„Wir sind mit sehr hohen Zielen in dieses Rennen gegangen und wollten mit dem BMW Junior Team auf jeden Fall ein Top-Ten-Ergebnis erzielen. Zwischenzeitlich sah es danach aus, als könnten wir dieses Ziel sogar übertreffen. Ein Top-Fünf-Resultat war in Reichweite. Leider hat der Rennverlauf dann am Ende eine andere Geschichte geschrieben“, resümierte Mentor Jochen Neerpasch. „Dennoch denke ich, dass das BMW Junior Team mit seiner Performance die Meisterprüfung bestanden hat.“
Es war ein Wochenende voller Premieren. Die erste erlebte Hesse im Top-Qualifying, als er nach der perfekten Vorlage durch Farfus, der den #77 BMW M6 GT3 in den Shootout um die Poleposition gebracht hatte, seine ersten GT3-Runden im Regen auf der Nordschleife drehte. Diese Herausforderung bestand er ohne Fehler und fuhr vor vielen deutlich erfahreneren Nürburgring-Experten den zehnten Startplatz heraus. „Wir haben das Wochenende gut begonnen und uns eine gute Ausgangsposition gesichert“, sagte Hesse.
Starke Aufholjagd nach unglücklichem Start
Beim Rennstart traf das BMW Team RMG bei seinem 24-Stunden-Debüt mit dem BMW M6 GT3 gemeinsam mit Startfahrer Farfus angesichts extrem schwieriger Streckenverhältnisse die falsche Entscheidung bei der Reifenwahl. Direkt nach der Einführungsrunde kam Farfus an die Box und bekam Regenreifen – eine 50:50-Entscheidung, da Teile der Strecke nass und andere trocken waren. Leider setzte stärkerer Regen erst so spät ein, dass Farfus seine Reifen nicht mehr nutzen und die durch den Boxenstopp verlorene Zeit nicht wieder gutmachen konnte. „Die Wettersituation am Start war sehr schwierig einzuschätzen, und wir haben uns leider für die falschen Reifen entschieden“, sagte Teamchef Stefan Reinhold.Danach lief es bis zum Rennabbruch wegen Nebels am Samstagabend und auch nach dem Restart am Sonntagmittag sehr gut. Farfus, Hesse und Harper holten durch fehlerfreie Stints wieder auf. „Bis zur roten Flagge und auch nach dem Restart haben wir unsere Strategie darauf ausgerichtet, wieder möglichst viel Boden gutzumachen. Das ist uns gelungen“, erklärte Reinhold. Beim Restart erlebte Verhagen seine Premiere, denn er hatte zuvor noch nie einen fliegenden Start im GT3-Fahrzeug absolviert. Dieser gelang ihm sehr gut, und in seinem folgenden Stint zeigte er starken Speed und mutige Überholmanöver.
Bis 30 Minuten vor dem Ziel hatte sich das BMW Junior Team zurück in die Top-Ten gekämpft, und ohne eine Zeitstrafe wegen einer Berührung von Verhagen mit einem anderen Fahrzeug wäre sogar ein Top-Fünf-Ergebnis drin gewesen. Doch dann warfen ein technischer Defekt und eine folgende Kollision den #77 BMW M6 GT3 aus dem Rennen. „Augusto hatte an einer schnellen Stelle plötzlich keinen Vortrieb mehr. Dadurch stand er natürlich den folgenden Fahrzeugen im Weg“, sagte Reinhold und fasste zusammen: „Natürlich hatten wir uns unseren Auftritt am Nürburgring etwas anders vorgestellt. Wir haben in diesem Rennen viele Lektionen gelernt, auf die wir hoffentlich schon bald aufbauen können.“
Junioren ziehen positives Fazit
Bei aller Enttäuschung direkt nach dem Ausfall fiel auch das Fazit der Junioren letztlich positiv aus. „Dieses Rennen war für uns eine Achterbahnfahrt. Das Resultat am Ende ist natürlich schade, aber unsere Rennpace war sehr stark“, sagte Harper. Hesse meinte: „Auch wenn wir am Ende nichts Zählbares erreicht haben, können wir mit unserer 24-Stunden-Premiere im GT3-Fahrzeug zufrieden sein. Das BMW Team RMG hat nach unserer falschen Reifenwahl am Start in Sachen Boxenstopps und Strategie einen großartigen Job gemacht und uns wieder nach vorn gebracht. Augusto im Team dabei gehabt zu haben, war für uns Junioren eine fantastische Sache.“Verhagen sagte stellvertretend für das gesamte BMW Junior Team: „Vielen Dank an alle, die dieses Rennen möglich gemacht haben. Danke vor allem an das BMW Team RMG, das sich dieser großen Herausforderung gemeinsam mit uns gestellt und schon in der Vorbereitung einen fantastischen Job gemacht hat. Ein ebenso großer Dank geht an Augusto, der uns unglaublich dabei geholfen hat, auf der Nordschleife richtig schnell zu werden. Dieses Event war eine großartige Erfahrung. Wir haben unglaublich viel gelernt und werden hoffentlich noch stärker zurückkommen.“
Farfus: „Mir hat die Zusammenarbeit unglaublich viel Spaß gemacht.“
Farfus, der das BMW Junior Team die gesamte Saison über eng begleitet hat, bewertet das Projekt sehr positiv: „Es ist sehr schade, dass wir im Rennen nicht das Ergebnis einfahren konnten, das wir verdient gehabt hätten. Aber alles in allem war die Zusammenarbeit mit dem BMW Junior Team und dem BMW Team RMG fantastisch. BMW M Motorsport hat mit Dan, Max und Neil eine großartige Wahl getroffen. Sie sind alle unglaublich schnell. In Sachen Speed brauchen sie meine Hilfe gar nicht unbedingt, aber ich denke, ich konnte ihnen in anderen Bereichen wie Abläufen während des Rennens, Vorbereitung, Fahrzeugabstimmung oder Verhalten im Verkehr auf der Nordschleife sehr helfen. Mir hat die Zusammenarbeit unglaublich viel Spaß gemacht.“Für Harper, Hesse und Verhagen geht die Nordschleifen-Saison am 26. Juni mit dem vierten Saisonrennen der Nürburgring Langstrecken-Serie weiter.