Im Winter 2015 fanden erste Gespräche zwischen Daniel Blickle und den Teamchefs von W&S Motorsport, Daniel Schellhaas und Patrick Wagner, statt, um den Einstieg in die RCN 2016 zu planen. Anfang 2016 wurde dann die Rennlizenz erneuert und im März folgte der erste Einsatz auf der Nordschleife im Rahmen der Test- und Einstellfahrt. Ab April 2016 stieg Daniel Blickle als Einzelstarter im seriennahen BMW Z4 in die Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) ein. Bereits bei seinem dritten Renneinsatz schloss Blickle in den Top 30 der RCN ab und zwei weitere Rennen später stieg er zum ersten Mal aufs Podium am Nürburgring.
Blickle erinnert sich: „Für mich als Newcomer war die RCN schon eine große Herausforderung, hatte ich davor ja weder Rennen bestritten noch große Erfahrung auf der Nordschleife. Aber durch das Coaching der erfahrenen Nürburgring-Piloten Daniel Schellhaas und Patrick Wagner habe ich mich schnell zurechtgefunden und konnte gleich in der ersten Saison relativ gute Ergebnisse erzielen. Schlussendlich muss ich sagen, dass der Start in der RCN auf einem seriennahen Fahrzeug genau der richtige Einstieg war, denn das vergleichsweise leistungsschwache, seriennahe Fahrzeug hat mich nicht überfordert und ich habe gelernt, eine saubere Linie zu fahren. Das hat mir im weiteren Verlauf meiner ‘Karriere‘ auf der Nordschleife sehr geholfen.“
Debüt in der VLN
Im Folgejahr ging Blickle gemeinsam mit W&S Motorsport den nächsten Schritt und trat erstmals in der VLN Langstreckenmeisterschaft im Porsche Cayman an. In der Debütsaison der Serie gelang es ihm mit dem Rennstall aus Ofterdingen Podiumsplätze zu erkämpfen und wertvolle Erfahrung für die nächste Saison zu sammeln. 2018 platzte dann der Knoten und nach weiteren Podien durfte Daniel Blickle den ersten Klassensieg feiern. Weitere Pokale in der Klasse V5 folgten 2019 und der inzwischen weiter gereifte Pilot von der Schwäbischen Alb beschloss dann den Aufstieg in die GT4-Klasse für die nächste Saison.„Die Entwicklung von Daniel war in dieser kurzen Zeit schon enorm und der Aufstieg in die nächste Klasse offensichtlich der richtige Schritt. Er war immer ehrgeizig, hochkonzentriert und offen für Kritik und Verbesserungsvorschläge. Hier unterschied sich Daniel tatsächlich nie von Profis, die den ganzen Tag an der Rennstrecke verbrachten. Dass er im Alltag ein erfolgreiches Unternehmen führt und den Motorsport nur nebenher als Hobby betrieb, hat man schon damals nicht gemerkt. Seine Loyalität und Verbundenheit zum Team war und ist eines der Standbeine von W&S Motorsport, hierfür sind wir Daniel sehr dankbar!“, erklärt Daniel Schellhaas.
„Daniel und Patrick haben mich die ganzen Jahre super unterstützt und das Team W&S Motorsport in Rekordzeit vom Hobbyprojekt zum hochprofessionellen Rennteam aufgebaut. Beim Einstieg in die VLN habe ich Ende 2016 noch mit einem Kredit zum Kauf eines Racetrailers ausgeholfen, aber der ist mittlerweile längst zurückbezahlt“, lacht Blickle. „Ich denke, wir sind gemeinsam gewachsen, auch an den Herausforderungen, denen wir uns immer wieder gestellt haben. Ich wollte jede Saison weiterkommen, und Daniel hat mir immer Fahrer zur Seite gestellt, von denen ich lernen konnte, und die mich auch durch ihre Leistungen herausgefordert haben. Das war immer Ansporn und Motivation mich selbst ebenfalls kontinuierlich zu verbessern. Patrick hatte von der technischen Seite die Autos immer perfekt im Griff, und manches Rennen haben wir auch einfach über die absolute Zuverlässigkeit gewonnen. Daneben habe ich mich immer mit der gesamten Crew, egal auf welchem Posten, auch menschlich super verstanden. Die gute Stimmung im Team ist sicher auch ein Erfolgsfaktor von W&S Motorsport.“
2020 brachte das Team von Patrick Wagner und Daniel Schellhaas dann bereits vier Porsche in die Grüne Hölle. Blickle stieg nach drei Jahren im Produktionswagen erstmals in den Porsche Cayman GT4, welcher in der Klasse SP10 gegen GT4-Boliden verschiedener Hersteller startete. Doch direkt nach den Testfahrten zum Saisonbeginn zwang die Corona-Pandemie und der erste Lockdown das Team zu einer Pause. Erst im Sommer konnte der erste Lauf unter speziellen Bedingungen und ohne Publikum rund um die Nordschleife ausgetragen werden. Hier verpasste Blickle nur knapp sein erstes Klassenpodium, welches er dann nach einem weiteren vierten Platz im zweiten Rennen nach dem dritten Saisonlauf verdientermaßen besteigen durfte. Beim 6h-Rennen im August gelang ihm der zweite Rang in der SP10. Die bereits verkürzte VLN-Saison wurde dann vorzeitig wegen der zweiten Corona-Welle beendet.
„Den Umstieg in einen GT4-Rennwagen meisterte Daniel super. Der Cayman GT4 hat doch einiges mehr an Leistung als der seriennahe Cayman, den er bisher pilotierte. Er hat weiter hinzugelernt und trotz der kürzeren Saison starke Ergebnisse geliefert“, sagte Patrick Wagner.
Champion der Cayman GT4 Trophy by Manthey Racing 2021
Im Porsche Markenwettbewerb, der Cayman GT4 Trophy by Manthey Racing, ging Daniel Blickle 2021 gemeinsam mit dem VLN-Meister von 2011 Tim Scheerbarth und dem Berliner Max Kronberg an den Start. Mit fehlerfreien Rennen, starker Teamleistung und viel Ehrgeiz krönte sich das Trio am Saisonende als Sieger der Trophy und verpasste den Gesamtsieg der Meisterschaft nur haarscharf. „Es hätte keiner zu Saisonbeginn gedacht, dass wir ein so starkes Paket geschnürt hatten und die Cup3 so dominieren konnten. Die Dramatik beim Saisonfinale, wo noch drei Autos die Chance auf dem Meistertitel hatten, war unbeschreiblich und die Enttäuschung, trotz zwischenzeitlicher Führung dann schlussendlich doch nicht Gesamtmeister geworden zu sein, im ersten Moment riesengroß. Am Ende danke ich allen für ein großartiges Resultat in dieser Saison und in dem knallhart umkämpften Cup. Krönchen richten, Blick nach vorne und nächstes Jahr wieder volle Attacke!“, lautete die Bilanz von Blickle nach dem finalen Rennen 2021.Dass er die Krone mehr als gerichtet hatte bewies er dann 2022: Der Markenpokal von Porsche wurde neben der Cup3 Klasse mit den Cayman GT4 um die Cup2 mit den schnellen Porsche 911 GT3 Cup 992 erweitert und nun als Porsche Endurance Trophy Nürburgring ausgetragen. Auch diesen Aufstieg in den leistungsstarken Boliden aus Weissach meisterte Blickle zusammen mit dem Team und seinen Fahrerkollegen erstklassig und sie behaupteten sich gegen eine knallharte Konkurrenz routinierter Piloten. Der neue Neunelfer GT3 Cup konnte ab den ersten NLS-Läufen konstant in die Top 20 fahren und die ersten Rennen schloss der Bolide im AVIA racing-Design mit der #120 bereits mit Podiumsplätzen ab.
Erste internationale Rennluft schnupperte Blickle im Sommer 2022 bei einem Gaststart im W&S Motorsport Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport in Belgien auf der legendären Formel 1-Strecke in Spa-Francorchamps. Zusammen mit seinem Kollegen aus dem Vorjahr, Max Kronberg, trat er in der SRO-Rennserie Championat de France FFSA GT an und dem Duo gelang im zweiten Rennen der dritte Platz in der Am-Wertung.
Seine Eindrücke schilderte er danach so: „Ich bin zum ersten Mal in Spa-Francorchamps gefahren und es war eine großartige Erfahrung. Bisher bin ich überwiegend auf der Nordschleife und Langstreckenrennen gefahren. Es war schön, hier Sprintrenn-Erfahrung zu sammeln. Danke an meinen Teamkollegen Max und das Team, dass sie mir diese Chance gegeben haben. Wir konnten uns im Laufe des Rennwochenendes konstant steigern und im ersten Rennen sogar um den Sieg in der Am-Klasse kämpfen. Doch leider hat uns ein Reifenschaden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im zweiten Rennen konnten wir erneut vorne mitfahren und mit dem dritten Platz in der Klasse einen Podiumsplatz einfahren.“
2022 auf Mission Titelverteidigung
Der Knoten in der PETN auf der Nordschleife platzte dann endgültig beim 6h-Rennen 2022 und mit einer Zieldurchfahrt in den Top 10 feierte das Team den Klassensieg. Beim folgenden 12h Nürburgring wiederholte sich der Sieg und die Fahrer kletterten entsprechend weit nach oben in der Wertung. Der Kampf um die Cup2 Meisterschaft spitzte sich nach dem vorletzten Lauf weiter zu, nachdem Blickle mit dem Team diesen auf Rang zwei beendete. Die Entscheidung fiel erst Anfang November beim nachgeholten zweiten Lauf der NLS. Mit einem fulminanten Sieg und dem fünften Gesamtrang im Feld setzte sich Daniel Blickle als bester Fahrer der PETN und erneut als NLS-Vizemeister die Krone auf.„Der Druck in der Cup2 war von Beginn an sehr hoch und wir mussten uns erst an den neuen Porsche gewöhnen, was uns offensichtlich gut gelang. Nachdem David uns im Cockpit noch verstärkte stimmten, auch dank Tims tollen Leistungen, die Ergebnisse. Die Basis hierfür war auf jeden Fall das Team, das uns das Auto jederzeit perfekt vorbereitet hat und wir kaum technische Probleme und keinen einzigen Ausfall hatten. Diese Kombination wurde am Ende belohnt. Auch menschlich war es perfekt“, bilanziert Blickle die vergangene Saison.
„Ich denke, auch das ist ein Schlüssel zum Erfolg gewesen, wenn du eine gute gemeinsame Zeit hast, dann funktioniert es einfach besser. Die Gegner in der Cup2 waren nochmals ein ganz neues Niveau und die Luft war schon sehr dünn. Ich freue mich unglaublich über das erkämpfte Resultat, auch für das ganze Team W&S Motorsport. Ich bin aber auch erleichtert, dass der Druck mit Saisonende abgefallen ist. Zwei Mal Vizemeister in Folge, Cayman Trophy gewonnen, Cup2 gewonnen. Ich denke, besser wird es nicht mehr werden. Deshalb werde ich nächstes Jahr eine kreative Pause einlegen, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen und nur sporadisch bei einzelnen Rennen ins Cockpit steigen.“
Daniel Blickle wird 2023 viel Zeit mit seiner Ehefrau und Tochter verbringen und die Welt bereisen. Mit einer Motorradtour durch Südamerika will er neue Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Vereinzelte Rennteilnahmen in der NLS schließt er jedoch nicht aus und will dann dem Team von Patrick Wagner und Daniel Schellhaas weiter treu bleiben. Denn mit W&S Motorsport verbindet ihn seit über sieben Jahren viel mehr als eine reine Geschäftsbeziehung.