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Automobilsport
30.11.2021

Vom DMW BMW 318ti Cup ins GT3-Cockpit: Finn Zulauf im Porträt

Finn Zulauf hat innerhalb von zwei Jahren das geschafft, wovon viele junge Motorsportler träumen: den Einstieg in die GT3-Klasse. 2020 startete der junge Rennfahrer seine Automobilsportkarriere mit Smyrlis Racing im DMV BMW 318ti Cup. Nun erkämpfte sich der 17-Jährige ein Cockpit in der GT-Spitzenklasse des GTC Race.

“An meinem siebten Geburtstag saß ich zum ersten Mal in einem Leihkart und damit war der Grundstein für meine Leidenschaft gelegt”, sagt Zulauf, der aus Frankfurt am Main stammt und durch seinen motorsportaffinen Vater mit dem Rennsport in Berührung kam. “Ich wurde sehr gut unterstützt, aber es wurde nichts überstürzt. Mein Vater hat mir versprochen, dass er mit mir für jede Eins in der Schule auf die Kartbahn geht. Danach schrieb ich immer mehr Einsen und bin in den Kartverein Oppenrod eingetreten. Mit neun Jahren fuhr ich mein erstes Rennen im Rennkart.” Das war 2013. Im Anschluss folgte der Aufstieg in die deutsche und europäische Rotax Max Challenge.

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“Doch irgendwann wurde ich zu groß und schwer für meine Kartklasse. Allerdings war ich noch zu jung für den Aufstieg in eine höhere Kategorie”, so Zulauf, der heute knapp 1,90 Meter misst. Eine Alternative bot 2020 der DMV BMW 318ti Cup. Der damals 15-Jährige kam zum Team Symrlis Racing, das in seiner hessischen Heimat nahe Frankfurt seinen Sitz hat. Der Rennstall aus Maintal weist sehr viel Erfahrung in dem Markenpokal vor und legt großen Wert auf die Nachwuchsförderung. “Ich habe mich auf Anhieb wohlgefühlt und wurde schnell in das Team integriert. Darüber hinaus hat mir sehr geholfen, dass ich mir ein Cockpit gemeinsam mit meinem Vater teilen konnte.”

Das Vater-Sohn-Gespann Holger und Finn Zulauf etablierte sich im starken Starterfeld von rund 30 baugleichen BMW 318ti und feierte mit Platz sechs am Sachsenring sein bestes Saisonergebnis. “Ich habe sehr viel in meiner Debütsaison bei Smyrlis Racing gelernt. Das dortige Coaching brachte mir die Grundlagen des Rennfahrens näher”, so Finn Zulauf. “Für Einsteiger bildet diese Rennserie eine hervorragende Plattform, um sich zu entwickeln.” So war der junge Pilot für den nächsten großen Sprung gewappnet.

2021 tauschte er das Steuer des rund 140 PS starken BMW gegen das Volant eines mehr als 400 PS starken Porsche Cayman GT4. Gemeinsam mit W&S Motorsport ging der Youngster im GTC Race an den Start. Außerdem schnupperte er in die anspruchsvolle ADAC GT4 Germany hinein und kehrte für das ti Cup-Rennen in Assen gemeinsam mit seinem Vater zu Smyrlis Racing zurück. “Das Jahr war wirklich sehr abwechslungsreich und von einigen Schwierigkeiten geprägt. Doch am Ende hat sich meine Arbeit gelohnt. Ich bin sehr dankbar für die zahlreichen Erfahrungen und freue mich nun auf die Zukunft.”

Der 17-Jährige spricht von seinem bislang größten motorsportlichen Erfolg: Den Einstieg in die GT3-Welt nach nur zwei Jahren im Automobilsport. Dank guter Leistungen qualifizierte er sich im 2021 neugeschaffenen GT4-Förderkader des GTC Race für einen GT3-Testtag, bei dem der beste Fahrer mit einer kostenfreien GT3-Saison belohnt wurde. Bei nasskalten Bedingungen fand nach dem Saisonende auf dem Hockenheimring der entscheidende Testtag statt. “Ich war sehr nervös, als ich zum ersten Mal in das Cockpit des Audi R8 LMS gestiegen bin. Ich wollte die Chance einfach nur genießen und habe erstmal ausgeblendet, was auf dem Spiel steht.”

Nach mehreren Stints bei nassen Bedingungen auf der Grand-Prix-Strecke und ohne jegliche Erfahrung in einem GT3-Auto überzeugte Zulauf die Juroren von sich. “Ich habe mich sehr schnell an die Leistung von mehr als 500 PS und die Aerodynamik gewöhnt. Schlussendlich fühlte ich mich einfach wohl und steigerte mein Tempo stetig. Als ich im Anschluss an die Sichtung für die GT3-Saison ausgewählt wurde, konnte ich erst gar nicht fassen.”

2022 wird Finn Zulauf in der höchsten Klasse des GTC Race antreten und sich mit Topfahrern messen. “Aktuell bin ich noch in Verhandlungen mit verschiedenen Teams, aber ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung und bin überaus dankbar für die Möglichkeit.” Der Rennsport entwickelte sich zum festen Bestandteil des Jugendlichen, der auf dem Weg zum Abitur ist. “Mein nächster großer Traum ist es, irgendwann Geld mit dem Motorsport zu verdienen. Allerdings weiß ich, dass das wirklich ein noch weit entfernter Traum ist. Ich lasse es einfach auf mich zukommen.”
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