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Formel 1
24.06.2020

Rückkehr zum Rennsport – die „neue Normalität“ für die F1-Teams

Anfang Juni kehrte das Mercedes-AMG Petronas Formel 1 Team nach einer 63-tägigen Shutdown-Phase in Folge der COVID-19-Pandemie an die Arbeit zurück, um sich auf die anstehenden Rennen vorzubereiten. Dabei wurden jene Vorschriften und Abläufe genau unter die Lupe genommen, die ab sofort die „neue Normalität“ darstellen. 


Welche Maßnahmen wurden unternommen, um sichere Arbeitsbedingungen in den beiden F1-Fabriken zu gewährleisten? 

Sowohl das Mercedes F1 Technologiezentrum in Brackley als auch jenes in Brixworth wurden bereits vor dem Ende des Shutdowns auf Social Distancing vorbereitet. Dadurch wurde sichergestellt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnten. Bevor die Teammitglieder wieder in die Fabrik durften, mussten sie eine Online-Einweisung durchlaufen, um sich mit den Maßnahmen vertraut zu machen. Sobald unsere Kollegen an der Fabrik ankommen, wird ihre Temperatur gemessen und dadurch sichergestellt, dass sie kein Fieber haben. In der gesamten Fabrik wurden Schilder angebracht, um alle Mitarbeiter an die Hygiene-Vorschriften und das Social Distancing zu erinnern. Gleichzeitig wird darüber auch auf ein neues Einbahnstraßen-System hingewiesen, das nun in vielen Bereichen des Werks gilt – zum Beispiel in Fluren, Korridoren, Treppenhäusern und Gehwegen zwischen den Büros und Fertigungshallen. Zudem läuft die Lüftungsanlage auf maximaler Leistung, um die höchstmögliche Belüftung pro Stunde zu gewährleisten.

In allen Bereichen, in denen die Arbeit kein Social Distancing erlaubt und immer, wenn Kollegen sich in der Fabrik bewegen, sind sie dazu verpflichtet, Gesichtsmasken zu tragen. Alle Mitarbeiter müssen sich an Vorschriften zur Handhygiene halten und ihre Arbeitsplätze vor und nach der Arbeit sowie bei Pausen reinigen. Masken, Handschuhe, Desinfektionstücher und Handdesinfektionsmittel sind überall in der Fabrik verfügbar, damit die Umsetzung der neuen Regeln so einfach wie möglich fällt. Gleichzeitig ist die Fabrik noch relativ „leer“, da rund die Hälfte der Mitarbeiter von Zuhause aus arbeitet. Nur wenn ihre Aufgaben eine Vor-Ort-Präsenz verlangen, arbeiten die Teammitglieder auch aus der Fabrik, zum Beispiel, wenn sie Zugang zu bestimmten Maschinen oder Werkzeugen benötigen. 


Was waren einige der Herausforderungen? 

Eine der größten Herausforderungen war es, sicherzustellen, dass ein hoher Prozentsatz unserer Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten kann. Bislang lag die höchste Anzahl an MGP-Angestellten, die gleichzeitig von Zuhause gearbeitet hat, bei ungefähr 70. Jetzt sind es zu Hochzeiten rund 450 Personen. Dadurch entstand eine Vielzahl an Herausforderungen, besonders für unsere IT-Abteilung, die sicherstellen musste, dass unsere Teammitglieder sicher von Zuhause aus arbeiten können. Unterdessen war es keine einfache Aufgabe, die Vorschriften für die gesamte Fabrik zu verändern, besonders in jenen Bereichen, die während des Shutdowns am Project Pitlane gearbeitet haben und deshalb immer in Betrieb waren. Dabei mussten viele Aspekte beachtet werden: von der Installation von Temperaturscannern an verschiedenen Orten innerhalb der Fabrik bis zum sichersten Weg, um Essen in der Kantine auszugeben. 


Wie sehen die neuen Vorschriften und Abläufe an der Rennstrecke aus? 

Um hohe Sicherheits- und Gesundheitsstandards zu gewährleisten und unser Team zu schützen, wurde die gesamte Mannschaft, die an der Strecke arbeitet, auf COVID-19 getestet. Erst danach durften sie an dem zweitägigen Test in Silverstone teilnehmen. An der Strecke wird Social Distancing umgesetzt, wo immer es möglich ist. Zudem muss das Team Masken tragen. Einige Aufgaben verlangen zudem nach der Verwendung von Gesichtsschirmen oder anderer persönlicher Schutzausrüstung. Zu den Hygienevorschriften gehören Händewaschen und Reinigungsverfahren, aber auch die regelmäßige Reinigung der Arbeitsplätze und Ausrüstung mit Desinfektionsmitteln.

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Die Maßnahmen, die das Team in Silverstone geübt hat, werden ähnlich zu jenen an der Rennstrecke sein, darunter auch die regelmäßigen COVID-19-Tests für das gesamte Personal an der Strecke. Die Teams müssen auch Abstand voneinander halten und sogenannte „Teamblasen“ bilden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Da nur notwendiges Personal bei den Rennen vor Ort sein wird, wird die Anzahl der Teammitglieder geringer ausfallen als bislang. Weil keine Teampartner und Gäste vor Ort sein werden, reisen die Teams ohne ihre Motorhomes und nutzen stattdessen die vorhandene Infrastruktur an der Strecke zur Essensausgabe. 


Wie wichtig war der zweitägige Test in Silverstone für das Team? 

Es war eine unschätzbar wertvolle Erfahrung, die neuen Abläufe und Vorschriften vor dem ersten Rennen testen zu können. Das Team konnte daraus sehr viele Lehren ziehen: von der Arbeit mit Gesichtsmasken und weiterer persönlicher Schutzausrüstung bis zur Einteilung der Box. Dadurch konnte sich das gesamte Personal mit der neuen Arbeitsweise in der Box vertraut machen. Außerdem war es auch ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass alle Abläufe beim Saisonbeginn rund laufen. 


Welchen Einfluss hat der geänderte Rennkalender aus Sicht des Teams? 

Das kommt darauf an. Aus Sicht der Ingenieure ist der Einfluss geringer als man meinen dürfte. Das Ziel der F1-Teams ist, ihre Autos so zu designen, dass sie auf jeder Strecke gut funktionieren. Deshalb sollte ein geänderter Rennkalender mit Blick auf das Auto selbst oder dessen Entwicklungsprogramm keine allzu großen Überraschungen verursachen. Es wird jedoch einige Unterschiede geben, weil wir zu anderen Jahreszeiten an die jeweiligen Strecken kommen werden. Das hat einen Einfluss auf die Strecken- und vor allem die Umgebungstemperaturen. Einen viel größeren Einfluss hat der neue Kalender aber auf die Abläufe des Teams an der Rennstrecke. Triple-Header sind sehr aufwendig für das Team, da zwischen den Rennen weniger Zeit bleibt, um die Autos zu warten. Außerdem ist es für die reisenden Teammitglieder viel intensiver, da sie länger von Zuhause weg sind und in der Team-Blase bleiben müssen. Aber sofern die Atmosphäre bei dem zweitägigen Test in Silverstone einen Anhaltspunkt darstellt, kann man sagen, dass das gesamte Team hochmotiviert ist, bald wieder loszulegen. 


Beeinflussen der Shutdown und der veränderte Kalender die Weiterentwicklung des Autos? 

Während des neunwöchigen Shutdowns durften die F1-Teams ihre Autos nicht weiterentwickeln. Das Design des W11, mit dem das Team nach Australien gereist ist, wurde bereits rund um Weihnachten eingefroren. Der Grund dafür sind die langen Produktions- und Testzeiten einiger Komponenten. Entsprechend wurde das Auto bereits rund drei Monate vor dem Shutdown entworfen. Mit anderen Worten: zu dem Zeitpunkt, als das Fahrzeug in Melbourne auf die Strecke gehen sollte, hatten wir bereits im Windkanal und in unseren Simulationen etwas mehr Performance gefunden. Bei den anderen Teams dürfte es genauso gewesen sein. Jetzt werden alle Wettbewerber versuchen, beim ersten Rennen in Österreich so viel Performance wie möglich aus ihren Autos herauszuholen. 
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