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26.11.2021

ŠKODA FELICIA KIT CAR: das nächste Kapitel einer internationalen Erfolgsgeschichte

Der ŠKODA FELICIA war für den Automobilhersteller aus Mladá Boleslav in den 1990er-Jahren ein wichtiges Modell, nicht nur als Serienfahrzeug, sondern auch im Rallye-Sport. Das Team ŠKODA Motorsport hatte für die Meisterschaft der Formel 2-Fahrzeuge einen nach den Regeln der neuen Kategorie Kit Car gebauten, vollwertigen Rennwagen homologiert.

Neben der kompletten Auswahl an Bildern zu dieser Pressemitteilung auf dem Medienportal skoda-media.de steht auch eine 32-seitige Broschüre zu verschiedenen Themen aus 120 Jahren ŠKODA Motorsport bereit.

Nach dem Sieg des ŠKODA FAVORIT im Weltcup für Fahrzeuge der sogenannten Formel 2 für zweiradgetriebene Fahrzeuge ruhten große Erwartungen auf dem neu vorgestellten Rallye-Auto ŠKODA FELICIA KIT CAR. In den 1990er-Jahren war es üblich, dass Rallye-Fahrzeuge auf Serienmodellen basierten. Das galt auch für den FELICIA, auch wenn er im Rahmen der Vorgaben der neuen Kit Car-Kategorie stärker modifiziert war als das Vorgängermodell FAVORIT.

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Das komplette Karosserieskelett des ŠKODA FELICIA KIT CAR sowie das Dach, die Türen, die Haube und die Fenster stammten aus dem Serienmodell. Auch die Außenabmessungen entsprachen nahezu vollständig denen der Serienversion. Nur die Kotflügel fielen breiter aus, um größeren Rädern Platz zu bieten, zudem gab es auch bei den Stoßfängern leichte Unterschiede. Die Schalttafel entsprach der des Serienfahrzeugs, statt der üblichen Instrumente waren jedoch spezielle Instrumente der Marke Stack verbaut. Die Bremsen stammten von AP Racing, die Stoßdämpfer lieferte Proflex.

Die größten Veränderungen gegenüber dem Serienfahrzeug fanden sich unter der Haube: ŠKODA Motorsport stand zur Zeit der Entwicklung des ŠKODA FELICIA KIT CAR neben dem bewährten OHV-Motor mit 1.300 ccm Hubraum auch ein Motor mit auf 1,5 Liter vergrößertem Hubraum zur Verfügung, der für den Wagen homologiert wurde. Die Leistungen von 136 und 156 PS wirken 25 Jahre später beinahe bescheiden, die Motoren waren allerdings zuverlässig und leicht. Da die Konkurrenz in jener Zeit überwiegend auf Vierzylindermotoren mit zwei Liter Hubraum setzte, zeichnete sich für die Fahrzeuge aus Mladá Boleslav und deren Piloten auf den internationalen Rallye-Strecken ein umso härterer Wettkampf ab.

Die Spezialisten von ŠKODA Motorsport holten das Maximum aus der damaligen Technik heraus. Kolben und Kurbelwelle des Motors waren geschmiedet, er verfügte über eine OBR-Mehrpunkt-Kraftstoffeinspritzung, Bosch-Einspritzdüsen, Drosselklappen von Jenswey, Zündkerzen von Champion und spezielle Sportkatalysatoren, die die Leistung nicht reduzierten. Die McPherson-Vorderachse war voll einstellbar, zuvor wurden alle Setups bei Fahrtests geprüft. Die Hinterachse basierte auf der des ŠKODA PICK-UP und wurde zusätzlich versteift.

1995 nahm das Team ŠKODA Motorsport an insgesamt 24 Rallyes teil, davon vier im Rahmen der Weltmeisterschaft. Der dritte Platz in der Formel 2 war eine Überraschung, man musste sich nur den Teams von Peugeot und Renault geschlagen geben, denen stärkere Fahrzeuge zur Verfügung standen. Der dritte Platz war jedoch auch eine Verpflichtung – und die Erwartungen wurden in der nächsten Saison mehr als erfüllt.

In Mladá Boleslav war man sich bewusst, dass das Fahrzeug einen stärkeren Motor brauchte, wenn es in seiner Klasse regelmäßig siegen sollte. Dank der bereits bestehenden Verbindung zum Volkswagen Konzern konnten die Konstrukteure den OHC-Vierzylinder mit 1,6 Liter Hubraum und Mehrpunkteinspritzung nutzen, der zeitgleich in den Serienfahrzeugen mit geflügeltem Pfeil Einzug hielt. Volkswagen selbst hatte das Triebwerk im Rennsport noch nie eingesetzt, dementsprechend zeichnete für die Entwicklung nahezu vollständig ŠKODA Motorsport in Mladá Boleslav verantwortlich. Kolben, Pleuel und Kurbelwelle des Grauguss-Vierzylinders wurden geschmiedet, für die Ventilsteuerung sorgte eine neue Nockenwelle. Die so gewonnene Leistung von 174 PS bedeutete im Vergleich zum schwereren 1.500 ccm ein Plus von 18 PS, der größte Vorteil dieses Motors war jedoch das breitere Drehzahlband.

Der 1,6-Liter-Motor kam erstmals in Portugal zum Einsatz, wo Pavel Sibera auf dem zweiten Platz unter den Fahrzeugen mit einer angetriebenen Achse landete. In Australien holte er sich den Sieg, und Emil Triner ließ die Konkurrenz in Neuseeland hinter sich. Letzterer wurde auch deswegen berühmt, weil er auf die Zielrampe driftete – obwohl sein ŠKODA FELICIA KIT CAR nur über Fronttrieb verfügte. Den größten Erfolg im FELICIA KIT CAR erlangte der legendäre Stiq Blomqvist bei der berühmten RAC Rallye in Großbritannien. Dort holte er neben einem Klassensieg auch einen dritten Platz in der Gesamtwertung.

Die Rallye-Fahrzeuge ŠKODA FELICIA KIT CAR fuhren auch in der heimischen Meisterschaft regelmäßig zu Erfolgen, bereits 1997 wurden sie aber nach und nach vom größeren ŠKODA OCTAVIA KIT CAR abgelöst. Dieser war der Vorläufer des ersten ŠKODA Rallye-Wagens mit Allradantrieb überhaupt, des ŠKODA OCTAVIA WRC. Das FELICIA KIT CAR war noch viele Jahre nach dem Ende seiner offiziellen ,Werkskarriere' auf den Startlisten verschiedener Rennen zu finden.
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