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24h Nürburgring
23.05.2023

Giti Tire Motorsport by WS Racing: Klassensiege, Überraschungen, Unfälle

Giti Tire Motorsport by WS Racing startete beim ADAC TotalEnergies 24h-Rennen auf dem Nürburgring mit vier Fahrzeugen und konnte sowohl einen Klassensieg als auch eine Podestplatzierung feiern. Mindestens genauso bemerkenswert wie die guten Ergebnisse sind aber die spektakulären Begebenheiten während des Rennens, die abwechselnd tiefen Frust und unglaublichen Jubel beim Team auslösten.

Ein 24h-Rennen – vor allem das auf der Nürburgring Nordschleife – ist grundsätzlich immer gut für tolle Geschichten. Was dem Team Giti Tire Motorsport by WS Racing bei der diesjährigen Auflage des ADAC TotalEnergies 24h-Rennens auf dem Nürburgring widerfuhr, wird jedem Teammitglied noch lange im Gedächtnis bleiben.

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Das Leuchtturm-Projekt „Girls Only“, bei dem die gesamte Crew aus weiblichen Mitgliedern besteht, ging mit großen Erwartungen ins lange Rennwochenende. Schon im Vorfeld hatte sich gezeigt, dass der neue BMW M4 GT4 im Zusammenspiel mit den Rennreifen Giti Compete GTR1 auf der Nordschleife eine scharfe Waffe darstellt. Auch das Fahrerinnen-Quartett, bestehend aus Celia Martin, Fabienne Wohlwend, Pippa Mann und Beitske Visser, hatte seine Qualitäten in der Vergangenheit bereits deutlich gezeigt. So war die Mannschaft optimistisch, auch in diesem Jahr ein Wort um den Klassensieg mitreden zu können.

Bereits im ersten Qualifying gab es einen Dämpfer. Aufgrund eines Code-60-Vergehens, das wegen der unklaren Umstände sehr umstritten war, stand früh fest, dass der BMW mit der #81 von der letzten Position der Startgruppe ins Rennen gehen musste. Direkt nach dem Start gingen die Probleme nahtlos weiter. Der Transponder für die Zeitmessung, der im Warmup noch problemlos seinen Dienst versehen hatte, streikte plötzlich, sodass ein sofortiger, zeitraubender Wechsel nötig war. So lag der BMW schon früh im Rennen zwei Runden zurück. In der Folge starteten die vier Fahrerinnen eine furiose Aufholjagd, die sie nach einiger Zeit wieder in Klassenführung brachte. Bis in den frühen Sonntagmorgen lief der BMW wie ein Uhrwerk, die Mechanikerinnen erledigten alle nötigen Arbeiten in Rekordzeit und die Fahrerinnen fuhren identische Top-Zeiten. Gegen 5 Uhr morgens schlug die Nordschleife allerdings erbarmungslos zu. Beim Überrunden eines langsamen Fahrzeuges kam es zu einem Missverständnis und der BMW wurde unverschuldet hart an der Hinterachse getroffen. An der Box stellte sich heraus, dass nicht nur Rad und Reifen beschädigt wurden, sondern der Hinterachsträger gebrochen war. Normalerweise ein Grund für eine Aufgabe, aber die Crew setzte angesichts der großen Begeisterung der Fans trotzdem alles daran, die aufwendige Reparatur während des Rennes durchzuführen und brachte den BMW M4 GT4 tatsächlich nach einigen Stunden unter großem Jubel der Fans zurück auf die Strecke. In der Folge fuhren die vier Fahrerinnen das Rennen ohne weitere Probleme und mit starken Rundenzeiten zu Ende.

Nicole Willems, Teamchefin: „Dieses Rennen macht mich einfach nur stolz auf all die Mädels. Trotz der vielen Probleme haben wir nie aufgegeben und uns immer zurückgekämpft. Der Teamspirit ist einfach großartig und das zählt für mich mehr als jede Top-Platzierung. Überwältigt war ich auch vom riesigen Zuspruch der Fans, die dieses Projekt nach wie vor extrem unterstützen. Danke!“
 
Im BMW M4 GT4 der Vorgänger-Generation, der im letzten Jahr noch von „Girls Only“ erfolgreich eingesetzt wurde, saßen diesmal die drei chinesischen Piloten Rainey He, Sunny Wong und Andy Yan. Bei den 24h Qualifiers konnten sich die drei Fahrer auf das für sie neue Gefährt einschießen und die dort gesammelten Erfahrungen nun im großen 24h-Rennen optimal umsetzen. Mit ihren sehr präzisen Angaben, ihrer ruhigen Art und ihrer starken Performance brachten die Fahrer zusammen mit der Mannschaft von WS Racing den betagten BMW zu ungeahnten Höchstleistungen, die nicht weit weg von den Rundenzeiten des aktuellen Modell waren. Da die drei Fahrer auch im Rennen ihre Stints wie ein Uhrwerk abspulten und völlig ohne Probleme blieben, gelang ihnen am Ende der überraschende Klassensieg in der Klasse SP8T.

Der VW Scirocco, den das Team in diesem Jahr erstmalig einsetzt, hatte in den ersten Rennen der Saison mit fehlender Performance zu kämpfen. Hier investierte WS Racing zusammen mit den Partnern Sachs, Giti und Endless noch einmal viel Arbeit, um das Fahrzeug perfekt abzustimmen. Ein guter sechster Platz im Qualifying der Klasse VT2-Front war der verdiente Lohn für die Mühen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt beim Scirocco genau wie bei seinem Vorgänger VW Golf nicht in Top-Zeiten, sondern in der Konstanz. Bis in den frühen Morgen am Sonntag zog der Scirocco mit seinen Piloten Ulrich Schmidt, Andrei Sidorenko, Robert Hinzer und Niklas Kry ohne jegliche Vorfälle seine Bahnen. Dann allerdings, ironischerweise in der gleichen Runde wie der Vorfall des Girls-BMWs, wurde der Scirocco von einem schnelleren Fahrzeug schwer getroffen. Die folgenden Reparaturen dauerten mehrere Runden, was den Scirocco weit zurückwarf. Leider stellte sich nach Wiederaufnahme des Rennens noch ein Folgeschaden an beiden Antriebswellen ein, der einen Einsatz der Mechaniker direkt an der Nordschleife nötig machte. Die Krönung war dann im Anschluss ein erneuter Treffer eines schnelleren Fahrzeugs, der die nächste Reparaturpause nach sich zog. Trotz mittlerweile akutem Ersatzteilmangels schickte WS Racing gemäß dem Motto „Never give up!“ auch diesmal den Scirocco zurück auf die Piste und es sollte sich lohnen. Mit extrem schnellen Zeiten und ohne weitere Probleme machten die Piloten Position um Position gut und profitierten dabei auch von Problemen der Konkurrenten. Kurz vor Schluss konnten sie sogar den dritten Rang in der Klasse VT2-Front übernehmen und sicherten sich so eine unter diesen Umständen nicht mehr für möglich gehaltene, viel umjubelte Podestplatzierung.

Beim BMW 330i der Baureihe F30 zählte einmal mehr das Motto „Dabei sein ist alles“, da dieses betagte Fahrzeug heute von der Performance her keine Chancen auf vordere Platzierungen hat. Vielmehr geht es bei diesem Projekt darum, den Breitensport-Gedanken zu zelebrieren. Routinier Wayne Moore, der zum 29. Mal ein 24h-Rennen auf dem Nürburgring in Angriff nahm, teilte sich das Cockpit mit Fabian Pirrone, Lukas Drost und Matthias Möller. Mit diesem Fahrzeug hatte die Mannschaft von Giti Tire Motorsport by WS Racing schon die ganze Saison verschiedene technische Probleme, sodass die Erwartungen hinsichtlich der Zuverlässigkeit nicht allzu hoch waren. Aber der BMW überraschte all seine Kritiker und lief wie am Schnürchen. Wofür das Auto nichts konnte, war ein Unfall, der ebenfalls unglaublicherweise fast zeitgleich mit den anderen Zwischenfällen passierte. Auch hier musste viel repariert werden, auch hier ging das Fahrzeug trotz riesigem Rückstand zurück auf die Strecke und auch hier konnte das Rennen beendet werden.

Zusätzlich zu den vier eigenen Fahrzeugen betreute WS Racing auch den Porsche Cayman GT4 von Breakell Racing. Besitzer James Breakell teilte sich die Arbeit am Steuer mit dem jungen Senkrechtstarter Harley Haughton und den beiden Routiniers Grant Dalton und Grant Woolford. Harley Houghton konnte bereits am Start Plätze gutmachen und bis auf Rang zwei vorfahren. Ein Antriebswellenschaden sorgte dann früh für Rückstand. Am frühen Sonntagmorgen, wiederum genau zum selben Zeitpunkt wie all die anderen Team-Zwischenfälle, machte ein Motorschaden dem Rennen des Cayman ein vorzeitiges Ende.

Thorsten Willems, Teamchef: „Dieses Rennen war wirklich verrückt! Zwischendurch dachte ich mal kurz, dass keines unserer Autos die Zielflagge sehen würde. Aber wir sind es den unzähligen Fans schuldig, bis zur letzten Minute alles zu geben und so haben wir niemals aufgegeben. Dass am Ende sogar noch diese guten Ergebnisse heraussprangen, macht umso mehr glücklich! Zudem hatten wir ein tolles Wochenende mit vielen Gästen und guten Gesprächen und konnten so die Weichen für die Zukunft stellen. Ein großer Dank auch an all die Fans, die uns so sehr unterstützen und pushen!“
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