Ehre, wem Ehre gebührt
Was sich über den Finaltag hinweg abzeichnete, wurde am Abend des 30. Oktober 2021 auf dem Zwickauer Kornmarkt Realität: Marijan Griebel und sein langjähriger Beifahrer Alexander Rath rollten im Citroën C3 Rally2 nach 2018 zum zweiten Mal als Deutsche Rallye-Meister über die Zielrampe: „Die Momente nach dem Triumph durfte ich mit meiner Familie, die vor Ort gewesen ist, meinem Co-Pilot Alex und meinem Team Saintéloc Racing verbringen. Standesgemäß wurde der Abend natürlich etwas länger“, denkt Griebel mit einem Lachen an seinen jüngsten Titelgewinn zurück. „Auch die offizielle Siegerehrung im Zwickauer Rathaus hatte einen schönen Rahmen, auch wenn natürlich nicht allzu viele Fans vor Ort sein konnten. Am Tag nach dem Saisonfinale gab es dann einen sehr schönen Empfang in meinem Heimatort Hahnweiler. Bürgermeister Heiko Bier, viele Freunde und Bekannte aus der Region hießen uns willkommen.“Sein noch frischer zweiter Titel hat für Griebel denselben Stellenwert wie der erste, den er vor drei Jahren im Peugeot eingefahren hatte: „Beide Titel fühlen sich gleich gut an. Bei meinem ersten Triumph war ich in einem unterlegenen Fahrzeug unterwegs und lag zur Saisonhalbzeit in der Tabelle bereits einige Punkte zurück. Am Ende wussten wir jedoch, dass sich die Meisterschaft zwischen Dominik [Dinkel] und mir entscheiden würde. An der Spitze des Klassements waren wir nur zu zweit. In diesem Jahr ging es auf den vorderen Tabellenplätzen extrem eng zu. Wir sind zunächst mindestens zu viert um den Titel des Deutschen Rallye-Meisters gefahren, hatten bei den Rallyes immer wieder unglaublich knappe Duelle. Deshalb bedeutet mir auch der diesjährige Titel sehr viel!“
Wenige Tiefen, viele Höhen – Duo Griebel/Rath mit konstanten Top-Leistungen
Dabei startete die Saison für das Citroën-Duo Griebel/Rath nicht zwingend nach Wunsch. Am Freitag beim Saisonstart noch in führender Position, hatte das eingespielte Team gegen Ende der zweiten Etappe des Saisonauftaktes am Stemweder Berg mit technischen Problemen zu kämpfen. Am Ende belegten Griebel/Rath rund um Lübbecke den dritten Rang. „Ich dachte mir, wenn die Veranstaltungen mit etwas Pech so laufen, sollte es, sobald das nötige Glück hinzukommt, wirklich gut für uns aussehen“, erinnert sich Griebel.Bei der Heim-Rallye in der Saar-Pfalz-Region waren Griebel und Rath dann nicht aufzuhalten. Nach einem packenden Fight mit Riedemann/Vanneste siegten die beiden und ließen sich auf dem Schlossplatz von St. Wendel, der nur rund 15 Kilometer entfernt von Griebels Heimatort Hahnweiler liegt, feiern: „Den Heimsieg hatten wir uns wirklich erkämpfen müssen. Gerade deshalb war es ein absolut gelungenes und rundes Wochenende.“ Auf heimischem Terrain jubelte Griebel nicht alleine. Im Ziel wartete nicht nur die gesamte Familie, sondern auch Sohn Jari, der seinen Vater zum ersten Mal beim Rallyefahren beobachtete: „Natürlich war ich gemeinsam mit Jari schon bei einigen Rallyes. Als ich selbst gefahren bin, war er allerdings noch nie dabei“, beschreibt der junge Familienvater, der den Nachwuchs im Ziel auf dem Arm hielt, die emotionale Siegesfeier. „Für mich persönlich war die Saarland-Pfalz Rallye damit sicherlich das Saisonhighlight schlechthin!“
Nach einem zweiten Platz bei der ADAC Cimbern Rallye im hohen Norden Deutschlands sowie Rang drei beim Bayern-Gastspiel im Rahmen der ADAC 3-Städte-Rallye war die Marschroute für das Finale in Sachsen, zu dem Griebel/Rath mit drei Punkten Rückstand auf die Führenden Dominik Dinkel/Pirmin Winklhofer anreisten, zunächst klar: „Volle Attacke, der Sieg war das Ziel!“ Und auch als der Oberfranke Dinkel mit technischen Problemen zurückfiel, gab es im Cockpit des Citroën noch keine Entwarnung: „Selbst wenn wir im Rallye-Klassement nicht in unmittelbarer Nähe gelegen wären, hätten die Punkte der Power-Stage-Wertung immer noch entscheidend sein können. Zurücklehnen war in diesem Moment definitiv noch nicht möglich“, denkt Griebel an die alles entscheidende zweite Etappe der Sachsen-Rallye zurück. „Nachdem Dominik am Nachmittag dann ausfiel, haben wir in einen ‚sicheren Modus‘ geschaltet. Der Meisterschaftssieg war definitiv wichtiger als der Angriff auf Julius [Tannert] und ein möglicher Rallye-Triumph. Ich habe ein Tempo gewählt, bei dem ich wusste, dass ich einerseits das Auto nicht zu sehr belaste, andererseits aber auch keine Fehler mache. Man hört dann doch sehr in sein Fahrzeug hinein, die Prüfungen werden gefühlt deutlich länger“, gibt der erfahrene Rallye-Pilot zu.
Mit seinem Beifahrer Alexander Rath aus Trier hatte Griebel für die Titel-Mission jedoch einmal mehr den idealen Komplizen. „Ich bin in meinem Leben knapp 150 Rallyes gefahren, bestimmt 100 davon mit Alex. Wir haben da eine relativ klare Rollenverteilung, die wir auch gar nicht großartig besprechen müssen. Für die Taktik bin hauptsächlich ich verantwortlich, uns ist beiden klar, was zu welchem Zeitpunkt einer Rallye zu tun ist. Wir ergänzen uns da sehr gut, das konnten wir zum wiederholten Male zeigen“, weiß der Champion um die Qualitäten seines Co’s.
Wie geht’s weiter, Marijan?
Neben seiner Familie und der eigenen Rallye-Karriere engagiert sich Opel-Markenbotschafter Griebel auch für den Rallye-Nachwuchs und zieht dabei Parallelen zu seinen eigenen ersten Rallye-Schritten im damaligen ADAC Opel Rallye Cup: „Der neue ADAC Opel e-Rally Cup ist heute eine tolle Einstiegsplattform. Jeder junge Fahrer mit sportlichen Ambitionen sollte sich den weltweit ersten vollelektrischen Rallye-Markenpokal genauer ansehen“, sagt der ehemalige Opel Junior-Fahrer und formuliert einen umfangreichen Tipp für Rallye-Talente: „Zunächst sollte man natürlich mit Spaß bei der Sache sein. Das gelingt mit dem Opel Corsa-e Rally auf jeden Fall, das Auto macht wirklich Laune! Darüber hinaus ist es einfach wichtig, sich ein gutes Netzwerk aus Partnern und Sponsoren aufzubauen. Gerade heutzutage reicht es nicht, nur gut Rallye zu fahren. Das Gesamtpaket muss stimmen!“Für seine weitere Laufbahn hat sich Griebel bereits kurz nach dem Triumph nächste Ziele gesteckt: „Mein Mentor und Hauptsponsor Armin Kremer und Fabian Kreim sind die einzigen deutschen Rallye-Piloten, die sich bereits dreimal den Titel des Deutschen Rallye-Meisters sichern konnte – das wäre sicherlich ein sportliches Ziel, für das ich noch einmal alles geben würde. Wenn sich weitere Chancen auf internationale Einsätze ergeben, würde ich die natürlich ebenfalls nicht ausschlagen“, erklärt das Rallye-Ass bestimmt und führt fort: „Dazu wird sicherlich meine Opel Markenbotschafter-Tätigkeit einen großen Teil meiner Zeit einnehmen. Ich freue mich auf hoffentlich weitere Einsätze im Opel Corsa-e Rally sowie im Opel Corsa Rally4.“
Um die Unterstützung seines Umfeldes weiß der bodenständige Pfälzer: „Meine Familie hält mir den Rücken frei. Mit unserem kleinen Sohn hat sich unser Tagesrhythmus auf jeden Fall geändert, allerdings gibt mir auch mein Arbeitgeber die Freiheiten, mich sowohl meiner Familie zu widmen, als auch meinen Sport professionell auszuüben. Solange ich weiterhin auf hohem Niveau unterwegs bin und gemeinsam mit meinen Partnern und Sponsoren eine gute Basis habe, spricht nichts gegen eine Fortführung der Rallye-Karriere.“