Dienstag, 26. November 2024
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Sportwagen Allgemein
13.10.2024

Neun Titel für Porsche in der IMSA-Meisterschaft 2024

Porsche hat der Saison 2024 der IMSA WeatherTech SportsCar seinen Stempel aufgedrückt. Beim Finale auf der Road Atlanta konnte die Werksmannschaft alle Titel in der Topklasse GTP für sich entscheiden. Die beiden Porsche 963 von Porsche Penske Motorsport beendeten das zehnstündige Petit Le Mans-Rennen auf den Plätzen zwei und drei. Die Werkspiloten Dane Cameron aus den USA und Felipe Nasr aus Brasilien sicherten sich die Fahrerkrone. Auch die Titel im IMSA Michelin Endurance Cup gingen an den Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart. In der GTD-Pro-Klasse feiert das Kundenteam AO Racing mit dem Porsche 911 GT3 R die Meisterschaft, der ehemalige Porsche-Junior Laurin Heinrich aus Deutschland ist neuer Champion in der Topkategorie für GT-Fahrzeuge.

Stuttgart. Vor einer Rekordkulisse auf der malerischen Road Atlanta ist Porsche Penske Motorsport als großer Favorit in das IMSA-Saisonfinale gegangen. Dank des großen Vorsprungs in der Herstellerwertung musste nur noch ein Porsche 963 in das 10-Stunden-Rennen starten, um die letzten entscheidenden Punkte für den Gewinn der Meisterschaft zu sichern. Diese Aufgabe konnte der Sportwagenhersteller bereits um 12:10 Uhr beim Anrollen des über 50 Fahrzeuge starken Teilnehmerfeldes erledigen. Die Spannung blieb dennoch bis zur letzten von 443 Runden enorm hoch.

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Die Porsche 963 von Dane Cameron, Felipe Nasr und Matt Campbell (Australien) sowie von Nick Tandy, Mathieu Jaminet und Kévin Estre (Frankreich) lieferten sich nicht nur ein Duell um den Gewinn der Fahrer- und Teamtitel, sondern rangen über zehn Stunden auch um den Sieg beim Petit Le Mans. Die Hybridprototypen führten den Wettbewerb über weite Strecken an. Erst nach der letzten von lediglich fünf Safety-Car-Einsätzen mussten sie sich im finalen 35-Minuten-Sprint dem siegreichen Cadillac geschlagen geben. Cameron/Nasr entschieden als Drittplatzierte die Spitze im Championat der Fahrer für sich, Tandy/Jaminet beendeten das Rennen ebenso wie die IMSA-Saison auf Position zwei. Entsprechend schlossen die beiden Crews von Porsche Penske Motorsport auch die Teamwertung auf den ersten beiden Plätzen ab.

Hinzu kommt: Auch im IMSA Michelin Endurance Cup gingen die Hersteller-, Team- und Fahrertitel an Porsche. Diese separate Meisterschaft umfasst die fünf Langstreckenrennen in Daytona, Sebring, Watkins Glen, Indianapolis und auf der Road Atlanta.

„Es ist fantastisch, wie sich die gesamte Mannschaft über die Titel freut. Wir haben alles nach Hause gebracht, was wir uns erhofft hatten“, freut sich Detlev von Platen, Mitglied des Vorstandes, Vertrieb und Marketing. „Dass es ein enorm hartes Stück Arbeit war, ist den Beteiligten anzusehen: Alle haben Freudentränen in den Augen – ein wunderschönes Bild!“

„Viel besser kann es kaum laufen: Wir haben in der Topklasse GTP alle Titel gewonnen. Es sind keine Wünsche offengeblieben“, jubelt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Die Grundlage hierfür hat die beeindruckende Topleistung des gesamten Teams und unserer Mannschaften in Weissach, Mannheim und Mooresville gelegt – die großen Erfolge sind kein Zufall. Ich bin sehr stolz! Gleichzeitig freue mich auch enorm über die Titelgewinne von AO Racing in der GTD-Pro-Klasse und die Meisterschaft für Laurin Heinrich. Ich denke, wir werden erst in den kommenden Tagen realisieren, was uns heute und in der gesamten Saison gelungen ist.“

„Es ist der Hammer! Ich könnte kaum stolzer sein“, kommentiert Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Über das gesamte Jahr haben unsere Fahrer und alle Teammitglieder einen extrem guten Job gemacht. Nur deswegen stehen wir heute dort, wo wir nun sind. Eine mega Saison, die wir alle niemals vergessen werden.“

„Unser Team steht überall an der Spitze, besser geht es nicht“, kommentiert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Da schmerzt es fast ein wenig, dass wir den Sieg im finalen Rennen knapp verpasst haben. Wir waren über zehn Stunden sehr stark unterwegs und am Ende ging es wirklich knapp zu – aber das ist natürlich Klagen auf allerhöchstem Niveau, denn wir haben alle Titel in der Tasche. Jetzt wird gefeiert und dann freuen wir uns auf den Beginn der nächsten Saison.“

Der Porsche 963 von Proton Competition erreichte im 10-Stunden-Rennen auf der Road Atlanta den sechsten Platz. Das routinierte Team um Werksfahrer Gianmaria Bruni aus Italien hatte in der ersten Hälfte des Petit Le Mans eine starke Vorstellung abgeliefert und rangierte phasenweise in der Spitzengruppe, fiel aber nach zwei Strafen zurück. Für die Kundenmannschaft JDC-Miller MotorSports endete das Saisonfinale der IMSA-Serie mit einer Enttäuschung: Der auffällig gelb folierte Rennwagen mit der Startnummer 85 musste nach rund vier Stunden aufgrund eines Defekts an der Servolenkung vorzeitig aufgeben. 


Die neuen Fahrer-Champions in der GTP-Kategorie

Der Brasilianer Felipe Nasr zählt seit 2022 zum Werksfahrerkader von Porsche. Der heute 34-Jährige begann früh im Kartsport und setzte seine Karriere im Formel-Rennwagen fort. 2014 gelang ihm der Sprung in die Formel 1. Dort war er zunächst für eine Saison als Test- und Ersatzfahrer bei Williams im Einsatz, dem schlossen sich zwei Jahre als Grand-Prix-Pilot bei Sauber an. 2018 kehrte Nasr auf den amerikanischen Kontinent zurück, wo er mit einem DPi-Prototypen direkt die Gesamtwertung der IMSA SportsCar-Meisterschaft gewann. Nach Rang zwei im Folgejahr konnte er diesen Erfolg 2021 wiederholen. Seit 2023 geht Nasr mit dem Porsche 963 in der IMSA an den Start. Im Januar dieses Jahres gewann er, nun mit den US-Amerikanern Dane Cameron und Josef Newgarden sowie dem Australier Matt Campbell als Teamkollegen, zum zweiten Mal das 24-Stunden-Rennen in Daytona. Bis zum IMSA-Finale auf der Road Atlanta ließ er gemeinsam mit Cameron fünf weitere Podestplatzierungen folgen, darunter ein Sieg beim 6-Stunden-Rennen in Watkins Glen.

Dane Cameron ist seit 2022 Porsche-Werksfahrer. Auch der in Newport Beach geborene Kalifornier machte seine ersten Schritte im Motorsport im Rennkart, bevor er über Meistertitel in amerikanischen und europäischen Formelserien seinen Weg in den Sportwagen- und Prototypensport fand. 2014 gewann er die GTD-Klasse der United SportsCar Meisterschaft, dem Vorgänger der heutigen IMSA SportsCar Championship. 2016 und 2018 entschied der heute 35-Jährige am Steuer von DPi-Prototypen jeweils die Gesamtwertung für sich. 2023 fuhr Cameron mit dem Porsche 963 an der Seite des Dänen Michael Christensen und des Franzosen Frédéric Makowiecki in der FIA Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC. Bei seiner Rückkehr in die IMSA-Serie feierte er zusammen mit Felipe Nasr, Josef Newgarden und Matt Campbell seinen ersten Daytona-Sieg. Ebenso wie Nasr krönte er seine bisherige Karriere auf der Road Atlanta jetzt mit einem dritten IMSA-Titel in der Prototypen-Topklasse.


GT-Klassen: Laurin Heinrich und „Rexy“ am Ziel aller Träume

In der GTD-Pro-Kategorie war Porsche gemeinsam mit dem Kundenteam AO Racing ebenfalls maximal erfolgreich, obwohl der „Rexy“ genannte 911 GT3 R bereits in der Frühphase des Rennens einen herben Rückschlag erlebte: Der knallgrüne Rennwagen mit der Startnummer 77 musste aufgrund einer defekten Kabelverbindung am Lenkrad mehrfach unplanmäßig an die Box und fiel um fünf Runden zurück. Dennoch brachten Laurin Heinrich aus Deutschland, Michael Christensen aus Dänemark und Julien Andlauer aus Frankreich das Auto auf Platz elf über den Zielstrich. Alle drei sind ehemalige Porsche-Junioren. Dies genügte, um Porsche die Herstellermeisterschaft, AO Racing den Teamtitel und Heinrich die Krone bei den Fahrern zu sichern. 


Fahrerstimmen nach dem Rennen

Dane Cameron (Porsche 963 #7): „Vor dem Start in eine Saison gibt es immer hohe Ziele und wilde Träume – das ganz große Rennen in Daytona gewinnen, den Fahrertitel holen und die Meisterschaft der Hersteller und Teams. Dazu noch die Krone im Michelin Endurance Cup und als Team die ersten beiden Ränge belegen… Jetzt haben wir uns alle diese Träume erfüllt. Das ist absolut außergewöhnlich. Ich bin stolz auf alle, die so hart für unsere Erfolge gearbeitet haben.“

Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Im heutigen Rennen ist unfassbar viel passiert. Aber all das spielt keine Rolle mehr: Wir sind am Ziel unserer Träume! Ich war vom ersten Tag in das Projekt Porsche 963 eingebunden. Es macht mich super stolz, dass sich all die harte Arbeit in dieser Form auszahlt. Mein erster Titel als Porsche-Werksfahrer bedeutet mir persönlich enorm viel: Das war mein großer Traum, als ich mich diesem tollen Hersteller angeschlossen habe. Ich wollte mit Porsche und Porsche Penske Motorsport ganz nach oben – das habe ich geschafft! Danke an jeden Einzelnen, der mit voller Leidenschaft daran mitgearbeitet hat.“

Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Fast hätten wir unsere IMSA-Saison mit einem dritten Sieg abgeschlossen, in der Schlussphase des Petit Le Mans ging es sehr eng zu. Wir freuen uns natürlich für unsere Teamkollegen und gratulieren ihnen zum Titelgewinn. Mit Rang zwei in der Meisterschaft haben wir unseren Teil zu einem perfekten Ergebnis für Porsche und Porsche Penske Motorsport beigetragen, das macht mich stolz.“

Nick Tandy (Porsche 963 #6): „Wir waren im Rennen stark unterwegs und lagen über viele Runden an der Spitze. Aber dann gab es das typische Finish auf der Road Atlanta: Gelbphase, Vorsprung weg, Sprint ins Ziel. Leider hatten wir nicht ganz das Tempo, um den Sieg zu sichern. Der Cadillac war am Ende einen Hauch schneller. Gratulation an die Kollegen.“

Laurin Heinrich (Porsche 911 GT3 R #77): „Unglaublich! Am Freitag habe ich die Pole-Position geholt und damit wichtige Punkte, die im Finale tatsächlich über den Titel entschieden haben. Nach dem Start führten wir das Rennen an und konnten die Spitze gut kontrollieren. Dann kam allerdings der Rückschlag: Wir konnten nicht mehr hochschalten und verloren fünf Runden. Wir haben trotzdem kühlen Kopf bewahrt, perfekt gearbeitet und nie aufgegeben. Das hat gereicht. Vielen Dank an das Team und an alle Teamkollegen, die ich in dieser Saison hatte. Der Titelgewinn ist der größte Erfolg in meiner noch jungen Karriere!“

Gunnar Jeannette (Teamchef AO Racing): „Erst lief es perfekt, dann gab es einen Defekt am Lenkrad. Unsere Fahrer haben gekämpft wie die Löwen, während das Auto nur bei jedem dritten oder vierten Versuch hochschaltete. Die Mannschaft konnte das Problem schnell analysieren und lösen. Anschließend blieb es hoch spannend bis zum Schluss – und es hat gereicht. Ganz ehrlich: Wir haben heute den schönsten elften Platz meines Lebens eingefahren.“