ROTAX MAX Challenge
21.04.2014
Turbulenter Auftakt der ROTAX MAX Challenge Germany
Fantastisches Frühlingswetter, gute Laune im Fahrerlager und eine perfekt vorbereitete Organisation boten vielversprechende Voraussetzungen für eine gelungene Veranstaltung. Unglücklicherweise sollte diese allerdings weniger glatt über die Bühne gehen als erwartet. Dafür sorgte ausgerechnet das mit 50 Piloten vollbesetzte Feld der Senioren...
Mini: Schmidli gewinnt Finale
Dennis Siemens (RS Competition) setzte im Zeittraining deutlich die Bestmarke und konnte damit von der Pole-Position aus ins Finale starten. Diesen Vorteil wusste der Bielefelder gekonnt umzusetzen. Er ließ sich den Sieg nicht nehmen und sah vor Nils Meyer (EA) und Titus-Shanghai Schmidli als Erster das Ziel.
Im Finale legte die Konkurrenz nach und verwies den Prefinalsieger ins Mittelfeld. Vorne übernahmen Titus-Shanghai Schmidli, Nils Meyer und Phil Dörr (CRG) das Zepter. Sie lieferten sich einen packenden Kampf um die Positionen, wobei sich am Ende Meyer vor Dörr und Schmidli durchsetzen konnte. Doch beim Zieleinlauf blieb es nicht: Meyer erhielt eine nachträgliche Zeitstrafe wegen Startvergehens und Dörr wurde wegen Überholens in einer Gelbphase sogar disqualifiziert. Somit erbte Schmidli den ersten Sieg des Jahres. Meyer fand sich trotz Zeitstrafe auf Platz zwei wieder, während Tim Tramnitz (Praga) auf Rang drei aufrücken durfte.
Micro: Siege für Speck und Krupper
Bei den Jüngsten der RMC gaben Luis Laurin Speck (TB Kart) und Maximilian Krupper (Praga) das Tempo vor. Die beiden Team Scheider-Piloten lieferten sich im Prefinale ein packendes Duell, das am Ende Pole-Setter Speck für sich entscheiden konnte.
Im Finale mischte sich dann auch Lennart Wolf (OK1) ins Geschehen ein, was einen sehenswerten Dreikampf zur Folge hatte. Am Ende der 13 Rennrunden setzte sich Winterpokal-Sieger Krupper hauchdünn gegen Speck durch, während sich Wolf trotz einiger Führungsrunden mit Platz drei begnügen musste.
Junioren: Spiel, Satz und Sieg für Grams
Kein Weg führte beim Saisonstart an John Kevin Grams (RS Competition) vorbei. Der Tony Kart-Pilot war im Zeittraining der schnellste Mann, gewann beide Heats und krönte das Wochenende mit einem Doppelsieg in den Finalrennen des 29-köpfigen Feldes. Und dennoch wäre es vermessen von Dominanz zu sprechen, denn Grams hatte zu keiner Zeit leichtes Spiel. Im Qualifying lag er beispielsweise nur 0.017 Sekunden vor Tim Mika Metz (KV Oppenrod), der im Prefinale ebenfalls nur knapp geschlagen als Zweiter einlief, indem er Robin Brezina (Tony Kart) auf Platz drei verwies. Letzterer legte im Finale kräftig nach und blies zum Angriff auf Grams. Doch auch Brezina musste einsehen, dass der Engerer an diesem Wochenende nicht zu schlagen war.
Mann des Rennens wurde Louis Henkefend (Diegowie Power Racing). Der Youngster war schon im Zeittraining mit Platz zwei aufgefallen, aber aufgrund eines technischen Verstoßes disqualifiziert worden. Mit einer kräftigen Portion Wut im Bauch nutzte er die Heats und das Prefinale, um sich sukzessive nach vorne zu arbeiten. Am Ende wurde seine Leistung mit Rang drei im Finale belohnt, den er Tim Mika Metz noch auf den letzten Metern streitig machen konnte.
Senioren: Turbulente Rennen krönen Wagner zum Doppelsieger
Mit über 50 Piloten bildeten die Senioren das größte Feld des Wochenendes, das im Zeittraining mit Niklas Gränz (KV Oppenrod) und Maximilian Schmitt (M-Tec Praga Racing) zwei letztjährige Junioren als Trainingsschnellste ihrer Gruppen hervorbrachte. Auch in den Heats waren beide konstant schnell unterwegs, mussten aber im Zwischenklassement Simon Wagner (M-Tec Praga Racing) und Glenn Rupp (RS Competition) den Vortritt lassen. Die Vorläufe waren allerdings weniger vom sportlichen Geschehen geprägt, als vielmehr von einem Unfall überschattet: Unglücklicherweise war es im letzten Heat zu einem schweren Überschlag gekommen, bei welchem sich Marius Rauer (Kartsport Klimm) einen Oberschenkelbruch zuzog. Aufgrund der ignoranten und rücksichtslosen Fahrweise vieler Mitbewerber gestaltete sich die Bergung und Erstversorgung derart schwierig, dass die Rennleitung das Rennen abbrach und Konsequenzen ergriff: 25 Teilnehmer wurden verwarnt und bis Oppenrod unter Beobachtung gestellt. Zudem entschied man sich dazu, die Finalrennen rollend in aufgereihter Formation mit Gelbphase zu starten.
Das schien im Prefinale Wirkung zu zeigen: Pole-Setter Simon Wagner verteidigte die Spitze vor Glenn Rupp, Maximilian Schmitt, Christopher Dreyspring (TAD Racing) und Niklas Gränz. Die Rennhalbzeit war noch nicht erreicht, als sich ein weiterer Unfall ereignete: Eine Massenkarambolage versperrte die Fahrerlagerkurve, was Niklas Rosenbach (Flandria Competition Kart) zum Verhängnis wurde. Der Grünstädter konnte nicht ausweichen und überschlug sich vehement. Diesmal reagierten die Fahrer vorbildlich, reduzierten das Tempo sofort und leisteten sogar Ersthilfe. Trotzdem hatte der Unfall einen erneuten Rennabbruch mit Notarzteinsatz zur Folge. Rosenbach erlitt eine leichte Gehirnerschütterung und wurde zur weiteren Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Das Rennen wurde nicht mehr fortgesetzt und mit halber Punktezahl gewertet.
Im abschließenden Finale diktierten wiederum Wagner, Rupp, Schmitt, Dreyspring und Gränz das Tempo. Hinter den Hauptdarstellern folgten teilweise bis zu zehn weitere Siegaspiranten im Schlepptau. Wie auf der Perlenschnur umkurvte dieser Führungszug einen Großteil der 16 Rennrunden. Erst kurz vor Schluss kamen sich Rupp und Dreyspring ins Gehege. Die beiden Podiumskandidaten gerieten in der Trips-Kurve aneinander, fielen dadurch weit zurück und mischten die Reihenfolge kräftig durch. Wagner profitierte von der Unruhe hinter sich und brachte den Sieg sicher nach Hause. Dahinter bugsierte sich Gränz auf den zweiten Platz nach vorne, während Titelverteidiger Marc Lupfer (Ratisbona Motorsport) als Dritter noch den Sprung auf das Podium schaffte.
DD2 Masters: Becker gewinnt Saisonauftakt
Der amtierende Vize-Champion Michael Becker (KSM Racing Team) setzte im Zeittraining die Bestmarke vor Titelverteidiger Thomas Schumacher (TAD-Racing). Wer jedoch einen Kampf der beiden Weltfinalteilnehmer erwartet hatte, wurde enttäuscht. Schumacher fand in den Rennen noch nicht ganz zu seiner gewohnten Form und spielte mit zwei vierten Plätzen nur die zweite Geige.
Anders sah das für Becker aus: Der Hagener war in beiden Läufen ganz vorne zu finden. Im Prefinale lieferte er sich einen packenden Fight mit Tommy Helfinger (M-Tec Praga Racing), den der Kronauer am Ende sogar für sich entscheiden konnte. Becker musste sich mit 0.154 Sekunden Rückstand geschlagen geben, sah die Zielflagge aber deutlich vor dem Drittplatzierten Carsten Erpenbach (3G Racing).
Im Finale konnte Helfinger nicht mehr an seine Leistung aus dem Prefinale anknüpfen. Er musste sich mit Rang drei begnügen, indem er Becker und Erpenbach das Feld überlassen musste. Das Duo pflügte Größtenteils im Formationsflug um den Kurs und ließ Erinnerungen an ein ähnliches Duell vom Winterpokal aufkommen, bei dem sich letztlich beide in der Wiese wiedergefunden hatten. Diesmal sollte das Rennen allerdings ohne Kontakt über die Bühne gehen. Becker wehrte sich tapfer bis zum Schluss und ließ Erpenbach keine Möglichkeit, ein erfolgreiches Manöver vorzutragen.
DD2: Doppelsieg für Luka Kamali
In der Königsklasse meldete sich Titelverteidiger Pascal Marschall (CRG) eindrucksvoll zurück. Im Zeittraining bewies der Nürnberger, dass er in der Winterpause nichts verlernt hat und markierte die Bestzeit. Hinter ihm sorgte sein Teamkollege Luka Kamali für strahlende Gesichter im Zelt von TAD-Racing. Die Dominanz des CRG-Duos hielt auch in den Heats an, wo sich die beiden Stallgefährten brüderlich die Siege teilten. Aufgrund des besseren Ergebnis' im Qualifying setzte sich Marschall allerdings auf die Pole-Position für das Prefinale.
In Schlagdistanz zum CRG-Duo waren Leon Wippersteg (Praga) und Fabian Kohnert (KSK Kartsport Kohnert). Im Zeittraining und auch in den Vorläufen folgten die beiden in Lauerstellung, um in den Finalrennen zum Angriff zu blasen. Und tatsächlich wurde die Luft im Prefinale dünner: Bis zu sieben Piloten meldeten ihre Ansprüche auf den Sieg an. Als sich die beiden CRG-Kollegen an der Spitze duellierten, nutzte Wippersteg seine Chance und sprengte das Doppel. Zwar konnte er Kamali nicht mehr gefährlich werden, dafür aber Marschall auf Platz drei verdrängen. Auch Kohnert mischte sich ins Geschehen der Spitzengruppe ein, musste sich aber mit dem undankbaren vierten Platz geschlagen geben.
Das Finale begann mit einem Paukenschlag: Der Prefinal-Fünfte Patrick Pearce (Flandria Competiton Kart) schob Pascal Marschall in der ersten Kurve in einen Dreher. Der amtierende Champion verlor die Kontrolle und kollidierte in der Folge ausgerechnet mit Wippersteg. Damit waren zwei Sieganwärter schon in der ersten Kurve um alle Chancen gebracht. Da half auch die Disqualifikation des Übeltäters nichts. Vorne schien Kamali leichtes Spiel zu haben. Der international erprobte Youngster konnte seine Führung nach wenigen Runden ausbauen, verlor seinen Vorteil aber aufgrund einer Gelbphase. Plötzlich hatte er zwölf Kontrahenten im Nacken. Dazu zählte auch Fabian Kohnert, der die Gunst der Stunde ergriff und Kamali zumindest kurzzeitig die Spitze streitig machen konnte. Doch Kamali fand schnell zurück zur alten Form, holte sich die Führung zurück und machte den Doppelsieg letztlich komplett. Kohnert musste gegen Ende noch eine weitere Position abtreten und Maximilian Fleischmann (Rotax Praga Kart Racing) den zweiten Platz auf dem Podium überlassen.
Organisationsleiter Uwe Jäger war am Abend wenig begeistert: „Um ehrlich zu sein war das nicht der Saisonstart, den man sich als Veranstalter wünscht. Zwei Unfälle, zwei Notarzteinsätze und zwei verletzte Teilnehmer in den Rennen den Senioren – das ist sehr bedauerlich. Beide Fahrer sind mittlerweile wieder wohl auf und ich wünsche ihnen an dieser Stelle eine schnelle Genesung. Ich möchte aber betonen, dass beide Zwischenfälle nicht auf unfaire Fahrweise zurückzuführen sind. Schockierend war jedoch die mangelnde Disziplin und Rücksichtslosigkeit der Piloten, die die Flaggensignale ignoriert haben und das Bergen ihres Kollegen erschwert haben."
RMC-Chef Andreas Matis ergänzt: „Ich bin froh, dass wir seit diesem Jahr die Race-Control im Einsatz haben. So konnten wir diese Zwischenfälle genau analysieren. Wir haben uns daraufhin zu konsequenten Maßnahmen entschieden, indem wir unter Slow gestartet sind und die entsprechenden Fahrer in Kerpen und auch in Oppenrod unter Beobachtung gestellt haben. Als Veranstalter hat man jedoch nur einen gewissen Handlungsspielraum, um die Fahrer zu disziplinieren beziehungsweise zu erziehen. Ich denke, dass auch die Eltern und Teamchefs in die Pflicht gezogen werden müssen. Daher appelliere ich an alle Beteiligten, dass man bei allem Wettbewerb, den Respekt am Konkurrenten nicht verliert. Am Ende muss die Sicherheit höchste Priorität haben! Das muss in den Köpfen ankommen und dafür haben wir als Veranstalter meines Erachtens nach alles getan. Auch wenn wir aufgrund der Zwischenfällen eine massive Zeitplanverzögerunghatten, möchte ich an dieser Stelle ebenfalls betonen, dass fünf andere Klassen tadellosen Kartsport geboten haben und ich mich auf das nächste – hoffentlich unfallfreie – Rennen freue.“
Nun haben alle Beteiligten erst einmal vier Wochen Zeit, um sich von den spektakulären Geschehnissen des Saisonstarts zu erholen. Die zweite Runde zur ROTAX MAX Challenge Germany findet am 18. Mai 2014 in der Stefan Bellof Arena in Oppenrod statt.
» Bildergalerie:ROTAX MAX Challenge in Kerpen am 20. April 2014
» Ergebnisse:ROTAX MAX Challenge in Kerpen am 20. April 2014