner Schlussattacke taktisch clever bis zur Finalrunde und bremste sich erst vor „Indianapolis“ an Harth vorbei an die Spitze, die er vor und in den Porsche-Kurven gegen einen Konter verteidigen konnte. Für den Deutschen war es nach seiner dominierenden Vorstellung in Barcelona bereits der dritte Laufsieg der Saison.
Titelverteidiger Rogers erlebte einen Null-Punkte-Nachmittag und rutschte in der Zwischenwertung auf Rang drei ab. Er war als Tabellenerster zum vierten Rennwochenende der Saison angetreten Als neuer Spitzenreiter rückte Sebastian Job mit 217 Punkten auf Platz eins vor, gefolgt von Maximilian Benecke (193) auf Position zwei. Als nächste Station macht der Porsche TAG Heuer Esports Supercup am 4. Juli auf der Nürburgring-Nordschleife Halt. Die legendäre, in Kombination mit dem Grand Prix-Kurs bis zu 25,9 Kilometer lange Berg- und Talbahn zählt zu den schwierigsten Herausforderungen im Rundstreckensport überhaupt.
Stimmen nach dem Rennen
Maximilian Beneke (Redline Fanatec): „Der zehnte Platz im ersten Lauf war eine gute Ausgangsposition für das Hauptrennen. Unser Auto lag insbesondere in den Porsche-Kurven sehr gut. Ich wusste: Wenn ich in der letzten Runde nach der ,Indianapolis’-Kurve vorne bin, habe ich eine Chance auf den Sieg. Aber das Anbremsen ist an dieser Stelle besonders trickreich: Im Windschatten bist du locker fünf km/h schneller als sonst. Ich freue mich riesig über diesen Erfolg. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ein perfektes Ergebnis im Kampf um die Meisterschaft.“Yohann Harth (Apex Racing UK): „Der Schlüssel für dieses Resultat war der enorme Windschatten, der hier in Le Mans den Ausschlag macht. Ohne ,Slipstream' wäre ich nie so weit nach vorne gefahren. Le Mans zählt zwar nicht gerade zu meinen Lieblingsstrecken, aber ich bin natürlich happy, dass ich hier mein bislang bestes Ergebnis feiern darf.“
Sebastian Job (Red Bull Racing Esports): „Das lief heute alles ziemlich gut für mich. Nach den Trainingssessions war mir klar, dass wir hier in Le Mans viele Zweikämpfe und Unfälle sehen würden. Ich bin die Sache daher bewusst relaxt angegangen und wollte mich aus allen Scharmützeln heraushalten. Das hat prima funktioniert. Der Sieg stand für mich hier nicht an erster Stelle, sondern die Meisterschaft.“