24h Nürburgring
29.09.2020
10Q Racing Team: Überzeugendes Debüt ohne Happy End
Nicht einmal acht Wochen von der Entscheidung bis zum Start des „Größten Rennens der Welt“ – eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, was das 10Q Racing Team tatsächlich vollbracht hat. Die Mannschaft um Teamchef Thomas Zabel entschloss sich erst am 31.Juli diesen Jahres, mit einem Mercedes-AMG GT3 am 24h-Rennen auf dem Nürburgring anzutreten. Mit den Top-Fahrern Kenneth Heyer, Sebastian Asch, Thomas Jäger (alle Deutschland) und Daniel Juncadella (Spanien) sowie der Unterstützung von Partner HWA waren die Weichen in Richtung Erfolg zumindest auf dem Papier gestellt.
Am Rennwochenende selbst konnte die neu zusammengestellte Mannschaft von Anfang an klarstellen, dass die Konkurrenz trotz der extrem kurzen Vorbereitungszeit mit dem Team zu rechnen hat. Bereits in den Trainings bewegten sich die Piloten stets auf Augenhöhe mit den Top-Autos. Richtig ernst wurde es zum ersten Mal im Top-Qualifying der GT3-Fahrzeuge, wo nur die besten Vier den Weg ins anschließende Einzelzeitfahren der 20 Schnellsten schaffen sollten. Mit Rang drei erreichte Ex-DTM-Fahrer Daniel Juncadella diese Vorgabe souverän. Am Ende des abschließenden Einzelzeitfahrens konnte der Spanier dann den hervorragenden vierten Startplatz herausfahren.
Für die Renntage waren schwierige Wetterbedingungen vorausgesagt. Startfahrer Thomas Jäger, der bereits das zehnte Mal in einem AMG das 24h-Rennen in der Eifel bestritt, konnte sich bei nassen Bedingungen aus dem Startgetümmel heraushalten. Auch ein früher Reifenschaden brachte die Strategie nicht aus dem Konzept. Alle Fahrer spulten fehlerlos ihre Stints ab und ließen den Kontakt zur Spitzengruppe nie abreißen.
Nach Einbruch der Dunkelheit verschlechterten sich die Bedingungen immer mehr. Ein Top-Auto nach dem anderen schied durch Unfälle aus oder verlor viel Zeit. Die Entscheidung der Teamführung, auf maximale Sicherheit zu setzen und ohne letztes Risiko zu fahren, zahlte sich nun aus. Als sich die Rennleitung gegen 22.30 Uhr zum Abbruch des Rennens wegen der schlechten Sicht- und Streckenbedingungen entschloss, war der Mercedes-AMG GT3 vom 10Q Racing Team immer noch in der selben Runde wie der Führende und profitierte somit von der Egalisierung der Abstände.
Erst um 8.00 Uhr morgens ließ die Rennleitung den Neustart zu. Vom 13. Platz aus kämpften sich Thomas Jäger, Daniel Juncadella, Sebastian Asch und Kenneth Heyer bis tief in die Top-Ten vor. Auch eine Zeitstrafe wegen eines Gelb-Vergehens warf das Team nur unwesentlich zurück. Nach wie vor war die Mannschaft auf Kurs zu einem Top-Ergebnis.
Kurz vor dem Rennende machte erneut einsetzender Regen sämtliche Planungen zunichte. Kenneth Heyer, der zu diesem Zeitpunkt hinter dem Steuer saß, war gerade an der Boxeneinfahrt vorbei, als klar wurde, dass ein Reifenwechsel nötig war. Daraufhin steuerte er über die Kurzanbindung die Box an, was jedoch viel Zeit kostete. Trotzdem war ein Top-Ten-Ergebnis weiterhin in Reichweite. Eine Stunde vor Schluss jedoch kam Heyer auf abbauenden Reifen und immer nasseren Bedingungen wegen Aquaplanings von der Strecke ab. Dabei wurde der Mercedes-AMG GT3 mit der #22 so stark beschädigt, dass eine Weiterfahrt unmöglich war.
Kenneth Heyer: „Leider bin ich kurz vor Ende wegen Aquaplaning von der Strecke abgekommen. Das war mein erster Unfall in 14 Jahren 24h-Rennen auf Nordschleife und natürlich ein sehr bitterer Moment. Da war so viel Wasser auf der Strecke und ich hatte versucht, mit den Drying-Wet-Reifen noch an die Box zu fahren. Es hat nur noch eine halbe Runde gefehlt. Nichtsdestotrotz haben wir als Team ein gutes Bild abgegeben, alle Boxenstopps waren top und das Team hat sehr gut zueinander gefunden. Natürlich ist es super schade, dass wir es nicht über die Ziellinie geschafft haben, aber so ist Motorsport.“
Sebastian Asch: „Ich denke, mit dem Rennverlauf können wir eigentlich sehr zufrieden sein. Wir waren immer vorn dabei und unser Plan hat gut funktioniert. Natürlich wäre eine Zielankunft sehr schön gewesen, aber wenn man sieht, wieviel der Top-Autos ausgefallen sind, erkennt man, wie schwierig die Bedingungen waren. Dafür, dass wir alle erst so kurz zusammenarbeiten, haben wir einen tollen Job gemacht und unsere Pace war gut. Deshalb bin ich für die kommenden Rennen optimistisch.“
Thomas Jäger: „Wir haben über weite Strecken fehlerlos gearbeitet. Die Strategie hat gestimmt und wir haben keine großen Fehler gemacht. Es ist natürlich enttäuschend, so kurz vor Schluss auszuscheiden, denn ein Top-Ten-Ergebnis wäre eine schöne Belohnung gewesen. Aber angesichts der vielen Ausfälle ist klar, dass schon alles passen muss für ein Top-Ergebnis.“
Daniel Juncadella: „Es ist schade, dass wir nur eine Stunde vor Schluss ausgeschieden sind. Ich war schon fertig, um ins Auto zu steigen für meinen letzten Stint, aber es sollte nicht sein. Das Positive ist, dass wir über das ganze Wochenende gut performt haben, darüber bin ich sehr glücklich. Das Potenzial für tolle Ergebnisse ist definitiv da, auch wenn wir es diesmal nicht über die Ziellinie geschafft haben.“
Thomas Zabel, Teamchef: „Ich denke, jeder hat gesehen, wozu wir theoretisch fähig sind. Bei diesen Wetterkapriolen gehört nun auch mal Glück dazu und das hatten wir heute leider nicht. Ich bin aber nicht traurig, sondern stolz auf mein Team. Wenn man überlegt, dass wir das Projekt erst am 31.Juli gestartet haben, kann ich es selbst kaum glauben, wie weit wir gekommen sind. Großen Dank an mein Team sowie unsere Partner HWA und AMG. Jetzt heißt es Wunden lecken, Krone richten und weiter geht die Reise!“