Man durfte gespannt sein, ob die Auftaktsieger ihre Favoritenrollen bestätigen würden und wer sich im Kampf um die Halbzeitmeisterschaft durchsetzen würde. Entsprechend hart umkämpft waren die Rennen auf dem 1.315 Meter langen Hochgeschwindigkeitskurs in Sachsen. Für besondere Brisanz sorgte zudem das Wetter: Am Samstag noch mit sonnigen Bedingungen verwöhnt, mussten die rund 120 Fahrerinnen und Fahrer – sowie weitere zehn Pilot*innen der erstmals im Rahmen der RMC Germany gastierenden Deutschen Elektro-Kartmeisterschaft (DEKM) – am Sonntagnachmittag Schauerwetter bewältigen und den ein oder anderen Reifenpoker meistern …
Micro: Noah Janssen feiert zweiten Saisonsieg
Auftaktsieger Noah Janssen (FM Racing) machte in Mülsen da weiter, wo er in Wackersdorf aufgehört hatte: an der Spitze. Der Compkart-Pilot war der schnellste Youngster im Qualifying und lag auch nach zwei Siegen in den Vorläufen in Front. Doch am Rennsonntag wendete sich das Blatt. Ein spannender Vierkampf prägte den ersten Lauf, in welchem sich der Pole-Sitter mit Arjen Kräling, Gabrijel Hofmann (beide Nees Racing) und Niklas Cassarino (DJS Racing) auseinandersetzen musste. Jeder der vier konnte mindestens einmal Führungsluft schnuppern, bevor Kräling nach 10 Runden als Erster den Zielstrich vor seinen drei Rivalen kreuzte.Im zweiten Rennen wurden die Karten neugemischt: Auf regennasser Fahrbahn entwickelte sich zunächst noch eine Wiederholung des ersten Durchgangs, aber die rutschige Piste forderte ihren Tribut: So rutschte Cassarino frühzeitig ins Aus und auch Hofmann blieb nicht ohne Dreher. Letzterer konnte aber mit den schnellsten Rundenzeiten wieder den Anschluss zu den Führenden Kräling / Janssen herstellen und so kam es am Ende zu einem spektakulären Foto-Finish, das Janssen mit nur 0.013 Sekunden Vorsprung vor Kräling und Hofmann für sich entschied. Diese Reihung hatte auch in der Tageswertung bestand, womit Janssen seinen zweiten Saisonsieg einfuhr und die Gesamtführung verteidigte.
Mini: Trapp auch in Mülsen top
Bei den Minis gab im Zeittraining Alexander Klügel (Kartschmie.de) die Pace vor. Er verdrängte den Gesamtführenden Mikka Trapp (Nees Racing) um den Bruchteil einer Sekunde auf P2. Doch der Tabellenführer blies in den Heats zum Angriff, holte sich zwei Siege und damit die Pole-Position für das erste Finale. Dieses war schließlich von einem packenden Duell zwischen Trapp und Klügel geprägt. Die beiden waren auf Augenhöhe unterwegs und wechselten – dem Feld enteilt – mehrfach die Spitze. Im Ziel konnte sich Trapp knapp gegen seinen Kontrahenten behaupten. Weniger eng ging es im verregneten zweiten Durchgang zu: Diesmal war Trapp eine Klasse für sich. Er fuhr ein kontrolliertes Rennen an der Spitze und gewann mit über zwölf Sekunden Vorsprung vor Klügel und Dawid Giruc (Sodi). Folglich ging auch die Tageswertung an Halbzeitmeister Trapp. Klügel wurde Zweiter vor Simon Mayer (FM Racing) auf Rang drei.Junioren: Siege für Megger und Gense
Im vollbesetzen, 34-köpfigen Feld der Junioren markierte Raphael Rennhofer (FM Racing) die Bestzeit im Qualifying mit Respektabstand. Seine Topform bestätigte der ehemalige RMC-Mini-Champion auch in den Vorläufen, die er beide für sich entschied. Am Rennsonntag wurde die Luft dann deutlich dünner für den Schrobenhausener. Im ersten Rennen fand er mit Auftaktsieger Farin Megger (JJ Racing) einen ebenbürtigen Gegner und so lieferten sich die beiden ein sehenswertes Duell um den Sieg, den sich letztlich Megger mit 0.415 Sekunden Vorsprung einverleiben konnte.Zu einer Neuauflage des Duells sollte es im zweiten Finale nicht kommen: Auf nasser Piste fiel Rennhofer dem Gerangel der ersten Rennrunde zum Opfer und fiel ans Ende des Feldes zurück. Mehr als Platz zwölf war trotz einer Aufholjagd nicht mehr zu holen. An der Spitze enteilte Megger derweil unbeeindruckt der Meute. Doch er hatte die Rechnung ohne Nikita Gense (Beule-Kart Racing-Team) gemacht. Von Rang fünf gestartet, arbeitete sich der Sodi-Pilot schnell nach vorne und war auf der rutschigen Piste sichtlich in seinem Element. Er egalisierte Meggers Vorsprung, übernahm zur Halbzeit die Spitze und gewann am Ende mit über sieben Sekunden Vorsprung. Megger sah dahinter als Zweiter die Zielflagge, erhielt jedoch eine Spoilerstrafe, die ihn auf Rang vier zurückwarf. Somit erbten Nevio Fischer (RS Competiton) und der Belgier Vic Stevens (Daems Racing Team) die Ehrenplätze. In der Tageswertung setzte sich Megger trotz Zeitstrafe als Sieger gegen Gense und Fischer durch. Auch in der Gesamtwertung bleibt der ehemalige Grand-Finals-Gewinner an der Spitze.
Senioren: Thiel gewinnt Reifenpoker
Gastfahrer Luca Leistra (Bouvin Power) sorgte bei den Senioren von Beginn an für Furore: Der Belgier etablierte sich schon im Qualifying ganz oben auf der Ergebnisliste, was sich auch nach den Vorläufen nicht ändern sollte. Von einem Durchmarsch konnte man allerdings nicht sprechen, denn mit Linus Hensen (Kartschmie.de) konstatierte man neben Leistra auch einen weiteren Heat-Sieger. Und tatsächlich wurde das erste Rennen am Sonntag extrem spannend. Bis zu acht Piloten kämpften um den Sieg, zahlreiche Positionswechsel und Rad-an-Rad-Manöver prägten die 18 Rennrunden, an deren Ende sich Hensen mit einem fantastischen Schlussangriff den Sieg einverleibte. Doch die Freude währte nicht lang. Eine Zeitstrafe warf das Nordlicht im Nachhinein auf P6 zurück. Damit erbte Luca Leistra den Sieg vor Darius Nitu (Kraft Motorsport) und Luca Thiel (JJ Racing).Brisant wurde es im entscheidenden zweiten Finale: Trotz vereinzelter Regentropfen trocknete die Strecke bereits ab. Während ein Großteil des Feldes auf den sicheren Regenreifen vertrauten, setzten nur fünf risikobereite Fahrer auf Slicks. Und das sollte belohnt werden. Tatsächlich trocknete die Bahn überraschend schnell ab und so gab es für die profillos bestückten Piloten kein Halten mehr. Mit einer souveränen Leistung bugsierte sich Luca Thiel zum Sieg vor Linus Hensen und Giuseppe Fico (Kartschmie.de). In der Tageswertung setzte sich Thiel vor Leistra und Halbzeitmeister Hensen durch.
DD2 Masters: Schollenberger gewinnt in Sachsen
Bei den „alten Herren“ schien Wackersdorf-Sieger Tommy Helfinger erneut tonangebend zu sein, indem der er die die Trainingsbestzeit markierte. In den Vorläufen rutschte der mehrfache RMC-Champion aber bereits auf Platz vier ab. Noch schlimmer erwischte es den Favoriten in den Rennen: Im ersten Durchgang schied er nach einer Kollision aus, im zweiten mit einem technischen Defekt – Ergebnis: Meisterschaftsführung ade. Die Konkurrenz nutzte die Gelegenheit konsequent aus: So war es zunächst Daniel Schollenberger (Beule-Kart Racing-Team), der sich nach den Vorläufen die Pole-Position holte und diese im ersten Rennen in einen Start-Ziel-Sieg verwandelte. Dahinter liefen Michael Becker (Compkart) und Marko Winkler (FD Motorsport) ein.Im zweiten Finale sah es zunächst nach einem weiteren Sieg für Schollenberger aus. Doch er hatte die Rechnung ohne Winkler und Stefan Grabow (Kraft Motorsport) gemacht. Das Trio lieferte besonders gegen Rennende einen beherzten Fight ab, den Grabow knapp für sich entscheiden konnte, denn Winkler und Schollenberger schossen dahinter noch in der selben Sekunde über den Zielstrich. In der Tageswertung setzte sich am Ende der neue Meisterschaftsführende Schollenberger als Sieger gegen Winkler und Grabow durch.
DD2: Fabian Bock gewinnt packende zweite Runde
Die DD2-Klasse präsentierte sich in Mülsen ausgeglichener und spannender denn je: Lag im Zeittraining noch Titelverteidiger Florian Breitenbach (Nees Racing) an der Spitze, wurde er nach den Vorläufen vom belgischen Gaststarter Xander Przybylak (SP Motorsport) entthront. Aber auch der amtierende Euro-Trophy-Champion konnte den Platz an der Sonne nicht lange für sich in Anspruch nehmen. Im ersten Wertungslauf fiel der Belgier bis auf Platz sechs zurück, während sich an der Spitze ein Quartett um den Sieg balgte. Am Ende behauptete sich Tim Mika Metz (Dörr Motorsport) im Foto-Finish vor Fabian Bock (Woik Motorsport), Florian Breitenbach und Laurenc Seifried (FM Racing).Dramatisch wurde es vor dem zweiten Finale: Aufgrund der abtrocknenden Streckenverhältnisse entschieden sich 18 Fahrer*innen für einen verspäteten Reifenwechsel und mussten den verbliebenen fünf Piloten reglementsbedingt aus der Box hinterherstarten, was sich zu einer spektakulären Hatz, die einer Verfolgungsjagd gleichkam, entwickelte. Nach dem Start suchten die beiden Spitzenreiter Laurenc Seifried und Marcel Steinert (FM Racing) ihr Heil in der Flucht. Ein Unfall erforderte jedoch eine Slow-Phase, womit der Vorteil ebenso schnell egalisiert war. Nachdem das Rennen wieder aufgenommen wurde, entbrannte ein Fünfkampf, aus dem schließlich Fabian Bock als Sieger hervorging. Zweiter wurde Xander Przybylak vor Florian Breitenbach. Die Tageswertung ging ebenfalls an Bock, während Breitenbach und Przybylak das Podium komplettierten. In der Gesamtwertung verteidigte Tim Mika Metz die Führung, obwohl er im zweiten Finale mit Motorschaden eine Nullnummer kassierte.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem zweiten Saisonrennen. Die Teilnehmerzahlen haben sich sehr positiv entwickelt und auch die Stimmung im Fahrerlager ist gut. Die Rennen waren in fast allen Klassen extrem spannend und wirklich mitreißend. Ich freue mich schon jetzt auf die zweite Halbzeit“, so RMC-Initiator Andreas Matis. Weiter geht es für die Rotax MAX Challenge Germany nach der Sommerpause. Am 21./22. August 2021 zieht es den Tross auf den Erftlandring in Kerpen.