FIA Formel 3 EM
04.10.2016
Lance Stroll auf dem europäischen Formel-3-Thron
Lance Strolls Einstieg in den Automobilsport verlief erfolgsversprechend: Schon in seinem ersten Jahr sicherte er sich den Titel in der italienischen Formel-4-Meisterschaft. Nach einem erfolgreichen Abstecher nach Neuseeland, wo er Anfang 2015 die Toyota Racing Series gewann, folgte der logische Aufstieg in die FIA Formel-3-Europameisterschaft. Doch dort tat sich der in Montreal geborene Nachwuchsrennfahrer anfangs schwer. Aber selbst eine schwierige Phase, in der er durch einen spektakulären Unfall auffiel, brachte er gestärkt hinter sich und war in der zweiten Saisonhälfte 2015 ein ständiger Podestkandidat. Sogar seinen ersten Sieg in der hart umkämpften FIA Formel-3-Europameisterschaft feierte Stroll noch in seiner Premierensaison. „Psychologisch war es wichtig, sich so in die Winterpause zu verabschieden“, reflektiert er sein erstes Jahr in der Formel 3. „Dieser Sieg hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und war irgendwie auch der Wegbereiter für die folgende erfolgreiche Saison.“
Mit seiner steilen Lernkurve und seinen Erfolgen von 2015 ging Lance als einer der Favoriten in die Saison 2016. Und er zeigte mit seinem Triumph im ersten Saisonlauf auch gleich, dass er dieser Rolle gewachsen ist. Auf seinen zweiten Sieg des Jahres musste der Teenager dann zwar zehn Läufe warten, aber ab diesem Zeitpunkt entschied er noch acht weitere Rennen für sich. Damit drückte er der Saison eindrucksvoll seinen Stempel auf. „Es ist ein phantastisches Gefühl, sich jetzt FIA Formel-3-Europameister nennen zu dürfen, Worte können dies nicht ausreichend beschreiben“, strahlte er nach seinem vorzeitigen Titelgewinn in Imola.
Lance Stroll, der seinen Charakter als ruhig und gefasst beschreibt und den Wettbewerb liebt, ist Sohn eines wohnhabenden Vaters, der sein Geld in der Textilindustrie verdient. Lawrence Stroll begleitet seinen Sohn zu allen Rennen und unterstützt ihn, wo er kann. „Diese Unterstützung ist sehr wichtig für mich, zumal er immer nur das Beste für mich will und alles dafür tut“, so Lance über seinen Vater. „Tipps, die das Fahren oder die Abstimmung meines Rennautos betreffen, gibt er mir aber nicht. Er weiß zum Glück genau, wo sein Platz an der Rennstrecke ist“, lacht Lance.
Dass es immer wieder Stimmen gibt, die seine Erfolge mit dem Geldbeutel seines Vaters begründen, prallt an dem in Genf lebenden Nachwuchspiloten ab. „Damit verschwende ich nicht meine Zeit“, so Stroll. „Ich denke, ich habe schon oft genug auf der Strecke gezeigt, dass ich schnell bin. Aber ich glaube, dass diese Leute ihre Meinung sowieso nicht ändern werden, egal, wie viele Rennen und Titel ich in meiner Karriere noch gewinne werde.“
Lance Stroll ist zwar ein erfolgreicher Rennfahrer, aber er hat nicht nur Rennsport im Kopf. „Ich mache gerade meinen High-School-Abschluss“, erzählt er. „Schule ist zwar nicht mein Hobby, aber ich sehe ein, dass ein ordentlicher Abschluss wichtig ist. So habe ich auch etwas in der Hand, falls es mit dem Motorsport nicht wie gewünscht klappen sollte. Und außerdem hätten meine Eltern mir ohne ordentliche Leistungen in der Schule den Motorsport auch nicht erlaubt.“
In seiner Freizeit treibt der Kanadier, der aktuell Single ist, viel Sport, trifft sich mit Freunden und reist gerne. „Das ist in Europa deutlich einfacher als beispielsweise in meiner Heimat Kanada, denn hier liegt alles viel enger zusammen.“ Seit seinem zwölften Lebensjahr lebt er nun in Europa, doch er fühlt sich immer noch als Kanadier. „Dort bin ich geboren und aufgewachsen und ich bin stolz, mein Land zu repräsentieren.“ Zwei- bis dreimal im Jahr besucht der nun in Genf lebende Stroll, der Michael Schumacher und den US-amerikanischen Basketballstar LeBron James als seine Vorbilder angibt, seine alte Heimat. „Ich versuche, im Sommer und zu Weihnachten ein paar Wochen nach Kanada zu fliegen, manchmal schaffe ich es auch zu Ostern.“
Wo er in der kommenden Saison Rennen fahren wird, weiß er noch nicht. „Das kann ich noch nicht sagen. Mein Ziel ist auf jeden Fall die Formel 1 und daran arbeite ich auch.“ Zweieinhalb Testtage habe er bereits in einem Williams von 2014 absolviert und er war begeistert. „Dieses Auto ist klasse. Ich habe aber auch gemerkt, dass die FIA Formel-3-EM eine sehr gute Schule für die Formel 1 ist und fühle mich bereit für diese Herausforderung.“