24h Nürburgring
21.05.2019
Freud und Leid für WTM Racing bei Generalprobe auf der Nordschleife
Die Crew der #11 kämpfte im Training am Samstag noch mit Vibrationen im Auto. Daraufhin tauschte das Team zunächst die Antriebswellen aus. Als das nichts half, wurde das gesamte Getriebe gewechselt. Das zahlte sich am Sonntag aus: Die Vibrationen waren verschwunden. Hendrik Still zeigte im Top-30-Qualifying auf nasser Fahrbahn eine hervorragende Leistung und stellte den Ferrari auf den siebten Startplatz. „Er hat das wirklich perfekt umgesetzt“, sagt Teamchef Georg Weiss.
Im Rennen konnte sich Still kurzzeitig auf die dritte Position nach vorne fahren. Unterschiedliche Boxenstopprhythmen würfelten das Klassement durcheinander. Selbst für Langstreckenexperten war es schwer, die Übersicht zu behalten, weil verschiedene Fahrzeuge in den unterschiedlichsten Runden zum Boxenstopp kamen. Dadurch war das Gesamtklassement stets in Bewegung.
Einen besonderen Moment erlebte Leonard Weiss in seinem Stint: In 8:36 Minuten fuhr er eine neue persönliche Bestzeit auf der 25,378 Kilometer langen 24h-Variante des Nürburgrings. Damit war er schneller als 2018, obwohl der Ferrari 488 GT3 wie alle SP9-Fahrzeuge für dieses Jahr vom Reglement eingebremst wurde und etwa 25 PS weniger leistet als in der Vergangenheit.
„Ich freue mich total für meinen Sohn“, sagt Georg Weiss. „Er ist konstant im Bereich zwischen 8:35 und 8:40 Minuten gefahren. Da bin ich sehr stolz drauf.“ Er selbst brachte das Fahrzeug letztlich auf Gesamtrang 19 und Position sieben in der Kategorie SP9 Pro-Am ins Ziel.
Das zweite Fahrzeug, der Ferrari #22, erwischte einen weniger reibungslosen Renntag. Die Trainingszeit hätte einen Platz im Top-30-Qualifying garantiert, doch aufgrund eines verspäteten Beginns des Einzelzeitfahrens kam es zu einem Missverständnis. Die Boxengasse schloss fünf Sekunden, bevor man auf die Strecke fuhr. Dadurch war eine Teilnahme an der Qualifikation nicht mehr möglich.
Somit ging es von Startplatz 29 ins Rennen. Doch dieses war von kurzer Dauer, denn schon zu Beginn der zweiten Runde stieß der V8-Turbomotor plötzlich in gefährliche Temperaturbereiche vor. So kam Oliver Kainz nach einer „kurzen“ Runde auf dem Grand-Prix-Kurs zurück an die Box und stellte das Fahrzeug ab.
Der Grund für das Problem ist höchstwahrscheinlich ein Folgeschaden des 12-Stunden-Rennens von Spa-Francorchamps. WTM Racing wird nun in Zusammenarbeit mit Rinaldi Racing und Ferrari eine genaue Analyse des Defekts einleiten, um zu verhindern, dass er sich wiederholt.
Eine erfreuliche Nachricht für das Team kam aus einer ganz anderen Klasse: David Perel hat das ADAC 24h-Qualifikationsrennen erfolgreich auf einem BMW M240i Racing absolviert und so sein zweites Resultat auf der Nürburgring-Nordschleife eingefahren. Damit erfüllt der Südafrikaner nun alle Voraussetzungen für den DMSB Nordschleifen Permit A, der ihn zum Start in der SP9 bei WTM Racing beim ADAC TOTAL 24h-Rennen berechtigt.
Stimmen nach dem Rennen
Georg Weiss (Fahrer Ferrari 488 GT3 #11): „Ich bin zufrieden. Bei dem starken Fahrerfeld, das hier oben antritt, ist das ein gutes Ergebnis. Bis auf ein kleines Problem beim ersten Boxenstopp sind wir ohne Schwierigkeiten durchgekommen. Heute war sehr wenig Betrieb auf der Strecke, aber meine Befürchtungen von vor der Saison haben sich bestätigt: Es ist mit der geringeren Leistung schwierig, an kleineren Fahrzeugen auf den Geraden vorbei zu kommen. Solange alle mitspielen, läuft es gut. Aber wenn es nur einer nicht tut, gibt es Probleme.“
Leonard Weiss (Fahrer Ferrari 488 GT3 #11): „Das war eindeutig der beste Stint, den ich bis jetzt gefahren bin! Ich habe mich noch nie so wohl im Auto gefühlt. Der Ferrari hat sich bei allen Bedingungen hervorragend angefühlt. Alles ist perfekt gelaufen. Ich konnte wieder viel lernen und habe gerade im Regen viele Fortschritte gemacht.“
Hendrik Still (Fahrer Ferrari 488 GT3 #11): „Das war ein tolles erstes Nordschleifen-Wochenende für diese Saison, ein super Einstand. Ich bin sehr überrascht, im Top-30-Qualifying bis auf Platz sieben gefahren zu sein. Das Auto war im Regen extrem stark. Die letzten zwei bis drei Sekunden liegen jetzt bei uns. Wir haben einen Erfahrungsrückstand auf die anderen Teams, aber werden zum 24h-Rennen perfekt aussortiert sein. Ich freue mich riesig darauf.“
Oliver Kainz (Fahrer Ferrari 488 GT3 #22): „Das Training lief gut: Wir haben das Auto gut abgestimmt, die Abläufe haben gepasst und wir waren guter Dinge. Bis auf den Defekt hat auch alles funktioniert. Die Rundenzeiten haben gepasst und wir haben ein gutes Setup im Hinblick auf das 24h-Rennen herausfahren können. Das sind die positiven Dinge, die wir mitnehmen können. Das einzige, was schade ist, ist die Tatsache, dass wir kein Ergebnis erzielt haben.“
Jochen Krumbach (Fahrer Ferrari 488 GT3 #22): „Schade, dass uns wichtige Testkilometer entgangen sind. Allerdings bin ich mir sicher, dass für das 24h-Rennen alles gut wird.“
Alexander Mattschull (Fahrer Ferrari 488 GT3 #22): „Leider sind es für mich nicht allzu viele Runden geworden. Aber in den wenigen Umläufen habe ich alle Bedingungen auf der Nordschleife erlebt und konnte wichtige Erfahrungen sammeln. Das war mein Ziel. Natürlich hätte ich gerne mehr Runden abgespult, weil mir hier auf der Nordschleife noch ein wenig die Routine fehlt.“