Freitag, 27. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
24h Nürburgring
23.05.2013

Kaisers Pferd lahmte in zweiter Hälfte

Von aussichtsreicher Position startete der Ferrari F458 des Teams GT Corse in das 41. Internationale ADAC Zurich 24h-Rennen am Nürburgring und der Nordschleife. Einer der vier Fahrer, die das schnelle Pferd zweimal rund um die Uhr über die fast 25 Kilometer lange Rennstrecke hetzten, war Patrik Kaiser aus Schellenberg / Liechtenstein.

In dem kuriosen Rennen strauchelte der schwarze Hengst am Ende über die Technik – Patrik Kaiser wurde erneut um eine Zieldurchfahrt beim härtesten Langstreckenrennen der Welt gebracht. Pünktlich um 17 Uhr fiel am Pfingstsonntag der Startschuss zur 41. Auflage des 24h-Rennens am Nürburgring. Knapp 180 Autos starteten in das härteste und berühmteste Langstreckenrennen der Welt, gut und gerne 700 Piloten traten an, um sich zu messen und um die Nordschleife zu bezwingen.

Anzeige
„Mit Startplatz 31 waren wir sehr weit vorne in der Startaufstellung und hatten eine ideale Grundlage, um nach 24 Stunden weit vorne zu stehen“, resümierte ein zermürbter Patrik Kaiser nach dem Rennen. Mit „wir“ meinte er das gesamte Team unter der Leitung des ehemaligen DTM-Piloten Danny Pfeil und natürlich auch seine Fahrerkollegen Christian Kohlhaas (Andernach), Alexander Matschull (Bad Homburg) und Maximilian Götz (Uffenheim). Den Start bei Trockenheit vor 210.000 Zuschauern übernahm Götz, der sich mit Matschull die Profirolle im Fahrerquartett teilte. Reibungslos lief die „heiße Phase“ der erste Runden ab, Patrik Kaiser ging als dritter Fahrer ins Rennen. „Aus taktischen Gründen“, erklärt Kaiser, „hatten wir den Entschluss gefasst, in der Nacht Doppel-Stints zu fahren – also zwei Stunden am Stück. Meine erste Stunde war echt super, der Ferrari ging richtig gut, ich konnte meine Runden mühelos abspulen und die gute Vorarbeit von Götz und Matschull fortsetzen. Kurz vor meinem Boxenstopp begann es zu regnen und mir wurden Regenreifen montiert. Zunächst hatte ich meine Zweifel, ob die Reifenwahl die richtige war, weil es noch nicht überall und nicht wirklich stark regnete.“

Zu dieser Zeit führte das Team unangefochten die Klasse SP8 und kontrollierte das Verfolgerfeld von der Spitze aus. Mit gut sechs Minuten Vorsprung hatte Kaiser ein beachtliches Polster geschaffen und auch der Reifenwechsel spielte dem Team in die Karten – er erfolgte nicht eine Sekunde zu früh: Der Himmel öffnete sein Schleusen und über die Rennstrecke ergoss sich sintflutartiger Regen. Diese Regenfront sei schon zum Start angekündigt gewesen, habe sich dann jedoch um ein paar Stunden verspätet, scherzt Kaiser im Nachhinein.

Neustart mit Problemen

Zum immer stärker werdenden Regen gesellte sich auch noch Nebel, der zunächst nur an einigen Stellen, später dann fast die gesamte Rennstrecke einhüllte. Die Fahrer erledigten ihren Job sprichwörtlich blind. Kaiser bestätigt: „Es war stellenweise nicht die Hand vor Augen zu sehen, die Scheibenwischer schafften es kaum das Wasser zu verdrängen, hinzu kam eine unglaubliche Gischt durch die Autos. Ich hatte zusätzlich das Pech, dass sich mit jedem Meter die Scheinwerfer verstellten und alles ausleuchteten – nur nicht die Piste. Ich fuhr auf Gefühl und aus Erinnerung und beendete meinen Stint wegen fehlender Beleuchtung eine Runden früher.“

In der Box übernahm Christian Kohlhaas den Wagen, die Mechaniker richteten die Beleuchtung und Kohlhaas versuchte im „rennähnlichen“ Tempo um die Nordschleife zu fahren, als die Rennleitung aus Sicherheitsgründen um 22:44 Uhr das Rennen abbrechen musste. „Eine gute und kluge Entscheidung“, wie Kaiser fand, denn: „Es war wirklich unmöglich, ohne Gefahr für Leib und Leben Rennen zu fahren. Selbst bei geringsten Geschwindigkeiten schwamm der Wagen auf. Es gab viele Ausrutscher und Unfallstellen, es war einfach zu gefährlich.“

Bis kurz nach acht lag der Nürburgring in einem Dornröschenschlaf, ehe die Motoren der verbliebenen Teilnehmer die Eifel und die Fans weckten – auch den zweiten Start fuhr Maximilian Götz, der aber schon nach einer halben Runde Getriebeprobleme meldete. Als Patrik Kaiser den Wagen übernahm, sollte der „Elektronik-Reset“ alle Probleme beseitigt haben, glaubten die Mechaniker. Kaiser: „Dem war aber nicht so. Ich fuhr aus der Box und merkte schnell, dass mir nur ungerade Gänge zur Verfügung standen: 1 – 3 – 5 – 7; 2 – 4 und 6 fehlten. Ich dachte noch: Ach komm, versuch es, vielleicht ist der Wagen dennoch fahrbar. Doch bei der Einfahrt auf die Nordschleife war klar, dass der Ferrari ohne die kompletten Gänge nicht fahrbar ist. Entweder drehte der Motor bis in den Begrenzer oder ich war einfach zu schnell, weil der Gang zu groß war. Ich konnte nur mit stumpfen Waffen kämpfen und entschloss mich, die Box anzusteuern. Die Versuche den Fehler via Laptop zu beheben scheiterten, dann entschied unser Technikchef das Getriebe zu wechseln.“

Auch wenn die Mechaniker wie verrückt arbeiteten, am Ende blieben die Mühen fruchtlos: Das Team gab sich geschlagen und musste zuschauen, wie die Konkurrenz die süßen Früchte des Erfolges naschten. Übrigens: Nach dem Rennen entdeckten die Mechaniker den Fehler. Während das Getriebe völlig in Ordnung war, verursachten zwei gebrochene Kupferdrähte im Stecker des Steuergerätes den Fehler.

Kaisers Resümee seines zweiten 24h-Rennens: „Das Auto ist richtig gut, wahnsinnig schnell und absolut konkurrenzfähig. Genauso wie das gesamte Team. Wir alle haben einen guten Job gemacht und mussten uns nur der Technik geschlagen geben. Denn bis zum Ausfall führten wir die Klasse mit mehreren Minuten Vorsprung an. Die Kombination zwischen defektem Getriebe und feuchter, schmieriger Piste mochten weder ich noch der Wagen – unfahrbar in dieser Konstellation. Trotzdem hatte ich viel Spaß und werde Rennen und Team in guter Erinnerung behalten.“

Anfang Juni geht es für Patrik Kaiser weiter: Dann startete er auf einem Porsche Carrera Cup S des Teams GetSpeed bei der Porsche Sports Cup am Hockenheimring.
Anzeige