24h Nürburgring
21.05.2023
Porsche-Kundenteams weiterhin mit Chancen auf Topplatzierung
Zahlreiche Zwischenfälle haben die kühle, aber trockene Nacht über dem Nürburgring gekennzeichnet. Bei Tagesanbruch besaßen noch drei der sieben 911 GT3 R der Porsche-Kundenteams Chancen auf eine vordere Platzierung. Neben den Fahrzeugen von Rutronik Racing und Falken Motorsports befand sich auch der Neunelfer von Huber Motorsport innerhalb der Top 15. Am Lenkrad der Startnummer 25 drehen Werksfahrer Romain Dumas aus Frankreich, die beiden Deutschen Lars Kern und Dennis Fetzer sowie der Franzose Côme Ledogar.
Schon in der Anfangsphase hatte das hohe Tempo des Rennens auf der 25,378 Kilometer langen Kombination aus historischer Nordschleife und dem ursprünglichen Layout des Grand-Prix-Kurses jedoch ihren Tribut gefordert. Als erstes musste Manthey EMA mit dem sogenannten „Grello“ einen Rückschlag hinnehmen. Der Franzose Kévin Estre hatte nach einer eindrucksvollen Aufholjagd von Startplatz 20 wieder Rang acht eingenommen, als er aufgrund eines Reifenschadens am Ende seines zweiten Stints in die Reifenstapel rutschte. Nach erfolgter Reparatur konnte das Team die am linken hinteren Rad erneut auftretenden Probleme jedoch nicht lösen. Um 1:30 Uhr am Sonntagmorgen zog Manthey EMA das Fahrzeug von Estre und den Werksfahrerkollegen Michael Christensen (Dänemark), Frédéric Makowiecki (Frankreich) und Thomas Preining (Österreich) aus Sicherheitsgründen zurück. Die Nummer 24 von Lionspeed by Car Collection war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Rennen. Nach einem Ausrutscher von Matt Campbell und einer langwierigen Reparatur hatte das Team nach gut zweieinhalb Stunden aufgegeben.
Im ersten Renndrittel verteidigte der Nummer-44-Porsche von Falken Motorsports die Rolle des bestplatzierten Porsche. Temporär belegte der 911 GT3 R des Österreichers Martin Ragginger, Joel Eriksson (Schweden) sowie der beiden Deutschen Nico Menzel und Tim Heinemann die dritte Position. Das Pech ereilte das Quartett gegen Mitternacht: Bei einem Überrundungsmanöver im Streckenabschnitt Flugplatz rutschte Heinemann in die Reifenstapel. Inklusive Boxenstopp fiel der GT3-Rennwagen zunächst auf den 14. Platz hinter das Schwesterauto mit der Nummer 33 zurück. Um acht Uhr morgens lag er auf Rang acht.
Gegen 3:30 Uhr erwischte es auch den Falken-Porsche von Sven Müller (Deutschland), Klaus Bachler (Österreich) und des Belgiers Alessio Picariello: Beim Passieren eines langsameren Fahrzeugs kam es ebenfalls zu einer Berührung mit anschließendem Leitplankenkontakt. Nach erfolgter Reparatur ging es erneut auf die Strecke, 90 Minuten später rief das Team den Rennwagen aber endgültig an die Box. Für den Porsche mit der Nummer 54 von Dinamic GT war das Rennen um 4:45 Uhr nach einer heftigen Kollision im Bereich Bellof-S beendet. Fahrer Laurin Heinrich konnte das Medical Center nach einem Routinecheck wieder verlassen.
„Wir haben vor dem letzten Renndrittel bereits vier von sieben Fahrzeugen verloren“, fasst Sebastian Golz zusammen. Der Projektleiter Porsche 911 GT3 R ergänzt: „Uns steckt der Schreck vom Unfall des Autos von Dinamic GT mit dem Dacia noch in den Knochen. Wir sind sehr froh, dass es unserem Fahrer Laurin Heinrich und dem Piloten des Dacia soweit gut geht. Nun konzentrieren wir uns auf die drei verbliebenen Neunelfer im Wettbewerb. Die Porsche von Rutronik Racing, Falken und Huber sind in der aktuellen Phase des Rennens gut unterwegs. Wir müssen abwarten, wie sich die Performance mit zunehmenden Temperaturen entwickelt. Hoffentlich können wir um ein Top-5-Ergebnis kämpfen.“
Nico Menzel (Porsche 911 GT3 R #44): „Ich bin einen Doppelstint aus der Nacht in den Tag gefahren. Auf der Strecke war viel los und das Risiko-Management nicht immer einfach: Wer das Risiko gegangen ist, konnte massiv Zeit aufholen – oder auch das Auto weghauen. Wir waren an unserem Limit und innerhalb der Top 10, das ist eine realistische Platzierung für uns. Uns liegen kühle Temperaturen besser. Wenn es wärmer wird, müssen wir die Hinterreifen am Leben halten. Insgesamt haben wir den Porsche ganz gut über die Distanz gebracht. Tim kam in der Nacht beim Überrunden kurz auf einen Curb, hat das Auto verloren und einen 360-Grad-Dreher hingelegt. Dabei kam es auch zu einem leichten Leitplankenkontakt, der leider einen Reifenschaden verursacht hat. Die Reparatur hat uns aber nur 3,5 bis vier Minuten gekostet, das haben die Jungs super gemacht. Wir gehen jetzt all-in. Vielleicht können wir noch ein Top-5-Ergebnis einfahren.“
Julien Andlauer (Porsche 911 GT3 R #96): „Insgesamt bin ich ziemlich happy, denn wir sind gut durch die Nacht gekommen – das Auto ist in einem Stück, wir haben keine Schäden. Die kühleren Temperaturen passten zu unserer Abstimmungsphilosophie und verbesserten unsere Konkurrenzfähigkeit. Wenn es jetzt wieder wärmer wird, müssen wir vermutlich darunter leiden. Der Porsche fährt wie auf Schienen, das stärkt unser Selbstvertrauen am Lenkrad. Die Ingenieure haben die richtigen Entscheidungen getroffen und unsere Mechaniker liefern bei den Boxenstopps einen tollen Job ab. Alles läuft soweit nach Plan. Nur auf den Geraden fehlt der Topspeed, um weiter vorne mitkämpfen zu können. Wir liegen aktuell in den Top 5, vielleicht können wir noch ein oder zwei Positionen aufholen.“
Lars Kern (Porsche 911 GT3 R #25): „Die Nachtstints waren ganz ok. Wir haben die weichere Reifenmischung gewählt, damit fühlte sich das Auto für mich besser an. Soweit also alles in Ordnung, nur am Anfang haben wir etwas gebraucht, um unsere Richtung und den passenden Luftdruck zu finden.“