Die erste Hälfte der ADAC GT4 Germany-Saison 2023 ist geschafft, wie ist rückblickend eure bisherige Bilanz?
Max Kronberg: „Die Saison verlief durchwachsen und mit Höhen und Tiefen. Sie begann in Oschersleben mit einem Sieg am Samstag in der Trophy und einem unverschuldeten Unfall am Sonntag. Zandvoort war dann weitaus erfolgreicher mit dem zweiten und dritten Platz in der Trophy. Auf dem Nürburgring wurde ich im ersten Rennen schon früh im ersten Rennen von der Strecke gedrängt und musste das Auto abstellen. Am Sonntag gelang uns nach einem starken Rennen im Regen der Sieg in der Trophy und ein super sechster Gesamtrang. Nun reise ich als Zweiter in der Trophy-Wertung zum Lausitzring und wir wollen natürlich wieder kräftig punkten.“Hendrik Still: „Wir gingen mit hohen Erwartungen in die Saison und hatten schon viel Pech mit Unfällen in beiden Serien, der ADAC GT4 Germany und GT4 European Series. Wir durften aber auch Erfolge feiern und Max liegt zur Halbzeit auf Rang zwei in der Trophy-Wertung. Ziel in der zweiten Hälfte ist es, ihn auf Platz eins zu bringen und reichlich Punkte für die Teamwertung zu erkämpfen.“
Was macht für euch den Reiz der ADAC GT4 Germany aus, was ist die größte Herausforderung?
Still: „Besonders faszinierend ist es, dass wir in diesem Jahr im Rahmen der legendären DTM starten. Die mediale Präsenz mit Live-TV und so vielen Zuschauern ist eindrucksvoll. Aber auch das Niveau der Fahrer in der ADAC GT4 Germany ist inzwischen unbeschreiblich hoch und die Meisterschaft genießt einen großen Bekanntheitsgrad. Ich kenne sie seit der ersten Stunde, und das ist kein Vergleich mehr zu den Rennen heute. Das gesamte Paket aus professionellen Teams, den vielen Zuschauern und dem harten sportlichen Wettkampf hat sich deutlich nach oben entwickelt. Das ist eine wirklich tolle Kombination.“Kronberg: „Dem schließe ich mich an. Die Entwicklung des GT4-Sports in den vergangenen Jahren ist inzwischen eindrucksvoll. Es macht unbeschreiblich viel Spaß, in dem kompetitiven Feld mitzufahren und die Zuschauerkulisse zu erleben.“
Die ADAC GT4 Germany gastiert in Oschersleben, Zandvoort, am Nürburgring, Lausitzring, Sachsenring und zum Finale am Hockenheimring. Welche dieser Strecken ist euer Favorit und warum? Welche liegt euch nicht so?
Kronberg: „Mein klarer Favorit ist Zandvoort. Mit der Streckenführung auf und ab kommt ein bisschen das Flair von einer kleinen Nordschleife an der Nordseeküste auf. Den Red Bull Ring in Spielberg mag ich auch sehr. Schade, dass dieser aus dem Kalender gestrichen wurde, er dürfte gerne wieder aufgenommen werden. Den Lausitzring kenne ich nur von Touristenfahrten und er hat mir nicht sehr gefallen, aber vielleicht ändert sich das.“Still: „Mein Favorit ist der Sachsenring, mit dem ich meinen ersten Sieg in der ADAC GT4 Germany verbinde. Hier habe ich auch große Hoffnungen, dass wir dort erfolgreich sein werden. Ansonsten selbstverständlich der Nürburgring, hier ist mein Heimspiel. Ich wohne zehn Minuten von der Rennstrecke und fahre, wie man so schön sagt, in meinem Wohnzimmer. Auch wenn ich auf dem Lausitzring schon Erfolge hatte, würde ich diesen gerne durch Portimão ersetzen.“
Ihr habt bereits einige Jahre in zahlreichen Serien Erfahrung gesammelt. Gibt es eine Serie oder ein bestimmtes Rennen, an dem ihr noch teilnehmen möchtet?
Still: „Mein größter Traum ist es, einmal bei den 24h von Le Mans teilzunehmen. Ich stand vergangenes Jahr kurz davor, aber es klappte dann leider doch nicht. Ich durfte 2019 im GT3 bei den 24h Spa-Francorchamps teilnehmen und es war fantastisch. Da besteht die realistische Chance, dass ich dort nochmals antreten darf.“Kronberg: „Ganz oben auf meiner Wunschliste steht definitiv noch die Teilnahme in Australien bei den 12h Bathurst. Diese Strecke und das Rennen haben einen ganz besonderen Reiz.“
Euer Einsatzfahrzeug ist der Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport, was macht das Auto so reizvoll?
Kronberg: „Ich durfte bereits einige Rennwagen steuern und bin im Porsche Cayman GT4 RS schon länger unterwegs. Was mir daran gefällt ist der Saugmotor und seine Kraftentwicklung gegenüber Turbomotoren. Auch das Mittelmotor-Konzept macht den Wagen sehr agil und es macht dadurch unglaublich Spaß ihn zu fahren.“Still: „Der Porsche Cayman GT4 RS hat ein sehr direktes Fahrverhalten, auch in der Lenkung. Du bekommst sofort Rückmeldung und das macht für mich das Auto besonders reizvoll. Er ist jedoch auch ein Rennwagen, den du immer mit viel Feingefühl bewegen musst, denn der Grenzbereich ist sehr schmal. Wenn du den jedoch triffst, ist es sicherlich mit der beste GT4-Wagen aktuell auf dem Markt. Hinzu kommt für mich, dass der Saugmotor den schönsten Klang im Teilnehmerfeld hat und er optisch ein sehr schönes Auto ist.“
Was schätzt ihr an eurem Cockpitkollegen besonders?
Kronberg: „Ich kenne Hendrik seit langem und wir verbringen immer eine tolle Zeit an der Rennstrecke. Fahrerisch ist er immer stark und vorne mit dabei. Wir haben einen ähnlichen Fahrstil und ich denke, das ist es, was uns in Kombination sehr gut verbindet und die Setup-Findung deutlich erleichtert.“Still: „Das kann ich bestätigen, wir verstehen uns super und sind uns bei der Arbeit im Cockpit sehr ähnlich. Das zeigte sich bereits in der zweiten Saisonhälfte des vergangenen Jahres und wir machten zusammen große Fortschritte. Ich bin vom Ehrgeiz, den Max aufbringt, immer aufs Neue absolut beeindruckt und da kann ich mir auch noch etwas davon abschauen. Er bereitet sich akribisch vor, hält sich fit, ist immer pünktlich und fokussiert. Ich kenne sonst keinen Fahrer der AM-Kategorie, der auf diesem Niveau arbeitet, das ist kaum zu toppen.“
Was schätzt ihr am Team AVIA W&S Motorsport besonders?
Still: „Bis vor zwei Jahren war mir nur der Name des Teams bekannt, bevor Max plante in der ADAC GT4 Germany mit mir zu starten. Bei ersten Trackdays als sein Coach ist mir sofort der hohe Level an Professionalität des Teams aufgefallen. Ich war zu der Zeit im ADAC GT Masters bei GT3-Teams aktiv und habe kaum ein vergleichbares Niveau an Vorbereitung, Analysen und der gesamten Arbeit erlebt. Der Aufwand, mit dem sich AVIA W&S Motorsport mit dem GT4-Thema beschäftigt und strukturiert arbeitet, ist mit keinem anderen GT4-Team zu vergleichen und sicher eine gute Referenz. Die gesamte Crew von Patrick Wagner und Daniel Schellhaas steht da manchem GT3-Team in nichts nach oder legt die Messlatte sogar noch höher. Hinzu kommt, das möchte ich betonen, wie familiär intern miteinander umgegangen wird und wie toll man sich um uns Fahrer und unsere Gäste und Sponsoren kümmert. Das bestätigen mir meine Gäste jedes Mal aufs Neue. Ich hoffe, dass ich noch lange im Team bleiben kann!“Kronberg: „Hierzu kann ich nicht viel mehr hinzufügen, das gesamte Team ist mit keinem anderen zu vergleichen. Ergänzend ist sicherlich zu erwähnen, dass der Einsatz nach den drei Totalschäden bei der GT4 European Series in Monza unbeschreiblich war und in so kurzer Zeit drei rennfertige Autos aus Rohkarossen wieder aufgebaut wurden. Keiner resignierte, sondern packte mit an, um die Porsche wieder einsatzbereit zu bekommen. Das ist schon mit einem Auto nicht leicht und selbstverständlich. Das verdient meine Hochachtung!“