Sportwagen Allgemein
02.11.2020
Taktische Meisterleistung in Kalifornien: Porsche 911 RSR siegt
Der Schlüssel zum zweiten Erfolg in Serie nach dem Triumph vor zwei Wochen auf der Road Atlanta war eine kluge Taktik. Bei Lufttemperaturen von rund 30 Grad Celsius und einem fast 50 Grad heißen Asphalt stand auf dem sandigen Kurs in den Dünen von Laguna Seca das Reifenmanagement im Fokus. Das Porsche GT Team legte bereits im Qualifying am Vormittag den Grundstein für zwei unterschiedliche Strategien. Die Startnummer 912 qualifizierte sich mit Vanthoor am Steuer für Platz zwei, die Nummer 911 umrundete den Kurs in der Zeitenjagd nur zweimal, um einen Reifensatz für das Rennen anzufahren – dies jedoch auf Kosten einer schlechteren Startposition. Das Auto der Petit-Le-Mans-Sieger Makowiecki und Tandy sollte nur zwei Boxenstopps machen, der Elfer von Bamber und Vanthoor stets Vollgas geben und dreimal zum Service kommen.
Vanthoor hielt die zweite Position nach dem Start und konnte sich nach dem frühen ersten Halt in Runde 17 an die Spitze setzen. Der vom Team errechnete sogenannte Undercut zeigte die optimale Wirkung. Der Belgier hielt sich auf Platz eins und übergab die Startnummer 912 nach zwei schnellen Stints an Bamber. Der Neuseeländer ließ sich auf dem Weg zum ersten Sieg der amtierenden GTLM-Champions nicht einmal von einer Gelbphase kurz vor dem Ende irritieren. Souverän steuerte er den Porsche 911 RSR auf Platz eins ins Ziel. Die Taktik der Startnummer 911 hatte hingegen zur Folge, dass Tandy nach dem Restart aus der Gelbphase nur 13 Minuten vor dem Ende mit seinen alten Reifen nahezu chancenlos war. Der Brite büßte den dritten Rang ein, den die Crew über weite Strecken gehalten hatte. Am Ende fehlten nur 4,716 Sekunden auf einen Podestplatz. Am Tag des Titelgewinns durch das Kundenteam Proton Competition in der European Le Mans Series hatte Porsche auch im IMSA-Wettbewerb das stärkste Auto.
In der GTD-Klasse hat sich das Kundenteam Wright Motorsports vor dem letzten Rennen des Jahres alle Titelchancen gewahrt. Werksfahrer Patrick Long und sein amerikanischer Landsmann Ryan Hardwick fuhren im Porsche 911 GT3 R auf den sechsten Rang. In der Gesamtwertung belegt das Team Platz zwei mit nur sieben Punkten Rückstand auf die Spitze.
Das elfte und finale Rennen der IMSA-Saison 2020 findet am 14. November auf dem Sebring International Raceway statt. Es wird die 68. Auflage des Zwölfstundenklassikers in Florida und gleichzeitig der letzte Werkseinsatz der beiden Porsche 911 RSR in der GTLM-Klasse der nordamerikanischen Sportwagenserie sein.
Stimmen zum Rennen
Pascal Zurlinden (Gesamtprojektleiter Werksmotorsport): „Was für ein großartiger Tag für Porsche und die erfolgreichen Kundenteams. Am Nachmittag hat Proton Competition den Titel in der European Le Mans Series geholt, gleichzeitig feierten die zwei 911 GT3 R von Herberth Motorsport ein doppeltes Podium im ADAC GT Masters – und nun der Triumph in der IMSA. Endlich haben wir auch in Laguna Seca mal gewonnen. Dieser Erfolg ist durch perfekte Teamarbeit entstanden. Die Strategen hatten eine kluge Strategie, die Mannschaft absolvierte schnelle Boxenstopps und die Fahrer haben das Potenzial des 911 RSR optimal umgesetzt. Glückwunsch an alle!“
Steffen Höllwarth (Einsatzleiter IMSA Championship): „Diesen Sieg wollten wir unbedingt, denn Laguna Seca war auf unserer Landkarte der Erfolge noch ein weißer Punkt. Das haben wir nun abgehakt. Wir hatten uns bewusst für unterschiedliche Strategien entschieden, um bei hohen Temperaturen für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, Bei der Startnummer 912 ist es perfekt aufgegangen, beim Schwesterauto leider nicht. Schade, dass Nick am Ende nach der Safety-Car-Phase den Podestplatz nicht halten konnte. Er hatte zu jenem Zeitpunkt die deutlich ältesten Reifen, war also mit einem Handicap unterwegs. Dennoch freuen wir uns über ein tolles Gesamtresultat.“
Frédéric Makowiecki (Porsche 911 RSR #911): „Endlich gewinnt mal ein Porsche RSR ein Rennen in Laguna Seca. Das hatten wir seit dem Beginn des Werksprogramms 2014 immer wieder versucht, doch bis heute war es nie gelungen. Gratulation an unsere Kollegen in der Startnummer 912. Leider ist bei uns strategisch nicht alles optimal gewesen, denn sonst wären wir bestimmt auch ganz nach vorn gekommen. Jetzt freue ich mich schon auf das Langstreckenrennen in Sebring.“
Nick Tandy (Porsche 911 RSR #911): „Wir haben taktisch auf eine zwei Stopps gesetzt. Unser Tempo war gut, aber leider war es nicht die optimale Strategie. So haben wir uns am Ende hinter dem Schwesterauto und beiden Corvettes anstellen müssen. Dennoch war es ein toller Tag für Porsche, weil wir den zweiten IMSA-Sieg in Folge eingefahren haben. Das tut unserer gesamten Mannschaft sehr gut.“
Laurens Vanthoor (Porsche 911 RSR #912): „Das war ein echter Teamerfolg – wirklich alle haben ihren Beitrag in perfekter Form geleistet. Vor allem unsere Boxencrew stand im Fokus. Da wir drei Boxenstopps gemacht haben, waren die Tankzeiten jeweils kürzer als in einem normalen Rennen. Das bedeutete, dass unsere Jungs die Radwechsel fehlerlos in Bestzeit absolvieren mussten. Das hat sehr gut geklappt, wie man beim ersten Stopp gesehen hat, als ich die Führung übernehmen konnte. Für uns in der Startnummer 912 ist es der erste Saisonsieg. Es ist der zweite in Folge für Porsche. Endlich erreichen wir mit dem neuen 911 RSR die Ergebnisse, die wir verdient haben.“
Earl Bamber (Porsche 911 RSR #912): „Seit dem Sommer vergangenen Jahres haben wir auf einen Triumph gewartet. Es ist endlich gelungen. Wir haben das Rennen durch unsere Strategie und die perfekte Arbeit aller Beteiligter gewonnen. Nur eine Woche nach unserem Sieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps sind wir nun auch in der IMSA-Serie ganz vorn. So darf es beim Saisonfinale in Sebring gern weitergehen.“