Mittwoch, 17. Juli 2024
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24h Nürburgring
01.06.2024

Startreihe eins in der „Grünen Hölle“ für Porsche-Kundenteam Manthey EMA

Der bestplatzierte Porsche startet am morgigen Samstag um 16 Uhr von der zweiten Position in das diesjährige 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Werksfahrer Laurens Vanthoor gelang im Top-2-Qualifying eine Rundenzeit von 8:11,398 Minuten. Insgesamt hatten fünf der sechs 911 GT3 R den Sprung in das entscheidende Einzelzeitfahren geschafft. Mit 44 Rennwagen auf Porsche-Basis stellt der Sportwagenhersteller aus Stuttgart das größte Kontingent im 127 Fahrzeuge umfassenden Teilnehmerfeld. Porsche strebt bei der 52. Auflage des Langstreckenrennens in der Eifel den 14. Gesamtsieg an.

Stuttgart. Wechselhafte Witterungsbedingungen mit teilweise starkem Regen hatten die drei vorherigen Zeittrainings auf dem Nürburgring geprägt. Während der beiden Top-Qualifying-Sitzungen ab 17:30 Uhr am Freitag blieb die 25,378 Kilometer lange Kombination aus verkürztem Grand-Prix-Kurs und historischer Nordschleife bei Außentemperaturen um 16 Grad Celsius und Sonnenschein trocken.

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Laurens Vanthoor war als Zehnter von 17 Teilnehmern des Top-2-Qualifyings zum Einzelzeitfahren auf die Strecke gegangen. Bereits in seiner ersten von zwei fliegend gestarteten Runden setzte er in den ersten vier Streckenabschnitten jeweils die absolute Bestzeit. Sie behielten auch im weiteren Verlauf Bestand. Der Werksfahrer aus Belgien beendete den ersten Versuch nach 8:11,398 Minuten. Im zweiten konnte er sich mit dem bis zu 415 kW (565 PS) starken 911 GT3 R des Porsche-Kundenteams Manthey EMA nicht weiter verbessern. Den Startplatz in der ersten Reihe hatte er für sich, seine Werksfahrerkollegen Kévin Estre aus Frankreich und Thomas Preining aus Österreich sowie Ayhancan Güven aus der Türkei aber sicher.

Als nächstbester Neunelfer fuhr Klaus Bachler mit dem Nummer-33-Porsche des Teams Falken Motorsports auf Rang zehn. Der Österreicher teilt sich den Rennwagen mit Julien Andlauer aus Frankreich, dem Deutschen Sven Müller und Alessio Picariello aus Belgien. Lionspeed GP hatte Patric Niederhauser ins Top-2-Qualifying entsendet. Der Schweizer errang mit dem besten Rennwagen aus der ProAm-Klasse die zwölfte Startposition. Er geht zusammen mit Antares Au (Hongkong), dem Niederländer Indy Dontje und dem Deutschen Patrick Kolb ins 24-Stunden-Rennen. Auf Platz 14 folgt der zweite 911 GT3 R von Falken Motorsports mit Top-Qualifying-Pilot Nico Menzel (Deutschland), seinem Landsmann Tim Heinemann, dem Österreicher Martin Ragginger und dem Schweden Joel Eriksson am Steuer. Als 15. nehmen der Australier Matt Campbell, Dennis Olsen aus Norwegen und die beiden Deutschen Vincent Kolb und Robert Renauer den Eifelklassiker in Angriff. Bei Bachler, Müller, Olsen, Campbell, Preining, Andlauer und Güven handelt es sich jeweils um Fahrer aus dem Porsche-Junior-Programm.

„Das Top-Qualifying war das erste große Highlight des Wochenendes“, erklärt Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Die ersten zehn Fahrzeuge liegen trotz einer Streckenlänge von über 25 Kilometern innerhalb von kaum drei Sekunden – dies zeigt, wie eng es an der Spitze zugeht. Dieses hohe Wettbewerbsniveau erwarten wir auch für das Rennen. Der zweite Platz für Manthey EMA stellt ein sehr gutes Ergebnis für uns dar. Laurens Vanthoor ist eine super Runde gefahren. Falken Motorsports konnte sein Potenzial mit einem Platz unter den besten Zehn ebenfalls andeuten. Auch der zwölfte Rang für Patric Niederhauser mit einem Pro-Am-Auto ist ein gutes Resultat. Jetzt müssen wir unsere Hausaufgaben machen, damit wir morgen gut vorbereitet ins Rennen starten.“


Komplizierte Regelung für die Startberechtigung im zweiten Top-Qualifying

Der Modus für die Teilnahmeberechtigung am entscheidenden zweiten Segment des Top-Qualifying (TQ2) ist ein schwieriger. Prinzipiell wurden zwölf der 17 Startplätze für das Einzelzeitfahren über zwei Runden bereits im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens zugeteilt – bei den ersten zwei Saisonläufen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) und den beiden Qualifiers-Rennen. Dabei geht das Prozedere über die reinen Bestzeiten in den Qualifying-Sitzungen oder Ergebnissen in den 4-Stunden-Rennen hinaus. Beispiel NLS: Zwei TQ2-Startplätze wurden nach der Analyse der Qualifying-Resultate vergeben. Dabei hat der ADAC die Zeittrainings beider Rennen zusammengefasst und jeweils nur die besten Sektorzeiten addiert. Somit zählt eine ideale Rundenzeit für die Wertung.

Ähnliches gilt für die Rennen im Vorfeld des 24-Stunden-Klassikers: Auch hier wird die theoretisch schnellste Runde gewertet. Allerdings betrachten die Organisatoren pro Sektor die jeweils fünf schnellsten Zeiten aus Stints, in denen das Fahrzeug mindestens sechs Runden am Stück abgespult hat. Am Ende werden hierfür vier TQ2-Teilnahmeberechtigungen vergeben. Bei den beiden Qualifiers-Rennen im Mai gingen die Veranstalter ähnlich vor. Hier wurden im Zeittraining vier und in den Rennen sechs TQ2-Startplätze verteilt. Fahrzeuge, die bereits eine Teilnahme im zweiten Top-Qualifying-Segment sicher hatten, blieben bei der Vergabe natürlich unberücksichtigt.

Dabei kommen für die direkte Teilnahme am TQ2 maximal 40 Prozent der Fahrzeuge aus der SP9 Pro-Klasse mit reiner Profi-Besetzung in Betracht – im aktuellen Fall acht Rennwagen. Das gleiche gilt für die SP9 Pro-Am, in der auch niedriger eingestufte Fahrer mit am Steuer sitzen. Aus dieser Kategorie haben sich vier Fahrzeuge für das TQ2 vorqualifiziert. Die verbliebenen fünf Startplätze wurden heute im ersten Top-Qualifying-Segment vergeben. In dem dürfen alle Autos aus den Klassen SP9, SP10 und SP-X auf die Strecke gehen, die noch keinen TQ2-Slot erlangt hatten.

Aus Sicht der Porsche-Kundenteams bedeutete dies: Neben dem „Grello“ von Manthey und den beiden 911 GT3 R von Falken Motorsports standen auch die baugleichen Rennwagen von Herberth Motorsport und Lionspeed GP bereits vorab als Teilnehmer des TQ2 fest. Einzig die Mannschaft von Dinamic GT musste noch im TQ1-Einzelzeitfahren über zwei Runden um einen Platz im finalen Shootout kämpfen. Die Nummer 54 verpasste als Elftschnellster den Sprung in das finale Segment jedoch. Der Deutsche Marvin Dienst bildet mit seinen Landsleuten Marco Holzer und Marco Seefried sowie dem Dänen Bastian Buus ein Team. Auch Holzer und Buus sind ehemalige Porsche-Junioren.


Stimmen nach dem Top-Qualifying

Laurens Vanthoor (B, Manthey EMA, Porsche 911 GT3 R #911): „Das hat richtig Spaß gemacht, der ‚Grello' ließ sich sehr gut fahren. Ich hätte mir die Runde vielleicht ein bisschen besser einteilen können. Ich habe am Anfang stark gepusht, im weiteren Verlauf ließ der Reifen dann etwas nach. Platz zwei ist eine super Startposition für das Rennen morgen.“

Klaus Bachler (A, Falken Motorsports, Porsche 911 GT3 R #33): „Das war richtig cool, ich hatte zwei super Runden. Von der Balance her lag unser Auto leider nicht ganz perfekt – wir waren bei der Abstimmung etwas mehr Risiko eingegangen. Platz zehn bietet uns dennoch eine gute Ausgangsposition fürs Rennen. Es sieht so aus, als könnte das Wetter wieder verrückt spielen. Wir freuen uns schon drauf!“

Patric Niederhauser (CH, Lionspeed GP, Porsche 911 GT3 R #24): „Mit dem zwölften Gesamtrang und der Pole-Position in der Pro-Am-Wertung haben wir unser Ziel erreicht und freuen uns über eine gute Startposition fürs Rennen.“

Nico Menzel (D, Falken Motorsports, Porsche 911 GT3 R #44): „Platz 14 ist sicher nicht das, was wir wollten. Mehr ging heute aber nicht. In den zurückliegenden NLS-Läufen sahen wir besser aus. Wir müssen jetzt gucken, woran es lag, damit wir morgen wieder schneller unterwegs sein können.“

Matt Campbell (AUS, Herberth Motorsport, Porsche 911 GT3 R #5): „Wir haben im Top-Qualifying nur den weniger idealen Platz 15 erreicht. Ich glaube aber, dass unser 911 GT3 R in der Abstimmung für das Rennen besser funktionieren wird als im Qualifying-Setup. Warten wir ab, was passiert.“
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