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Formel 1
12.02.2012

Renault Sport F1 vor der Jubiläums-Saison 2012

In rund einem Monat startet die Formel 1 mit dem ersten Rennen in Australien in die Saison 2012. Rob White, stellvertretender technischer Managing Director von Renault Sport F1, und Jean-François Caubet, Managing Director von Renault Sport F1 erklären die Auswirkungen der neuen Regeln und die Hintergründe des Formel 1-Engagements von Renault.

Vor dem Auftaktrennen am 18. März in Melbourne stehen drei Sessions mit insgesamt zwölf Testtagen auf dem Programm. Nachdem die vier Partnerteams von Renault – Red Bull Racing, Williams F1 Team, Caterham F1 Team und Lotus F1 Team – ihre neuen Fahrzeuge der Öffentlichkeit vorgestellt hatten, gingen die Boliden in dieser Woche in Jerez erstmals auf Zeitenjagd. Zwei weitere Testwochen folgen ab 21. Februar und 1. März in Barcelona.

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Auch in dieser Saison erhalten die vier Rennställe wieder identische Ausbaustufen des erfolgreichen RS27-V8-Triebwerks. Der Weltmeister-Motor wird von den Spezialisten von Renault Sport F1 im französischen Viry-Châtillon gefertigt. Renault feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Jubiläum in der Königsklasse des Motorsports und blickt auf eine überaus beeindruckende Bilanz in der Formel 1 zurück: Bis heute zieren zehn Konstrukteurs- und neun Fahrer-Weltmeistertitel das Erfolgskonto der Marke mit der Rhombe.

Rob White (stellvertretender technischer Managing Director von Renault Sport F1) über die Saison 2012
„Das Team von Renault Sport F1 freut sich in diesem Jahr auf einige neue Aufgaben. Mit Williams haben wir nun ein viertes Kundenteam, das auf unseren erfolgreichen V8-Motor setzt. Somit musste der RS27 in vier verschiedene Chassis integriert werden. Darüber hinaus galt es natürlich auch, die jeweiligen zeitlichen Abläufe zu berücksichtigen. Das ist uns hervorragend gelungen. Dabei konnten wir von unseren Erfahrungen aus der vergangenen Saison profitieren, als wir mit dem jetzigen Caterham-Team einen dritten Partner begrüßen durften. Und natürlich haben wir nun, da insgesamt vier Rennställe auf Motoren von Renault Sport F1 setzen, unsere Strukturen an die bevorstehenden Herausforderungen angepasst. So erhält jeder unserer Kunden den gewohnt erstklassigen Service und optimale Performance.

Eine der größten technischen Neuerungen in diesem Jahr ist sicher die Anpassung unseres Achtzylinders an die aktuellen Bestimmungen, die das Reglement für den Abgasstrang vorsieht. So schreibt die FIA für diese Saison zum Beispiel die Austrittsposition der Endrohre genau vor. Das soll ein Anblasen des Diffusors mit Hilfe der Auspuffgase verhindern. Die technischen Bestimmungen entsprechen in diesem Bereich also im Grunde denen aus der Saison 2010. Doch in der Zwischenzeit haben sich sowohl die Autos als auch die Regeln für die Motorelektronik grundlegend weiterentwickelt. Daher mussten wir auch in diesem Bereich neue Lösungen erarbeiten. Für die Monoposti unserer vier Partnerteams überlegten wir uns einen neuen Weg, wie wir den 2,4-Liter-V8 und die dazugehörige Peripherie – Auspuff, Motorsteuerung etc. – ins Chassis integrieren.

Die neuen Regeln erlauben zugleich einen größeren Querschnitt auf der Auslassseite. Dadurch steigt die Motorleistung im Vergleich zu 2011 um etwa zehn bis 20 PS und die Autos erreichen auf den Geraden eine größere Höchstgeschwindigkeit als noch im vergangenen Jahr. Alles in allem werden wir 2012 in Sachen Motorleistung und Topspeed wohl wieder auf dem Stand von 2009 sein, bevor der angeblasene Diffusor in Mode kam.

Neben diesen reglementsbedingten Veränderungen ist es uns gelungen, die Zuverlässigkeit nochmals zu verbessern. Während der Winterpause konnten wir einzelne Teile des Motors so optimieren, dass sie während ihres gesamten Lebenszyklus eine besondere Haltbarkeit aufweisen. Unabhängig von ihrer Kilometerlaufleistung zeichnen sich unsere Achtzylinder somit durch eine besonders hohe Zuverlässigkeit aus. Dies ist ein großer Entwicklungsschritt. Denn somit kann jeder RS27 bei den drei bis vier Grands Prix, bei denen er planmäßig zum Einsatz kommt, sowie bei den Freien Trainings theoretisch unbegrenzt viele Kilometer abspulen. Bei 20 Rennen, die in dieser Saison auf dem Programm stehen, garantiert uns das ein Höchstmaß an Flexibilität und damit einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Parallel zu den Entwicklungen am aktuellen Achtzylinder sind auch die Arbeiten am neuen V6-Triebwerk, das laut Formel 1-Reglement ab 2014 vorgeschrieben sein wird, bereits weit vorangeschritten. Derzeit testen wir erste Komponenten. 2013 wird dann der komplette Motor auf dem Prüfstand laufen. Wir blicken der neuen Saison zuversichtlich entgegen. Es wird sicher ein anstrengendes, aber hoffentlich auch ein erfolgreiches Jahr 2012.“

Jean-François Caubet (Managing Director von Renault Sport F1) zur Kosteneffizienz in der Formel 1
„Als wir 2010 Renault Sport F1 aus der Taufe hoben, konzentrierten wir uns in der Formel 1 auf unser Kerngeschäft: die Bereitstellung von Motoren für unsere Partnerteams. Hierfür gab es im Wesentlichen drei Gründe: Erstens haben wir damit unsere Aktivitäten gebündelt, um besonders effizient und erfolgreich arbeiten zu können. Zweitens, um Kosten einzusparen. Und drittens, um Technologien zu entwickeln, die auch in unseren Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen können.

Bisher konnten wir all diese Ziele erreichen. Und im Hinblick auf die erzielten Erfolge dürfen wir sehr zufrieden sein. Im vergangenen Jahr gelang uns mit Sebastian Vettel und Red Bull Racing erneut der Gewinn des Fahrer- und des Konstrukteurs-Weltmeistertitels – unsere WM-Titel Nummer 18 und 19 in etwas mehr als 30 Jahren. Für unsere Motoren und unseren Service genießen wir in der Formel 1 größten Respekt und hohes Ansehen. Auch in Zukunft wollen wir aus diesem Engagement optimalen Nutzen ziehen. Den Grundstein hierfür haben wir bereits gelegt. So hat sich mit dem Williams F1 Team ein echter Traditions-Rennstall für unsere RS27-V8 entschieden. In diesem Jahr beliefert Renault somit ein Drittel des Formel 1-Starterfeldes mit Motoren. Dies steigert zum einen die Effizienz unserer Investitionen in die Formel 1 und trägt zur Kostenreduzierung bei.

Wir freuen uns bereits sehr auf die bevorstehende Saison. Unser Ziel ist klar: Wir wollen die individuellen Ansprüche unserer Kunden zu ihrer vollsten Zufriedenheit erfüllen. Dabei berücksichtigen wir natürlich die unterschiedlichen Strategien und Prioritäten der vier Partnerteams von Renault Sport F1. Für uns ist es wichtig, dass wir keinen unserer Kunden bevorzugt behandeln. Unsere Überzeugung ist es, dass wir durch den Wettbewerb zwischen den Rennställen unseren Motor noch schneller und noch besser machen können. Diese gesunde Konkurrenz wirkt sich positiv auf die Weiterentwicklung des RS27 aus. Und das ist unser erklärtes Ziel.“