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Formel 1
04.09.2015

Analyse bestätigt: Pirelli trifft keine Schuld

Beim Großen Preis von Belgien wiesen die Reifen 63 Einschnitte (Cuts) auf. Zum Vergleich: Bei den 15 vorangegangenen Events (Rennen und Tests in 2015) lag der Durchschnitt bei 1,2 Cuts pro Strecke. Um mehr Sicherheit zu gewährleisten, schlagen Pirelli und die FIA vor, eine Studie durchzuführen, wie Rennstrecken optimal gereinigt werden können.

Aufgrund der aktuellen technischen Untersuchungen der in Spa eingesetzten Reifen kommt Pirelli zu folgenden Schlüssen:

1) Die von Pirelli durchgeführten Tests der in Spa eingesetzten Reifen bestätigen: Es lagen keine strukturellen Probleme vor. Im Verlauf der Untersuchung führte Pirelli eine äußerst sorgfältige Prüfung der eingesetzten Materialien und Produktions-Prozesse durch. Dabei setzte der Konzern zwei unterschiedliche Test- und Prüfmethoden ein. Die nach dem zweiten Freien Training an einer großen Zahl von Reifen durchgeführte mikroskopische Untersuchung ergab keinerlei Anzeichen einer Materialermüdung oder Hinweise auf eine Beschädigung der Reifen.

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Zum gleichen Ergebnis führten die in Mailand durchgeführten Querschnitt-Analysen der während des Rennens eingesetzten Reifen. Einige der gefahrenen Reifen wurden darüber hinaus im Labor auf einem Prüfstand einem Dauertest unterzogen, um Hinweise auf eine mögliche Materialermüdung zu erhalten. Die Reifen bestanden den Test, nirgends zeigte sich eine Ablösung des Unterbaus der Reifen. Das bestätigt eindeutig: Auf der Strecke traten weder strukturelle Zersetzungen noch andere Probleme auf.

Seit Beginn des Jahres 2015 wurden 13.748 Slicks eingesetzt – nicht zuletzt auf besonders anspruchsvollen und rauen Rennstrecken wie in Sepang, Barcelona und Silverstone. Im gesamten Zeitraum trat kein einziges Problem auf. Das unterstreicht die grundsätzliche Robustheit und Qualität des Produktes.

2) Die Ereignisse in Spa sind auf externe Faktoren zurückzuführen. Sie hängen auch mit dem ausgedehnten Einsatz der Reifen auf einer der anspruchsvollsten und rauesten Strecken der Weltmeisterschaft zusammen. Die Wirkung der externen Faktoren beweist auch die Zahl von 63 Einschnitten in den Laufflächen der während des Rennwochenendes in Spa gefahrenen Formel 1-Reifen. In diesem Zusammenhang ist auf die zahlreichen Unfälle hinzuweisen, die sich während der Rennen des Rahmenprogramms ereigneten - vor dem Start des Formel 1-Grand Prix. Zum Vergleich: In den vorangegangenen 15 F1-Veranstaltungen (zehn Rennen und fünf Tests) wurden pro Event lediglich 1,2 Einschnitte in Reifen gezählt. Das ist ein eindeutiger Hinweis auf eine außergewöhnliche Menge von Trümmerteilen, die auf der Strecke von Spa lagen. Daraus resultiert ein erhöhtes Risiko, dass Fremdkörper in die Reifen eindringen.

Selbst wenn ein nur kleines Trümmerteil aus Carbon oder einem anderen scharfkantigen Material bis in den Mantel eines Reifen eindringt kann dies Schäden verursachen, die deutlich von den Folgen eines herkömmlichen Einstichs abweichen, der typischerweise nur zu einem Verlust des Reifendrucks führt. Dies kann insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten der Fall sein, zumal dann, wenn der Reifen über einen längeren Zeitraum gefahren wird und die Lauffläche bereits entsprechend dünner ist. Genau dieses Phänomen trat am Reifen von Sebastian Vettel in Spa auf.
Im Falle von Nico Rosberg war der defekte Reifen noch nicht so lange im Einsatz. Er wurde beschädigt – was Fernsehaufnahmen eindeutig belegen –, ohne dass es sogleich zu einem Ausfall kam. Bereits vier Kurven zuvor war auf der Lauffläche eine Komponente der internen Struktur des Reifen zu sehen. Das ist ein klarer Beleg für die Verletzung des Reifens, die dann konsequenterweise zum Reifenschaden führte.

Während des gesamten Wochenendes in Spa (inklusive des Freien Trainings, des Qualifyings und des Rennens) wurden in den Reifen weiterer Fahrer von Trümmerteilen verursache Einstiche und Schnitte entdeckt. Sie beschädigten zwar die Konstruktion, riefen allerdings keine Reifenschäden hervor.

3) Nach dem Ende des Qualifyings am Samstag, bei dem es zu einer außergewöhnlich hohen Zahl an Einschnitten in die Reifen kam, wies Pirelli die FIA auf den Zustand des Circuits hin und bat darum, die Strecke säubern zu lassen und die Teams zu informieren. Die FIA reagierte umgehend, indem sie die Reinigung der Strecke arrangierte und die Teams entsprechend beriet. Gemeinsam mit der FIA schlägt Pirelli vor, eine Studie durchzuführen, die Aufschlüsse darüber liefert, wie eine Strecke optimal gereinigt werden kann.